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Tricase - Erlebnisse am südlichsten Ende von Apulien (24. Stop)

Veröffentlicht: 31.07.2021

In Casa Yasmin schlafen wir unglaublich gut. Eine kalte Dusche am Morgen tut nach den langen Fährfahrten auch richtig gut. Erholt, erfrischt, und voller Freude, dass Yasmin noch einen Tag länger für uns Zeit hat, machen wir uns in ihrem Fiat auf den Weg zum Hafen. Wir müssen einen kleinen Umweg nehmen, weil die direkte Straße im Sommer nur Einbahnstraße für die Gegenrichtung ist. Am Hafen von Tricase Porto setzen wir uns in eine Bar und trinken den besten Cafè, seit wir losgefahren sind. Und dazu noch ein besonderer: der Cafè leccese ist eine salentinische Kaffeespezialität, die es auch in anderen Teilen Apuliens gibt und gerne getrunken wird. Dabei wird Mandelsirup in ein Glas mit Eiswürfeln gegeben, und danach der Espresso langsam darüber gegossen. Uns wurde gesagt, dass er mit Mandelmilch gemacht ist, weshalb wir eigentlich eine Art kalten Cappuccino mit Mandelmilch erwarten. Man erkennt aber keine milchige Färbung, und er ist ganz schön süß, aber lecker! Wir wundern uns vor allem über die Süße, da extra gesagt wurde, dass kein Zucker hineinkommt. Yasmin fragt uns darauf mehrmals, ob wir keine Mandelmilch kennen, die ist doch so süß. Wir können nur sagen, dass wir sie anders kennen, nicht ganz so süß. Das mit dem Sirup finden wir erst später heraus. Zu unserem Kaffeeerlebnis gibt es Croissants und Pasticciotti. Pasticciotto ist ein Mürbeteiggebäck, das mit verschiedenen Cremes gefüllt sein kann (Pistazie ist zum Beispiel sehr lecker). Auch dieses Gebäck ist typisch für die Region Salento um Lecce. Während wir unser Frühstück genießen, können wir schon einigen Leuten beim Baden in der Hafenregion zusehen. Sind wohl alles Frühaufsteher. Kennen wir zumindest nicht aus Griechenland, da kam vor 12 eigentlich keiner zum baden.

Yasmin will uns verschiedene schöne Punkte entlang der Küste zeigen, und wir wollen baden gehen, denn - wer hätte es gedacht - es ist schon wieder ganz schön heiß. Im Supermarkt nebenan holen wir uns noch 3 Panini mit Burrata und Tomaten für den Tag. Über die Strada Provinciale delle Terme Salentine fahren wir bis zum Porto Miggiano. Die Straße führt über der steilen Felsküste fast stetig am Meer entlang, von einer Badebucht zur nächsten. Yasmin weist uns auf einige schöne und interessante Buchten hin, bei denen es häufig auch Höhlen gibt. Sie erklärt uns, dass es in der Region aufgrund der wasserdurchlässigen Bodenschichten nur sehr wenige oberirdische Flüsse gibt. Das Wasser versickert und fließt in unterirdischen Flüssen Richtung Meer. An der Mündung bilden die Flüsse dann Höhlen, in die man schwimmen kann, wenn man kaltes Wasser aushält. Das bekannteste Beispiel für eine solche Bucht ist Aquaviva. Es gibt aber auch andere Höhlen, in denen das Wasser eine angenehme Temperatur hat. 

Auch Porto Miggiano, wo wir das erste Mal baden gehen, gibt es eine kleinen Höhlengang, durch den man schwimmen kann. Vom Parkplatz aus gehen wir zuerst an den Rand der Klippen, um schon einmal einen Blick nach unten zu werfen. WOW. Das Wasser ist so klar, dass man in der ganzen Bucht auf den Boden sehen kann. In der relativ engen Bucht ist das Wasser auch sehr ruhig, was die Menschen offensichtlich sehr zu schätzen wissen, denn es ist schon einiges los. Über eine schmale Treppe an der Klippe entlang gelangen wir nach unten zur Badestelle. Die Badegäste verteilen sich auf die größeren Felsen, ein gebautes Plateau und das Wasser. Auch wir legen nur kurz unsere Sachen ab, denn wir können es kaum erwarten, in das kühle Wasser zu kommen. Man muss ein kleines bisschen über die rutschigen Felsen klettern, die ins Wasser führen. Aber es scheint zumindest an den Felsen keine Seeigel zu geben. Das Schwimmen im klaren Wasser ist fantastisch, immer wieder kommen kleine bunte Fische vorbei. Wir schwimmen zu dem kleinen Höhlengang, der quasi unterhalb des Parkplatzes liegt. Es ist so angenehm, dass wir ziemlich lange uns im Wasser treiben lassen, bevor wir es uns auf den Felsen ein bisschen bequem machen. Wir unterhalten uns wieder viel, und die Zeit vergeht rasend. Hin und wieder entdeckt man eine kleine Krabbe, die besonders Yasmin anscheinend gerne in den Po zwicken. Wir beobachten die kleinen Tierchen mit Vergnügen. Es dauert allerdings nicht sehr lange, und uns ist wieder zu heiß. Wir drehen also nochmal eine Runde im Wasser, während Yasmin gerne alles über Dirndl erfahren möchte, und welche italienischen Lieder so auf der Wiesen laufen. Darüber denken wir allerdings fast den ganzen Tag nach. Wir essen noch unsere Panini und machen uns dann auf den Weg zurück zum Auto. Yasmin ist auf salzige Körper vorbereitet und legt Matten auf den Sitzen aus. Ziemlich schlau eigentlich, macht vor allem bei dieser Wasserratte Sinn.

Wir fahren die Küstenstraße weiter entlang bis zum Torre Minervino. Der helle Turm steht auf einer hohen Klippe, wodurch wir wieder eine beeindruckende Aussicht haben. Die Landschaft der Umgebung ist wieder sehr karg und vertrocknet, die Erde leicht rot, und dadurch unsere Füße auch. Sowohl nach links als auch nach rechts erstreckt sich die lange Küste. Yasmin meint, dass man an schönen Tagen auch bis nach Griechenland blicken kann, aber heute ist es zu diesig. Es gibt auch kleine Wanderwege an der Küste, doch die werden vielleicht im Winter genutzt, sonst ist es einfach zu warm, wird uns erklärt. Ja ok, verständlich. Der Torre Minervino steht auf dem Gemeindegebiet von Santa Cesarea Terme und ist einer von vielen, die wir entlang der Küste entdecken. Die Türme wurden unter dem spanischen König Carlo V. im 16. Jhdt. erbaut, damit Angriffe von Osten abgewehrt werden konnten.

Genug der Aussicht, wir fahren wieder über die Panoramastraße, von einem Turm zum nächsten, an den vielen Badebuchten vorbei (die wir alle nur von oben sehen), bis nach Marina Serra, wo es ein Schwimmbecken gibt, das vom Meer gespeist wird. Hier lernen wohl viele Kinder das Schwimmen, und die Eltern und Erwachsenen können weiter raus, wo das Meer deutlich spannendere Wellen schlägt. In der Nähe gibt es wieder eine Grotte, in der wohl früher Nonnen baden waren, weil man von außen nicht hineinsehen kann. Möchte man über das Meer hineinschwimmen, muss man auch kurz tauchen. Sie wird Grotta Matrona genannt. Über einen steilen Steinweg gelangen wir nach unten und steigen in das deutlich kühlere, aber genauso klare Wasser. Irgendwelche Metalle färben die Höhle interessant, das Gestein ist teilweise pink bis violett. Auch das Echo ist beeindruckend. An den Felsen unter Wasser macht uns Yasmin auf die "pomodori del mare" aufmerksam, die so rot leuchten, dass sie wirklich an Tomaten erinnern. Es sind wohl Seeanemonen, aber Seetomaten finden wir wäre auch ein passender Name. Beim Verlassen der Grotte fragen uns oben viele Leute, wie es unten ist - sehr kalt? sehr dunkel? Man merkt, dass sich viele nicht runtertrauen, weil man von oben nichts einsehen kann. Unten ist es aber wirklich schön.
Wir genießen den Rest des Nachmittags an der Badestelle von Marina Serra, lassen uns noch etwas von kleinen Krebsen zwicken, lernen bayerische Wiesenhits oder italienische Zeichensprache und tauschen den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Ganz wie wir uns Italien vorstellen, gönnen wir uns noch einen Spizz im Wasser. Dazu bekommen wir nicht nur Taralli, sondern auch Bruschetta Chips und richtig leckere Oliven. So lässt sich's vei aushalten.

Leider wird es dann langsam Zeit, sich auf den Rückweg zu machen, denn wir haben schon die Übernachtung in Lecce gebucht, und der letzte Bus dorthin fährt schon bald. Wir genehmigen uns noch einmal eine Dusche im Privathaus Casa Yasmin und fahren dann nach Tricase. Bevor wir in die Innenstadt fahren, machen wir noch einen Abstecher zur Chiesa dei Diavoli. Um diese Kirche rankt sich auch eine Legende. Sie wurde infolge eines Paktes zwischen dem Teufel und einem Händler aus San Martino erbaut. Der Teufel machte es möglich, dass die Kirche in nur einer Nacht erbaut werden konnte. Da der Händler allerdings seinen Teil der Abmachung nicht einhalten wollte, entfernte der Teufel aus lauter Wut die Glocken der Kirche. Heute sagt man, dass  Eine kleine Rundfahrt in der Innenstadt zeigt uns zumindest Marktplatz, Burg und Krankenhaus. Dann holen wir noch schnell die Bustickets für nur etwa 5€ p.P. und nutzen die restliche Zeit, um uns mit Taralli, Frise und den für die Region typischen Quarta Cafè für zuhause zu versorgen. Das wird noch ganz schön knapp, weil an der Kasse so viele anstehen. Naja, dachten wir, dann war der Bus auch zu spät. Praktisch.
Der Abschied fällt uns schwer, aber Yasmin wird heute Nacht Richtung Griechenland segeln. Und auf uns warten auch noch einige schöne Flecken in Apulien. Dieser Tag in Tricase war aber ein einziges Erlebnis, das uns bestimmt besonders in Erinnerung bleiben wird.
Diese südlichen Punkte Apuliens sind unserer Meinung nach jede Reise wert!

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