Israel-2022/2023
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Tag 3

Veröffentlicht: 20.03.2023

Wir verlassen Jerusalem in Richtung der Gedenkstätte Yad Vashem. Nach einer kurzen Fahrt kommen wir schon an. Leider haben wir nicht die Möglichkeit richtig hinein zu gehen, sondern nur den Außenbereich zu erkunden. Die kurze Entäuschung hält sich aber nur kurz. Wir gehen durch die Wege zwischen den Olivenbäumen entlang die als Gedenken für Menschen gepflanzt wurden die Menschen jüdischen Glaubens während der Naziherrschaft versteckt oder geholfen hatten.

Nach einem Rundgang an Denkmälern und Bäumen vorbei, gehen wir in einen Gang der den Kindern des Holocausts gedenkt. Ein langer dunkler Gang indem Kerzenlicht scheint. Die Wände sind verspielt, sodass sich die Lichter überall spiegeln. Eine Stimme liest die Namen und das Alter der verstorbenen Kinder vor. Wir kommen wieder in die Wärme der Sonne und haben einen unglaublichen Ausblick über ein Tal. Dieser Punkt markiert das Ende der eigentlichen Ausstellung und soll Besuchern bewusst machen das der Blick auch nach vorne, in das helle und schöne des Lebens gehen soll.

Nach unserem Rundgang treffen wir Ruth. Ruth Berlinger Jahrgang 1931 ist eine Überlebende des Warschauer Ghettos. Sie erzählt uns ihre Geschichte von Hunger, Angst und Gewalt der Besatzer. Wir sitzen in einem großen Raum auf Stühlen vor ihr und während sie ihre Geschichte erzählt fließen einige Tränen. Sie erzählt über den Hunger im Ghetto und über die Zeit der Flucht, über die Angst in den verschiedensten Verstecken. Wie sie als Kind nicht verstehen kann warum diese Dinge geschehen. Wie Menschen anderen Menschen diese Dinge antun können. Über ihre Ungewissheit nach dem Krieg. Nach dem Krieg integrierte sie nach Schweden. Die fremde Sprache die sie nicht verstand. Aber dann auch das sie ihren Mann kennenlernte, mit dem sie jetzt siebzig Jahre verheiratet ist.

Ein kleiner Nebensatz von mir persönlich. Ich hatte mein Leben lang nicht die Möglichkeit, eine Überlebende der Shoah zu begegnen und als ich Ruth nur sah, flossen meine Tränen sofort. Nicht aus Trauer, sondern aus purer Dankbarkeit ihr gegenüber und der Freude über das Ereignis. Während sie vor uns saß, hatte ich das Gefühl dass sie nur zu mir sprach und sie meine Dankbarkeit ihr gegenüber spüren konnte. Nur diese knapp anderthalb Stunden hatte sich die ganze Reise schon mehr als gelohnt. 

Nach dem Treffen mit Ruth Berlinger fuhren wir nach einer kurzen Atempause mit dem Bus weiter, zum Red Canyon. Wir kletterten durch wunderschöne Felsen und sahen mitten im nirgendwo einen tollen Sonnenuntergang. Danach fuhren wir weiter zur südlichsten Stadt Israels Ellat, wo wir die Nacht in einem Hostel verbrachten.


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