Veröffentlicht: 29.05.2023
Runter von der Brücke, mitten drin in Schweden und schon der erste Kontakt zu Einheimischen. Der Zoll hält uns kurz an, möchte den Pass von Lilli sehen und wissen, was wir denn so in Schweden machen, was Christine prompt mit "Nordkap" beantwortet. Als pflichtbewusster Fahrer nimmt Christian diesen Auftrag natürlich als solchen an und wir haben quasi eine Mission - auf zum Nordkap. Mal sehen ob sie uns am Ende auch gelingt.
Es zieht uns wieder in die Natur und die präsentiert sich uns in Südschweden von einer ihrer schönsten Seiten. Zwischen Mischwäldern und Seen stellen wir unser Wohnmobil am Västersjön in der Region Skåne ab. Die erste Nacht ist ziemlich windig und regnerisch und daher machen wir es uns im Wohnmobil gemütlich. Für unser nächstes Ziel müssen wir ein paar Kilometer machen und so legen wir einen bei uns eher unbeliebten Fahrtag ein. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, da wir uns für Bundesstraßen und kleinere Straßen entschieden haben, so zwar etwas länger unterwegs sind aber dafür viele neue Eindrücke am Weg sammeln können. Christine, die bereits in Dänemark ihre Liebe zu kleinen Häusern entdeckt hat, findet hinter jeder Kurve ein noch entzückenderes, rotes, kleines Schwedenhäuschen. Typische schwedische, kleine, rot gestrichene Holzhäuser mit weißen Fenstern. Apropos kleine, rote Schwedenhäuser, warum sind die eigentlich so? Die Farbe heißt offiziell Falunrot, da sie aus dem Ort Falun kommt. Dort gab es bis 1992 eine Kupfermine in der es natürlich auch Nebenprodukte gab. In diesen waren die Pigmente für diese Farbe enthalten. Im 16. Jahrhundert war es quasi hip, sein Holzhäuschen mit diesem Farbton zu streichen da sie an Backsteinhäuser erinnerte, die sich zu dieser Zeit nur reiche Mitteleuropäer leisten konnten. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Farbe dann in allen Gesellschaftsschichten an, weshalb sie heute die schwedische Nationalfarbe ist.
Am Vänern See, dem größten See von Schweden und der EU, nahe dem Ort Sjötorp, finden wir für die nächsten Tage ein wirklich besonders schönes Plätzchen. Eine Landzunge, umgeben von Wäldern und Wasser, die man über nicht asphaltierte Wege voller matschiger Schlaglöcher erreicht, teilen wir uns mit ein paar anderen Campern und abends mit vielen Insekten, die bei einem atemberaubenden Sonnenuntergang in den schönsten Farben, über das Wasser tanzen. Obwohl es uns wirklich schon reizen würde an diesem See unser Kajak auszupacken, ist uns das Wasser trotz frühlingshafter Temperaturen einfach noch zu kalt.
Irgendwann holt einen aber dann doch wieder das echte Leben ein, denn unsere Wäschesäcke sind voll, weshalb wir nach Olshammar am Vättern See fahren, wo wir am Hafen des dortigen Segelclubs all unsere Geschäfte erledigen können. Jetzt juckt es uns aber doch zu sehr und wir beschließen eine Runde auf Schwedens zweitgrößtem See zu paddeln.
Schweden ist kein kleines Land, weshalb man sich mit dem Gedanken anfreunden muss, dass man Wegstrecken zurücklegt, bei denen man zuhause fast einmal quer durch das Land gefahren wäre. Langweilig werden diese Fahrten aber bei weitem nicht. Abgesehen von den häufigen Warnschildern bzgl. Elchen (vermutlich bisher 1 totes Exemplar im Straßengraben gesichtet), Wildschweinen (0 Sichtungen) und Rehen (2x lebend, davon 1x mit gebrochenem Vorderlauf und 1x tot im Graben) kommen einem immer wieder aufgemotzte Autos im Schritttempo entgegen, die eine mehr oder minder lange Schlange normaler Fahrzeuge nach sich ziehen. Anfangs stellten wir uns die Frage, weshalb es in Schweden so viele defekte Autos gibt?! Man muss wissen, dass Unfallwracks, ausgeschlachtete Autos und Karossen, die von der Natur mittlerweile wieder vereinnahmt wurden, keine Seltenheit am Straßenrand bzw. in den Wäldern sind. Wir haben mal wieder recherchiert, es handelt sich bei diesen super langsamen Autos quasi um die Mopeds der schwedischen Jugend. In Schweden gibt es ein Gesetz, welches besagt, dass man mit 15 Jahren ein Auto lenken, dieses aber max. 30km/h schnell sein darf und mit Warndreieck ausgestattet sein muss. Aus diesem Grunde drosselt Schwedens Jugend ihre Autos auf 30, klemmt ein Dreieck in die Heckscheibe, tuned es (Tieferlegung, Anlage, etc.) und fährt damit fröhlich in der Gegend herum. Auch Zusatzscheinwerfer und Wildfänge an jedem 2. PKW gehören zur Standardausstattung und Christine will das natürlich jetzt auch an unserem Wohnmobil haben.
Vom Vättern See bis zum nächsten Ziel, dem Großraum Stockholm trennen uns fast 400km. Wir beginnen unseren Tag aber an der frischen Luft, denn wir wandern durch den Tiveden Nationalpark. Ein Urwald mit schmalen Wegen über Stock und Stein, mit reinen Seen, in denen sich die Sonne spiegelt. Hier kann die Natur noch Natur sein, denn der Wald wird quasi nicht bewirtschaftet. Die Bäume fallen wie sie fallen (davor wird auch per Schild gewarnt), es werden maximal die Wege freigeschnitten.
Nach den 7km Wanderung, für die wir fast 3 Stunden brauchten, beschließen wir auf halber Wegstrecke nach Stockholm in Oxelösund zu übernachten, um am nächsten Tag nahe der Hauptstadt den nächsten Nationalpark zu besuchen. Grundsätzlich sei gesagt, dass man in Schweden 30 Nationalparks besichtigen kann.
Der Tyresta Nationalpark liegt kurz vor Stockholm und bietet uns einerseits wunderbare Wanderwege durch Kieferwälder und Heidelbeerstauden und andererseits einen geruhsamen Schlafplatz um am nächsten Tag Stockholm zu besichtigen. Ein weiteres erstaunliches Details in den Nationalparks sind die Lagerfeuerstellen. An ausgewiesenen Plätzen befinden sich Bänke und eine Lagerfeuerstelle inkl. Grillrost und einer Hütte mit Brennholz. Zur Zeit dürfen diese aber auf Grund der bestehenden Waldbrandgefahr leider nicht genützt werden.
Die Hauptstadt ist wunderschön oder wie Christine zu sagen pflegt - sehr sympathisch ! Auf 14 Schären erbaut ist man immer irgendwo von Wasser umgeben und muss immer über eine Brücke gehen um woanders hinzugelangen. Oder man nützt das exzellent ausgebaute öffentliche Verkehrsnetz. Man kann die Stadt super mit U-Bahn, Bim und Bus erkunden. Möchte man etwas weg von dem städtischen Trubel, lädt der weltweit erste Nationalstadtpark, jup genau ein Nationalpark mitten in der Stadt, zum entspannen und genießen ein.
3 Dinge wollten wir im Großraum Stockholm machen. Den Tyresta Nationalpark und die Stadt besichtigen, sowie irgendetwas bei, mit oder auf den Schären. Der Schärengarten bei Stockholm ist die größte Inselgruppe Schwedens auf der man gefühlt 1000 Dinge, von wohnen, über Bootstouren, Urlaub etc. machen kann. Wir entschieden uns für einen Abstecher auf die Schäre Vaxholm, wo wir bei einem kleinen Steg parkten und unser Kajak wasserten. Unsere Entscheidung fiel also auf Kajak fahren zwischen den Schären Stockholms. Kurz gesagt, war es für uns die beste Entscheidung. Wie paddelten zwischen kleinen Inseln herum, auf denen oft nur 1 Haus oder gar keines stand und wurden mitten auf der Ostsee von einem plötzlichen Besucher überrascht. Ungefähr 5 Meter neben uns tauchte ein Seehund auf und nahm uns neugierig unter die Lupe. Auch der "Landhund" im Boot, also Lilli, erwiderte die Neugier des Meeresbewohners. Irgendwann tauchte die Robbe dann aber wieder ab und wir vermerken 1x Seehund Sichtung.
Wie unsere Reise weitergeht, welche Sichtungen wir haben werden und ob wir ehrlich zur schwedischen Zöllnerin waren erfahrt ihr beim nächsten Mal :-)