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Nordirland – Die Auswirkungen des Konflikts hautnah und der sagenumwobene Giants Causeway - 6 Monate in Irland

Veröffentlicht: 08.05.2023

Die letzte Station unserer Reise war für mich ein komplett unbekanntes Terrain. Es ging in die Nordirische Hauptstadt Belfast. Nordirland war in der Vergangenheit für vieles bekannt: George Best, die Dark Hedges, den Giant´s Causeway und der blutige Konflikt Anfang der 90´er Jahre.

Belfast ist eine Karikatur für die gesamte Lage in Nordirland. Die Stadt ist geteilt, mitten im Stadtzentrum grenzt eine 15 Meter hohe Mauer das irische Viertel vom Rest der Stadt ab, da die Menschen Angst haben angegriffen zu werden. Durch die Straßen fahren gepanzerte Polizeiautos, und egal wo du bist, der Union Jack wird so stark zelebriert, dass die Straßen überfüllt damit sind. Im irischen Viertel genau das gleiche, nur eben mit der irischen Flagge. Der Konflikt hat sich mittlerweile entspannt, die Wunden sind aber immer noch tief in der Bevölkerung verankert.

Die Docklands von Belfast besuchten wir ebenfalls noch und machten einen Abstecher in das große Titanic-Museum. Sehr interessant, aber den Preis dann doch nicht wert. Als wir rauskamen, regnete es wie aus Eimern, wir nahmen den Bus in die Innenstadt und es hörte auf einmal wie auf einen Schlag auf. Wir dachten, dass wir auf der sicheren Seite sind und spazierten in Richtung unseres Airbnb in der North Side von Belfast. Und dann ging es los und wie: Es schüttete so stark, und wir liefen durch den Regen nach Hause. Als wir zuhause ankamen war wir dermaßen nass, dass alles in Wasser triefte.

Dann kamen wir also noch zu unserem Highlight in Nordirland. Der nordirischen Variante des Wild Atlantic Ways! Also Zack einen Bus gebucht, da Autos hier noch schwieriger sind zu mieten als in Irland. Die Bustour entpuppte sich wirklich als Geheimtipp. Der Busfahrer hatte in der Vergangenheit wohl eine Zeit als Comedian, denn die Witze, die er rausgehauen hat, waren wirklich krass. Ich kann mich noch an den einen Witz erinnern, den er über 5 Minuten aufgebaut hat und der mit einem brüllenden Lacher endete, als wir auf ein Wandgemälde einer alten Frau an einem Haus schauten. Die Stationen, die wir anfuhren, waren wunderschön, viele Drehorte von Game of Thrones und dann waren wir endlich da: Die Dark Hedges, der Königsweg in GOT, eine magische, natürliche Baumallee. Wir spazierten hier entlang und machten magische Fotos.

Dann ging es zum geilsten Ort Nordirlands, den Giants Causeway. Die Geschichte des Giant Causeway sieht wie folgt aus:

Hoch droben im Norden Irlands lebte einst ein Riese; Fionn mac Cumhaill war sein Name. Seine Burg thronte auf der steilsten Klippe der Küste und ihr Turm war so hoch, dass er die Wolken am Bauch kitzelte. Für den Riesen aber waren es nur drei Schritte über die Klippen bis hinunter ans Wasser, und selbst wenn ein Sturm tobte, reichte die schäumende Brandung nicht bis über seine Schultern hinaus.
Mit seiner geliebten Frau Oonagh führte Fionn ein geruhsames Leben: Frühmorgens ging er zur Jagd, tagsüber sah er nach seinem Vieh und abends verzehrte er am Kaminfeuer ein köstliches Mahl, das Oonah bereitet hatte. Gelegentlich aber, wenn die Sonne ihn allzu warm im Bart kitzelte oder der Regen so heftig prasselte, dass selbst sein Riesenhaupt die Tropfen spürte, überkam ihn die Lust zu streiten. Fionn brauchte jemanden, mit dem er seine Kräfte messen konnte. Doch im ganzen Land gab es niemanden, der dies wagte, und das ärgerte Fionn ganz gewaltig. Was nützte es einem Mann, der stärkste Kerl im Lande zu sein, wenn er niemanden hatte, der sich mit ihm prügeln wollte?!?
Eines milden Abends hatte Fionn genug von diesem Elend. Er trat vor seine Burg, erhob die Stimme und rief so laut, dass selbst das Rauschen des Meeres verstummte: „Bin ich denn umgeben von lauter feige gackernden Hühnern und erbärmlich auf dem Bauche kriechenden Würmern?!? Wo bist du, Krieger, der es wagt, sich in ehrlichem Kampf mit mir zu messen? Wag‘ dich heraus aus deinem Erdloch und stelle dich zum Streit mit Fionn McCumhaill!“
Und was der Riese nicht erwartet hatte, geschah: Er erhielt Antwort! „Einen erbärmlich kriechenden Wurm nennst du mich, Fionn McCumhaill? Ha! Der Wurm bist du selbst, und wenn du dein Maul noch weiter aufreißen willst, werde ich dich unter meinem Daumennagel zerquetschen und deine Eingeweide den Walen zum Fraß vorwerfen!“ Es war Benandonner, Fionns schottischer Nachbar, den er manchmal auf den jenseitigen Klippen wandeln sah. Benandonners Worte erzürnten Fionn nun allerdings erst recht. Glaubte der Kerl dort drüben wahrhaftig, er wäre stärker als Fionn? Wütend schleuderte er eine Beleidigung zurück und im Nu war ein wahrer Riesen-Streit im Gange.
Wochenlang währte der Streit. Abend für Abend schallten wüste Beleidigungen übers Meer hinweg und die Wogen duckten sich unter bisher ungehörten Schimpfworten. Es kam der Tag, an dem Fionn in seinem Zorn ein Stück Erde aus dem Boden riss und es auf Benanndonner schleuderte. Der Erdbrocken jedoch fiel schon vor der jenseitigen Küste ins Wasser. Dort bildete er eine Insel, die hinfort „Isle of Man“ genannt wurde. Nicht im Geringsten entmutigt von diesem Misserfolg ersann Fionn einen neuen Plan: Aus den Klippen vor seiner Burg brach er Felsbrocken heraus. Er formte sie zu mächtigen Pfeilern und rammte sie in den Meeresboden. Ein Damm sollte daraus werden, auf dem Fionn hinüber nach Schottland spazieren und Benanndonner ein für alle Mal klar machen würde, wer hier der stolze Riese war – und wer der elende Wurm!
Tag und Nacht, Woche für Woche mühte sich Fionn. Bei jedem Pfeiler, den er in den Meeresgrund steckte, freute er sich auf seinen Kampf mit dem Großmaul Benanndonner. Und endlich war es soweit: Mit stolz geschwellter Brust betrat Fionn seinen Pfad und eilte der fremden Insel entgegen. Genau wie zu Hause erklomm er die Klippen mit drei Schritten – und erschrak. War das ein Berg, der da so steil vor ihm aufragte? Ein Berg, der geformt war wie eine riesige, nackte Fußsohle? Fionn schritt um den Berg herum und erschrak noch mehr: Der Berg war in der Tat eine riesige Fußsohle, und ihr Besitzer gewiss niemand anders als Benanndonner, der hier längelang am Boden lag und schlief. Benanndonner, der von der heimatlichen Küste aus kaum größer ausgesehen hatte als ein Mensch!
Voller Entsetzen wanderte Fionns Blick den nicht enden wollenden Körper entlang bis zum Gesicht des Riesen. Aus der Entfernung und mit geschlossenen Augen freilich wirkte es friedlich. Aber was, wenn Benanndonner erwachte und erkannte, wie klein sein Gegner Fionn aus der Nähe betrachtet war? Fionn überlegte nicht einen Augenblick länger. Mit einem großen Satz war er zurück an den Klippen und mit einem weiteren hinunter am Wasser. Dann trennte ihn nur noch der Damm von seiner schützenden Burg…
Oonagh, die stets geduldig über dem Geschehen gewacht hatte, erwartete ihren Mann bereits. Sie führte Fionn ins Schlafgemach, steckte ihn in eines ihrer Nachthemden und setzte ein besticktes Häubchen auf seinen Kopf. Derart kostümiert schickte sie ihn zu Bett. Als wenig später der schottische Nachbar ans Burgtor hämmerte, sodass sogar das Bett im Schlafgemach erzitterte, bat sie ihn freundlich herein. „Ich fürchte, mein Mann ist eben zur Jagd aufgebrochen“, erklärte sie, „aber komm doch bitte herein und warte auf ihn!“ Benanndonner folgte widerspruchslos. Fionns Sprung über die Klippen hatte ihn gewaltsam wie ein Erdbeben aus seinem Schläfchen gerissen und er war noch nicht ganz klar im Kopfe.
Er leerte den Bottich voll Tee, den Oonagh ihm anbot, und nahm auch ihre Einladung an, Fionns Leibspeise zu kosten. Als er sich jedoch an dem Sandwich aus zwei Scheiben Eichenholz, belegt mit armdickem Leder und zusammengehalten von Eisennägeln, einen Zahn ausbiss, wurde ihm leicht unbehaglich zumute. Was für ein Mann musste es sein, der sich auf diese Art ernährte? Welch harter Brocken steckte hinter diesem Fionn??? Oonagh indessen bemerkte nichts von seinem Unbehagen. „Willst du nun, da du dich gestärkt hast, vielleicht auch Fionns Nachkommen die Ehre deines Besuches erweisen?“, schmeichelte sie lächelnd. Und Benanndonner blieb nichts anderes übrig, als zurückzulächeln, ihr ins Innere Gemach zu folgen und das Baby zu bewundern: Fionn.
Derselbe hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt, das Häubchen über die geschlossenen Augen gezogen und nuckelte hingegeben am Daumen. Benanndonner schluckte. Er hatte in seinem Riesenleben bislang nicht viele Säuglinge erblickt, doch eines war ihm klar. Dieser hier war weder klein noch niedlich, wie er es eigentlich sein sollte, sondern ausgesprochen groß, breit und hässlich. Was wiederum nichts anderes bedeuten konnte, als dass sein Vater noch viel größer, breiter und hässlicher war.
„Bei allen guten Geistern, nein!“, sagte er sich. „Ich laufe doch nicht sehenden Auges in mein Verderben, indem ich auf die Rückkehr dieses Burschen warte!“ Und damit lief er los, so rasch ihn seine nackten Sohlen trugen. Zurück zum Burgtor ging´s und über den Causeway hinüber auf seine eigene Insel. Unterwegs riss Benanndonner noch etliche der Felsensäulen aus dem Wasser. Nicht dass Fionn noch einmal auf die Idee käme, Benanndonner zu besuchen! Wie sollte er denn ahnen, dass Fionn ebensoviel Angst vor ihm hatte wie umgekehrt?

Die Wahrheit ist, dass der Giants Causeway über natürlichen Wege vor 60 Millionen geformt wurden und die bis zu 12 Meter hohen, sechseckigen 40.000 Basaltsteine so entstanden. Diese Steinkulisse war entzückend und so endete unser Ausflug nach Nordirland und auch die gesamte Reise!


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