Veröffentlicht: 24.01.2018
Schweren Herzens verlassen wir unser gemütliches Funky Green Hostel in Rotorua und setzten uns in den Interciry Bus nach Taupo. Auf der Fahrt gibt's viele Wiesen, Kühe und Schafe, bis wir am Lake Taupo ankommen und uns auf die Suche nach der Haka Lodge, unserem Domizil über Weihnachten, machen. Das Hostel ist recht groß, sieht aber eigentlich ganz nett aus. Es gibt eine schöne Terrasse mit Seeblick im Haupthaus, wir wohnen allerdings im Nebenhaus. Wie überall in Neuseeland hören wir auch hier fast nur Deutsch. Scheinbar befinden sich alle Schulabgänger aus unserem Heimatland momentan in Neuseeland. Das finden wir nervig.
Wie dem auch sei, heute ist bereits der 24.12. Das interessiert die Neuseeländer nicht wirklich, denn hier kommt Santa Clause erst am 25. Um uns herum tummeln sich allerdings zahlreiche Elfen, Rentiere sowie Weihnachtsmänner und -frauen, denn scheinbar ist es hier total angesagt, sich in der Vorweihnachtszeit zu verkleiden. Verständlich, gibt ja leider kein Karneval.
Nur zwei Bewohner sind nicht im Weihnachtsfieber: wir. Umzingelt von 18-jährigen Teenies, biertrinkenden Elfen und selfiemachenden Rentieren fühlen wir uns irgendwie fehl am Platz. Abends gönnen wir uns mal so richtig was und kochen ein Curry. Zum Nachtisch gibt's Spekulatius, immerhin ein bisschen Weihnachtsgebäck. Nächstes Jahr wird wieder Zuhause gefeiert. Mit ganz viel GLITZER und DEKO und Tonnen von PLÄTZCHEN (O-Ton Lisa).
Um die Stimmung auf den Höhepunkt zu treiben verkündet uns das Lodge Personal, dass wir die langersehnte Alpinwanderung, das Tongariro Crossing, morgen nicht machen können, weil das Wetter zu schlecht ist. Sturm, Regen und Nebel machen die Besteigung unmöglich, na super. Wir ändern unsere Planung, um die Wanderng hoffentlich am 26.12. machen zu können.
25.12.- Merry Christmas! Es ist grau und regnerisch, die Temperaturen ähnlich wie im Rheinland, wo sich Lisa grade hinwünscht. Erster Gang des Tages ist allerdings der Weg ins Krankenhaus, denn Lisa geht es zunehmend schlechter. Bevor sie jedoch mit jemandem sprechen darf, müssen 100 Dollar gezahlt werden. Schritt 2: Die Krankenschwester stellt Fragen, die Ärztin auch, untersucht wird nix, denn die Labore haben Weihnachtsferien. Lisa bekommt mal auf gut Glück ein Antibiotikum und wird dann entlassen. Die Krankenhäuser in Peru und Bolivien waren ein Träumchen dagegen. Mehr können wir momentan jedoch nicht machen.
Hasi, unsere pforzheimer Bekanntschagt aus dem Auenland, hat sich mittlerweile auch zu uns in die Lodge eingebucht. Zu dritt bummeln wir durch Taupo und spazieren am See entlang. Abends erfahren wir, dass die Wanderung für morgen möglich ist und buchen einen Platz im Shuttle.
26.12. morgens: Wir fahren zum Endpunkt der Wanderung, um uns von dort mit dem Shuttle zum Startpunkt fahren zu lassen. So läuft das hier, denn sonst wäre es ja umsonst. Die Landschaft ist schon jetzt wunderschön, riesige Gletscher am Horizont, davor endlose Wiesen und Weite.
Dann geht's los-wir steigen aus und werden von heftigem Wind begrüßt. Gut vermummt starten wir den hike Richtung Mordor, am berühmten Schicksalsberg entlang. Das Wetter ist nicht schlecht, ein bisschen diesig ist es allerdings schon von Zeit zu Zeit, aber das muss vermutlich so sein (Sonnenschein und Mordor passen wohl nicht so gut?). Es geht treppauf, treppab, über kleine Flüsschen, vorbei an grotesken Steinformationen. Je höher wir steigen, desto mehr pustet uns uns der Wind entgegen, wir können uns schon fast dagegenlehnen. Als wir den höchsten Punkt der Wanderung erreichen, blicken wir hinab auf zwei kleine Lagunen mit schillerndem türkisfarbenen Wasser. Dahinter dampft es ganz schön und der bekannte Schwefelgeruch steigt uns in die Nase. Hinter den beiden kleinen Lagunen verbirgt sich noch eine weitere große, die Farben sind der Wahnsinn!
Nun beginnt der Abstieg über einen langen, sich die Hügel gleichmäßig hinabschlängelnden Weg. Mittlerweile sind wir wir auch nicht mehr ganz so vermummt, denn die die Sonne kommt immer weiter heraus und wärmt uns. Der letzte Teil der Wanderung führt durch dichten Dschungel, grüne Farne, Dickicht und kleine Bächlein überall wo man hinsieht. Nach sieben Stunden haben wir es geschafft und ja, wir sind auch ein bisschen geschafft. Aber das Tongariro Alpine Crossing gehört auf jeden Fall zu den schönsten Wanderungen, die wir je gemacht haben.
Zurück im Hostel spüren wir bereits Po- und Beinmuskulatur, ja, wir haben etwas getan. Nun sehen wir drei aus, als hätten wir uns weihnachtlich verkleidet, denn unsere Nasen glühen mindestens so rot wie die von Rudolph.