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17 Berge - Aussicht - Wiedersehen

Veröffentlicht: 27.09.2020

Dienstag, 21.8.2018


Strecke: Donau-Radweg 5 (Golubac - Tekija)

gefahrene Kilometer: 98

Highlight des Tages: die grandiose Natur, durchgängig, als wir ganz oben auf dem Berg waren, das Wiedersehen mit dem älteren deutschen Paar – 2mal


Heute war ein ziemlich cooler Tag. Wir standen wieder zeitig auf und haben uns in dem kleinen Geschäft in der Ortsmitte etwas zu Essen mitgenommen. Golubac liegt ja richtig schön, so am Fuß der Berge und die Donau war direkt daneben und ist hier sehr breit, sie sieht fast aus wie ein See. Unser Radweg verlief direkt an der Donau entlang und war eigentlich eine Hauptstraße. Angeblich hätte sie laut Karte viel befahren sein sollen – war sie aber nicht. Aber es war gut, dass es sich um eine Hauptstraße handelte, weil sie so in einem sehr guten Zustand war, also geteert und ohne Schlaglöcher.

Morgens war es noch recht kalt. Direkt nach dem Ort kommt die Festung, sie thront richtig am Anfang der immer enger und steiler werdenden Felsen, die die Donau mehr und mehr einengen. Es sieht aus, als würde die Donau in die Felsen hinein fließen. Hier beginnt auch der Djerdab-Nationalpark. Wir fuhren eigentlich den ganzen Tag an dieser Straße entlang, was den Vorteil hatte, dass wir uns nicht verfahren konnten. Und diese Straße befand sich immer in unmittelbarer Nähe zur Donau, wir waren z.T. nicht mal einen Meter von ihr entfernt! Zunächst waren sowohl auf unserer als auch rumänischer Seite Felsen und Berge, wobei wir zunächst immer ganz unten fuhren (mit kleinen Steigungen), später dann flachte die rumänische Seite jedoch ab. Nach ca. 15 km frühstückten wir schon. Wir haben in so einer Parkbucht gehalten und da unser ganzes eingepacktes Zeug gegessen. Außer uns waren noch zwei Bauarbeiter auf dem Parkplatz, die saßen aber in einem Auto. War die da genau tun sollten? Vermutlich hätten sie arbeiten sollen, wollten aber nicht und saßen einfach die Zeit im Auto mit lauter Musik ab. Auf der anderen Straßenseite war ein kleines Häuschen und dort wurde anscheinend Honig verkauft und eigene Äpfel und so weiter.

Irgendwann ging es auf unserer Seite echt steil bergauf! Da führte die Straße in Serpentinen hinauf und wir landeten auf der donauabgewandten Seite des Berges. Der Ausblick dort hinunter ins Tal war schon schön, aber als wir dann herum kamen um den Berg, hatten wir einen gigantischen Ausblick auf die Donau. Dann rasten wir den Berg wieder hinab, es war richtig cool. Dann kamen wir nach Donij Milanovac. Dort haben wir Mittag gemacht. Wir radelten also durch den Ort und suchten etwas zu essen, also einen Bäcker oder vielleicht aus etwas Warmes. Schon relativ weit draußen im Ort haben wir noch nichts gescheites gefunden, also fuhren wir wieder zurück und fanden direkt vor der Donau ein kleines Café, vor dem auch Fahrräder standen. So bepackt wie unsere. Wir fuhren hin – dann waren das doch tatsächlich die beiden Deutschen, die wir beim Reifen flicken kennen gelernt haben! Wir setzten uns zu ihnen an den Tisch und haben mit ihnen geplaudert. Und etwas getrunken. Nichts gegessen, weil es sich herausstellte, dass es dort nichts zu essen gab. Ca. eine halbe Stunde haben wir mit den Deutschen verbracht, bevor die wieder aufbrechen wollten.

Wir entschieden uns, nochmal zu dem kleinen Marktplatz zu schauen, ob wir nicht doch noch etwas Essbares auftreiben könnten. Der Marktplatz war ein bisschen wie ein kleines Zentrum, es gab einen Supermarkt und mehrere Essensstände und es waren auch recht viele Leute da. Uns begegneten noch zwei Radler, der Sprache nach zu urteilen waren das Schweizer. Wir entschieden uns für einen Essensstand, der auch einen Innenraum hat. Zunächst sah es so aus, als gäbe es nur Döner, worauf ich nicht so viel Lust hatte. Aber als wir drinnen waren, kam sofort der Ladenbesitzer auf uns zu und sprach uns – auf Deutsch! – an, was wir wollten. Julius fragte ihn, was er denn da hätte. Und dann zählte er uns in perfektem Deutsch und ziemlich differenziert auf, was er alles da hatte: Hähnchenfilet und Hähnchenbrust u.v.m. Ich entschied mich für ein Schnitzelsemmel, Julius einen Burgerfladen im Kebab. Wir setzten uns hinaus und wurden sogar noch bedient! Da tranken wir natürlich auch noch etwas.

Am Nebentisch saß ein ganz alter Mann. Und der hat gestunken. Optisch war er ein bisschen so der Hejmer Sepp-Typ. Er saß ganz alleine am Tisch, hat nur geschaut und sein Bier vor sich stehen, und neben sich auf dem Stuhl eine Plastiktüte. Er war angezogen wie im tiefsten Winter mit einer ausgebeulten Cordhose, typischen Alt-Männer-Schuhen und ein Unterhemd und da drüber noch ein ranziges Hemd und da drüber noch ein Weste und da drüber noch eine Jacke. Irgendwann stand er auf und schlurfte davon, ließ aber seine Tüte liegen. Ich wollte sie ihm schon fast bringen, aber er hat so gestunken, dass ich da nicht hin wollte und außerdem hätte es mich sowieso nicht verstanden. Kurze Zeit später kam er wieder, mit einer weiteren Plastiktüte. Und da drin waren: ein Campingkocher und eine Gaskartusche. Also setzte er sich wieder an seinen Stammplatz und trank sein Bier weiter.

Bevor wir wieder weiter fuhren, fragte uns der Besitzer des Ladens noch, wo wir her kämen. Wir antworteten mit „Bayern“, woraufhin er meinte „Bayern München“, wir bejahten, dann er nur „Ihh, Bayern München“, so spaßhalber. Da hat er sich doch tatsächlich hinterher entschuldigt. Dann ging es wieder weiter, mein persönliches Highlight der bisherigen Radreise. Hinter Donji Milanovac geht ein Arm der Donau ins Hinterland, ca. 2 km fuhren wir den Arm entlang, dann gab es erst eine Brücke drüber. Danach fuhren wir auf der anderen Seite des Arms wieder vor zur Donau. Es war sehr faszinierend. Links war immer die Donau und rechts waren Berge, richtig hohe Berge, z.T. auch nur Felsen und oben alles bewaldet, das war schon toll. Immer wieder gab es so schneisenartige Täler, die in die Donau mündeten, und alles bewachsen. Und dann ging es bergauf. Steil bergauf und konstant bergauf. Und durch Tunnel durch, die aber gar nicht beleuchtet waren. An meinem Fahrrad ist gottseidank ein Licht, aber Julius hat keines. Das war leicht gruselig, weil auch die Autos nicht langsamer fuhren. Wie wir mittags von den Deutschen erfahren hatten, gibt es da aber manchmal einen Knopf vor dem Tunnel, den man als Radelfahrer drücken muss, damit die Autofahrer gewarnt sind, dass hier ein Radler im Tunnel fährt. Diesen Knopf haben wir aber nur einmal gefunden.

Wir fuhren immer höher hinauf. Es war extrem anstrengend, wir haben sehr geschwitzt, aber die Aussicht war einfach grandios! Es gab viele Aussichtspunkte, an denen wir immer hielten, den Ausblick genossen und Fotos machten. Dann kamen wir auch zur engsten Stelle. Man sieht nicht so gut hin, weil die Straße genau hier durch einen Tunnel führt. Aber davor und danach sind Plattformen, von denen aus man sehr gut hinsieht. Danach mündet die Donau in eine Art Becken, das wir auch von ganz oben sahen. Schließlich ging es wieder bergab, wo wir runter rasten und danach noch einmal bergauf. Von hier aus konnten wir auch auf die Berge auf rumänischer Seite herabblicken, also wir waren wirklich ganz oben. An dieser Stelle war eine Tafel im Fels, noch von den Römern. Diese konnten wir leider nicht sehen, weil sie nur vom Wasser aus sichtbar ist. Das liegt daran, dass einige Kilometer weiter ein Staudamm gebaut wurde, der die ganze Donau bis vor Donji Milanovac aufstaute, sie wurde höher und dann nicht nur der Ort, sondern auch die Tafel unter Wasser gewesen wären. Also hat man kurzerhand beides ein paar Meter weiter höher neu aufgebaut. Irgendwo in der großen Donau liegt jetzt also ein verlassener Ort.

In einer weiteren Parkbucht hielten wir wieder an, außerdem noch einige Autos. Das waren wohl meist durchreisende Touristen. Viele Italiener, Wiener (aber das sind eigentlich immer Serben, auch wenn sie ein Wiener Kennzeichen haben) und eben auch Franzosen. Diese Franzosen habe ich (auf französisch) gefragt, ob sie denn von uns ein Foto machen könnten und anders herum auch. Später bei einem anderen Aussichtspunkt haben wir sie wieder getroffen – entweder die sind so langsam, oder wir tatsächlich recht flott.

Ganz oben schließlich machten wir nochmal Pause, setzten uns auf ein Bänkchen und genossen den windigen Ausblick. Von dort aus ging es komplett nur noch bergab bis Tekija. Dazwischen mussten wir tatsächlich kurz warten, weil dort am Straßenrand Felssicherungsarbeiten stattfanden. Da waren 4 Bauarbeiter und die haben Steine runter geworfen. Hier mussten wir mit 5 Autos hinter und 3 Autos vor uns ca. 15 Minuten warten, und haben ihnen bei der Arbeit zugesehen.

Bisher ist das der einzige Ort, in dem wir im Vorfeld nichts gebucht hatten, weil wir einfach nichts gefunden haben! Am Ortseingang gleich rechts war ein Restaurant, aber wir wollten mal noch in den Ort hinein schauen. Dort war ein Schild „Rooms for rent“, und hier hielt sofort ein Auto mit Wiener Kennzeichen und der Serbe fragte uns in gebrochenem Deutsch, ob er uns helfen könne. Wir meinten, wir würden ein Zimmer suchen und er verwies uns auf das Restaurant am Ortseingang. Also folgten wir seinem Rat. Dort trafen wir doch tatsächlich die Franzosen von vorher wieder, aber uns wurde gesagt, hier gäbe es keine Zimmer, aber im Ort. Wir also wieder rein. In Tekija im Zentrum gibt es einen Supermarkt, bei dem wir hielten. Eine Frau stand draußen, und wir fragten mit Zeichensprache, wo es denn hier Zimmer gäbe. Sie rief zu Hause ihren Mann an, schickte uns mit einem alten Mann mit, der uns zu ihrem Haus bringen sollte und sagte, wir könnten bei ihr schlafen. Das würde dann 10€ pro Person kosten. Wir wurden von ihrem Mann empfangen und unser Zimmer gezeigt. Es war wohl ein vormaliges Kinderzimmer, aber sauber hergerichtet, als ob sie darauf gewartet hätten, Gäste zu bekommen. Dann zeigte uns der Mann Dusche und Toilette, woraufhin er erstmal begann, das Schloss zu reparieren.

Nach dem Duschen und Ausruhen wollten wir noch an Tekijas Strand schauen. Das ist ein sehr hübscher Strand, es waren viele Kinder da, die Volleyball gespielt, gebadet und geschwommen sind. Mit dabei war hier auch ein kleiner Imbiss, wo wir uns hinsetzten und etwas bestellten. Am Nebentisch: Österreicher. Auch unser Alter, wahrscheinlich auch auf der Durchreise. Die haben wir nach einer Speisekarte gefragt, weil das in Osteuropa anscheinend nicht üblich ist, Leuten eine Karte zu geben. Und bis wir uns versahen, kam das Deutsche Ehepaar auf unseren Tisch zu. Den ganzen Abend haben wir uns mit ihnen unterhalten, das war sehr schön. Als wir um ca. halb 9 gingen, waren nur wir, die anderen Deutschen und die Österreicher noch da. Jedenfalls war es ein geiler Tag!

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