Veröffentlicht: 21.08.2020
Donnerstag, 13.8.2020
Strecke: Tyn nad Vltavou - Kamyk nad Vltavou
Kilometer: 85
Höhenmeter: ca. 1100
Wetter: sehr sonnig und sehr warm
13:03 (Julle)
Mittagspause und der erste Eintrag für heute. In der Früh wollte nämlich keiner von uns schreiben, weil wir alle so hundskaputt waren (was wir übrigens jetzt gerade wieder sind). In dem coolen Biergarten gestern haben wir nämlich nicht nur sehr viel, gut und billig gegessen, sondern auch Bier bzw. Wein getrunken. Und wirklich tiefsinnige und witzige Gespräche geführt. So gegen halb 10 sind wir zurück in die Unterkunft gegangen und haben die Nudeln für den Nudelsalat gekocht und uns dann mit einer Flasche Wein in den Fernseh- und Sofaraum gesetzt. Nico ist ein bisschen eher ins Bett gegangen, Max und ich erst nach 12. Ich war echt leicht betüddelt!
Jedenfalls war das Aufstehen heute für uns alle sehr schwer und beim Frühstück haben wir kaum etwas runter gebracht und den Nudelsalat fertig gemacht. Wir haben gestern einfach viel zu viel eingekauft. Sagt sogar Max, der Verfressenste von allen Menschen auf der Welt. Trotzdem kamen wir einigermaßen zeitig (ca. halb 9) weg.
Unser heutiger Weg führte von der Moldau weg, durch kleine Dörfer mit alten Häusern, Landwirtschaft und spielenden Kindern. Bergauf, bergab, zwischen Wiesen und Feldern hindurch, aber auch durch Alleen und Wälder. Es gab viele Obstbäume am Straßenrand und auch erstmals Straßenpflocken, sogar an Bäume gebaute Reflektoren.
Es ist an sich eine wirklich schöne Gegend, ist ein bisschen ähnlich wie bei uns. Aber es war auch ein bisschen anstrengend, weil es echt warm war und wir ja übernächtig. Die Wege heute waren nicht mehr nur geteert, sondern zum Teil auch geschottert oder mit Sand aufgefüllt! Anstrengend, aber dann doch machbar.
Und verfahren haben wir uns heute auch noch nicht so richtig. Das blödeste Ereignis war, dass Nico von einer Biene gestochen wurde. Direkt an der Augenbraue, unterm Fahren. Es ist aber gotteidank nur leicht angeschwollen. Und Nico ist trotzdem fröhlich.
Jetzt machen wir gerade Mittag, den dreiviertelten Nudelsalat haben wir schon verdrückt. Von 500g Nudeln. Und zwar auf einer Einbuchtung einer viel befahrenen Straße. Da wird echt gerast und wir müssen noch ca. 3km auf ihr fahren. Aber der Blick von der Brücke runter ist echt hammermäßig geil! Direkt auf die Moldau, die hier sehr grün ist wegen der Algen.
So, jetzt fallen mir bald die Augen zu.
16:05 (Nico)
Eispause. Nachdem wir um halb 3 eine halbe Stunde lang eine Schlafpause an einem See gemacht haben, im Schatten, sind jetzt alle wieder wach und voller Energie. Jetzt ging’s erstmal wieder 15km auf und ab, bis wir gerade in Klucenice angekommen sind und uns in ein schönes, schattiges Plätzchen gehockt haben. Da essen wir jetzt gemütlich unser Eis und trinken eine Coke. Bei der Hitze heute ist das ganz notwendig. Wir sind heute auch schon 69km gefahren und haben uns das Eis verdient.
Ach ja, Julle ist vorher beim Buchschreiben auf dem Baumstammstapel eingeschlafen. Hat sehr friedlich ausgeschaut. Und ich hab in der Zeit ganz brav mein Auge(nlid) sauber gemacht und eingecremt, damit’s besser wird, mein Bienenstich. Und ich glaube, das ist er jetzt auch einigermaßen. Wir haben vorhin auch zusammen „Bright side of live“ gesungen, um uns für die Aufwärtspassagen zu motivieren.
18:36 (Julle)
Wir sind da! Und zwar schon länger. Die „Jugendherberge“ war zwar ganz oben in Kamyk, aber seit unserer Eispause lief es dann durch und Nico und ich nahmen die Steigungen kaum noch wahr.
Unsere Unterkunft ist der Hammer: sau neu, mit Kühlschrank im Zimmer und mit Pool! Da waren wir jetzt gerade zur Abkühlung drin, aber jetzt wird’s kühl und Essen gibt es nur bis 8, weswegen wir jetzt wieder draußen sind. Außer uns genießt noch eine tschechische Großfamilie den Pool.
Außerdem muss ich noch ein paar Sachen nachtragen:
1. Wir sind heute relativ nahe an einem Atomkraftwerk vorbei gefahren.
2. Auf einem Abschnitt war der Weg ziemlich lumpert. (Nicht nur auf einem Abschnitt eigentlich.) Und da waren Schlaglöcher im Weg wieder mit Schotter aufgefüllt, wobei Schotter das falsche Wort ist. Die Steine waren sooo groß! Das trug sich wahrscheinlich so zu:
Christbaumversteigerung 2018, ein Vertreter des hiesigen Stadtrats und einer des Nachbarstadtrats waren u.a. anwesend. Dann gab es eine Tonne Steine grob der Firma Kirsch zu steigern. Und weil man den anderen ja nichts gönnt, haben sich beiden unglaublich hoch gesteigert. Schließlich hat der andere Stadtrat aufgegeben und eine Tonne Steine grob ging an die hiesige Gemeinde. Nur: Was sollte man damit tun? Man hatte doch eigentlich überhaupt keinen Bedarf an derart großen Steinen, noch dazu in der Menge! Aber weil man den anderen ja nichts gönnt, kann man sich auch nicht verschenken. Kurzerhand kippte man dann eine Tonne Steine grob auf den Radweg. So war es und nicht anders.
3. Der Fastunfall: Max fährt etwas weiter vor Nico und mir auf der Straße, uns kommt ein Auto entgegen. Von hinten rast ein depperter Autofahrer ran und überholt Nico und mich, an Max kommt er wegen des Gegenverkehrs nicht mehr vorbei, schert deshalb hinter ihm wieder rechts ein und muss alles zusammen bremsen, um Max nicht über den Haufen zu fahren. Es war sau knapp!
19:17 (Max)
Liebes Tagebuch,
da bin ich wieder. Ich habe Hunger und wir warten aufs Essen. Wir sind draußen und genießen den Ausblick. Heute gab’s Nudelsalat, das war meine Idee! Immerhin sind wir halb wach und schauen besser aus als heute in der Früh und zwar alle.