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Update #5

Veröffentlicht: 30.11.2016

Im Moment habe ich im Heim ziemlich viel zu tun. Jeden Tag erfahre ich neue Dinge und es tauchen Probleme auf. Da steckt wirklich so viel mehr hinter, als angenommen.

Der Fundi hat mit zwei Helfern innerhalb von vier Tagen das Haus verputzt und nun müssen wir in den kommenden Tagen die Materialien für den nächsten Schritt einkaufen, damit er weitermachen kann. Geldtechnisch haben wir uns auch geeinigt, sodass die Fertigstellung des ganzen Anbaus voraussichtlich 1200€ kosten wird. 340 für ihn und 860 für die Materialien.

Mit dem Regal komme ich weiterhin nur langsam voran, weil immer etwas dazwischen kommt. Es wartet jetzt aber bereits fertig lackiert darauf, endlich zusammengebaut zu werden!

Da sich unsere Essensvorräte dem Ende zu neigen, mussten wir dringend einkaufen. Grandma sagte aber, sie hätte kein Geld und könne erst im neuen Jahr wieder was kaufen. Was wir bis dahin machen sollten? Keine Ahnung. Zu Weihnachten sollen immer relativ viele Spenden kommen... Da die WorldUnite!-Projektspende, die es für jeden Teilnehmer gibt, aber offensichtlich noch nicht genutzt wurde, wusste ich, dass Grandma das Geld haben muss. Als ich sie darauf ansprach, hatte ich innerhalb von 10 Minuten das Geld in der Hand. Für 100,000TSH haben wir 25kg Reis, 9kg Zucker, 12,5kg Salz, 5l Öl, 3kg Waschpulver und ein bisschen Feuerholz bekommen. Nun hoffen wir auf reichlich Weihnachtsspenden in Form von Reis und Bohnen, idealer Weise so viel, dass die Vorräte dann bis zum Sommer reichen.

Letzte Woche war ein Sozialarbeiter vom District Office da, um die Lage zu checken und die Dinge zu bemängeln, die er schon in seinen Brief geschrieben hat: mangelnde Sauberkeit, da muss die Matron einfach mehr hinterher sein; den fehlenden Patron und Koch; das ständig wechselnde Personal. Von welchem Geld noch mehr Leute eingestellt werden sollen? Gute Frage. Sein Argument für alles war, dass man eben genug Geld haben muss, um ein Waisenhaus zu gründen. Da es aber offensichtlich ist, dass das bei uns nicht der Fall ist, wollte ich andere Lösungsvorschläge hören. Bis ich mal klar gesagt habe, dass es nicht sein kann, dass gar keine Hilfe vom Government kommt, und er nicht immer zu diesem "Argument" zurückgehen kann, weil das zu nichts führt, kam rein gar nichts. Darauf antwortete er aber dann, dass es eben nur einmal im (Halb-)Jahr eine Budgetsitzung für das nächste Jahr gibt und er dann ja ansprechen könne, dass wir Unterstützung bei der Etablierung einer eigenen "Huhn-Farm" bekommen, um einerseits Geld zu erwirtschaften, aber auch Eier und Fleisch selbst zu produzieren.

Bei der letzten Sitzung hat er einen Gesundheitscheck geplant, den wir letzten Samstag hatten. Morgens um 7 war ich im Heim, damit wir um 8 beim Siha District Hospital sein konnten. Dort durften wir dann noch über 1,5 Stunden warten, bis es losging. Die Ärztin hat alle 14 Kinder einmal durchgecheckt. Bis auf Erkältungen und Hautinfektionen scheinen alle gesund. Wie sich später herausstellte, hätten auch Labortests durchgeführt werden sollen, aber davon wusste ich mal wieder nichts. Als wir durch waren und auf die Medikamente warteten, kam ein kleiner Pick-up mit drei jungen Männern, die einen Motorradunfall hatten. Blutverschmiert, mit Knochenbrüchen und schwer stöhnend. Die Kinder sind zur Tür gelaufen, haben die ganze Zeit geguckt und waren nicht wegzubekommen. Die Matron mittendrin. Das hat mich wirklich sehr geärgert.

Irgendwann sind sie dann los und ich bin dageblieben, um auf die Medikamente zu warten. Währenddessen wurden die Männer behandelt, einer musste in ein anderes Krankenhaus und in der Zeit dürften die anderen beiden auf dem Flur warten, mit ihren offenen Füßen auf den Fliesen und alles vollblutend. Hygiene im Krankenhaus ist hier echt anders! Umso cooler war dann aber später, wie sorgfältig die Wunde von einem unserer Kinder behandelt wurde. Die sterilen Sachen werden hier in Metallboxen aufbewahrt. Im allgemeinen werden die verfügbaren Ressourcen glaube ich sehr schlau genutzt.


Mama Hope hat mich in die Geheimnisse der tansanischen Backwelt eingeweiht. Sie backt nämlich für den größten Supermarkt in Sanya (der hat ungefähr die Größe von einem gut sortierten Kiosk) die Kuchen. Sehen immer spektakulärer aus, als sie sind, da sie mit ganz viel Zuckerguss hübsch verziert werden. Darunter befindet sich allerdings einfach normaler Teig mit Zitronen- oder anderen Geschmäckern.

Zu Ihrem Geburtstag habe ich einen Marmorkuchen mit Schokoglasur gebacken, das ist hier schon sehr exotisch. Das kannten die gar nicht und es war daher umso schöner, dass er auch geschmeckt hat!

Der Geburtstag war auch ganz anders, als bei uns. Mein Kuchen war das einzige Geschenk oder Aufmerksamkeit. Nachmittags war ich mit meinen Geschwistern auf dem Sportplatz. Die Großen haben Baseball gespielt und die Kleinen Fußball, alle in Latschen oder Barfuß. Abends kam dann ein Nachbar mit seinen drei Kindern vorbei und wir haben erst Joghurt gegessen und Soda getrunken, dann Kuchen und zum Schluss Nudeln. Das Kuchenessen wurde aber ziemlich zelebriert. Zuerst wurde jeder mit einem kleinen Stück gefüttert, das ist hier glaube ich Tradition. Erst dann kam es größere Stücke. Danach durften die Kinder noch eine bisschen tanzen und wir haben südafrikanischen Weißwein getrunken. Sie haben jetzt schon drei Mal extra für mich Wein gekauft, obwohl sie sonst eigentlich gar keinen Alkohol trinken... Sehr lieb. 🙈 Es war also eigentlich mehr ein Fest für die Kinder. Und selbst die 6 jährige Patricia kann schon mit dem Po wackeln wie die Großen! 😂


Vorletztes Wochenende bin ich spontan Abends noch nach Moshi gefahren. Trotz großer Müdigkeit sind Anna und ich morgens in die Lurheran Church gegangen. Laut Internet sollte der Gottesdienst um 10 anfangen. Wir waren zu spät aber glücklicherweise ging es noch nicht los. Nach kurzer Zeit hat sich eine Frau zu uns gesetzt und erklärt, dass es um 7h auch einen englischen Gottesdienst gab und dieser auf Swahili sei. Nicht schlimm, wie sich später herausstellte. Allein die Kirche war schon beeindruckend. Ein Rohbau, Gerüste und Stützen aus Holz zusammengezimmert, der Balkon noch ohne Geländer, und um die 600 Leute da. Undenkbar in Deutschland! In der ersten halben Stunde wurde nur gesungen, die Sängerin und der Chor wurden von einer Band begleitet und es war wie auf einem Konzert. Den Gebeten davor und danach folgte eine sehr lange Predigt, bei der der Pastor ebenfalls wie ein Star gefeiert wurde. Im Anschluss wurde nochmal gesungen und die Kollekte eingesammelt. Als das Versteigern kein Ende zu nehmen schien, sind wir mit einigen anderen Tansaniern still und heimlich gegangen. Das war Kirche nochmal auf eine ganz andere Art. Echt cool!

Letztes Wochenende bin ich ganz in Sanya geblieben. Samstag war ich ja den ganzen Tag im Krankenhaus und dann im Heim. Dort wollten wir eigentlich Kashata machen, eine Art Keks aus Erdnüssen und Zucker. Dazu blieb aber keine Zeit, weil wir Besuch von drei Deutschen bekamen. Die wollten für das Schulessen der Kinder im nächsten Jahr aufkommen und brauchten Infos. Gab natürlich keine. Ich habe das dann in die Hand genommen und verwalte nun das Geld.

Sonntag war ich morgens in der Kirche und bin nachmittags drei Stunden durch Sanya's Umland gelaufen. Das war echt schön! Hier könnte man den ganzen Tag wandern, weil es einfach nie langweilig wird! Entweder man entdeckt abgefahrene Orte oder kommt mit irgendwelchen Leuten ins Gespräch. Und an sonnigen Tagen kommt dann noch der Blick auf die Berge dazu 😍


Diese Woche verbringen wir eigentlich nur damit, das Essensgeld fürs nächste Jahr zu bezahlen. Gestern gab es ein dreistündiges Meeting, ich habe kein Wort verstanden, bei dem das einzig wichtige für uns war, dass das Essen für jedes Kind 20,000TSH für das ganze Schuljahr kostet. Heute wollten wir es bezahlen, aber der Direktor konnte keine Quittung ausstellen und so müssen wir bis Freitag warten. Alles braucht hier eben seine Zeit.. Morgen gehen wir in die Secondary School und hoffen dort schon für unseren Ältesten bezahlen zu können. Wenn man übrigens Schulden bei der Schule hat, kommen die bei jedem vorbei und nehmen irgendwas als Pfand mit. Bei uns war es Holz und ein Fahrrad. Können aber auch Sofakissen sein, wie wir im Büro gesehen haben. 😅

Gestern Nachmittag kam außerdem noch eine Familie ins Waisenhaus, um den Geburtstag der 10 jährigen Tochter mit uns zu feiern. Sie wollten um drei kommen und waren um halb fünf da. Haben Kuchen, Bonbons, Lollis und Orangen mitgebracht, für die Kinder war das natürlich toll. Aber das ganze war einfach nur schrecklich. Jeder Schritt musste fotografiert werden. Es ging nur um tolle Fotos, alles war gestellt und die Tochter hat sich offensichtlich unwohl gefühlt, die Mama sah gelangweilt aus und der Vater war engagiert. Es war bestimmt gut gemeint, und die Kinder haben sich ja auch sehr gefreut, dass es was süßes gab, aber ich kam mir echt vor, wie im Zoo. Und ich dachte, sowas würden nur Europäer machen...

Heute habe ich außerdem versucht, kashata zu machen. Ob es was geworden ist, sehen wir erst morgen, wenn der Zucker fest geworden und wir es in Stücke schneiden können. Aber schmecken tut's bestimmt!

Ansonsten plane ich schon eifrig die nächsten Wochen und bin glücklich, dass so viel ansteht und zu tun ist!

Antworten (3)

Ginny
Hallo Anni, ich bin begeistert von dem was du dort leistest und lese deine Berichte regelmäßig. Toll, dass du dich so für die Kinder einsetzt.L G.Ginny

Luigi
Ach Mensch Anni, dass liest sich echt aufregend und spannend. Du schaffst das. Zeig denen einfach weiter, dass du mit dem Geld wohl besser und zum Wohle der Kinder umgehen kannst. Vermisse Dich hier. LG Silke Ps. Habe heute das erste Türchen öffnen können...:)

Dorit
Ich kann mich den Worten nur anschließen und finde es super, super toll, wie du dich dort engagierst! Hut ab!👏💕Wünsche dir weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen. LG Dorit