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#9 Mount Kilimanjaro

Veröffentlicht: 24.01.2017

Tag 0 | Am Tag bevor es losgehen sollte, habe ich endlich ein paar Infos ueber die Besteigung bekommen. Hat mich nicht weiter gestoert, dass alles ziemlich kurzfristig war, aber umso aufgeregter war ich natuerlich. Pristine Trails ist Partner des Kilimanjaro Porters Assistance Project, welches die Mission hat, die Arbeitsbedingungen der Traeger zu verbessern. Regelmaessig werden Besteigungen der Partnerfirmen "ueberwacht", um sicherzustellen, dass die Traeger zum Beispiel ausreichendes Equipment haben. Das war ein Grund, warum ich Prsitine ausgewaehlt habe, umso enttaeuschender war es dann zu sehen, dass einer der Traeger aus meiner Sicht ueberhaupt nicht gut ausgestattet war. Da traegt der Arbeitgeber meines Erachtens mit Verantwortung fuer, aber in den meisten Firmen muss jeder fuer sein eigenes Equipment sorgen. Abends haben mein Guide Erick (schon ueber 150 Besteigungen hinter sich) und ich einen Equipment-Check gemacht und sind die Route durchgegangen. Mit mir sollten noch zwei Amerikaner starten, deren Gepaeck hat es aber leider nicht mit nach Moshi geschafft. So kam es zu meiner "privaten Tour".

Tag 1| Machame Gate (1800m) - Machame Camp (2835m) | 11km | 4h30 | Um 9 wurde ich zu Hause abgeholt. Nachdem wir mein Ausleih-Equipment im Buero abgeholt hatten, ging es in Richtung Gate. Dort angekommen, dauerte es noch eine Weile bis wir die Erlaubnis bekamen, zu starten. Wir haben ein bisschen geschummelt und so zwei Traeger gespart. Indem ich gesagt habe, dass ich fuer mich selbst koche, brauchte ich offiziell keinen Koch und dieser konnte offiziell Traeger sein. Koeche duerfen naemlich eigentlich nur ihr eigenes Gepaeck (und Eier) tragen. Ein Kochzelt brauchten wir auch nicht, da Juma (Koch) das von einer anderen Gruppe mitbenutzen konnte. Meine anderen beiden Traeger hiessen Jonny und Hamudi. Gegen halb 1 haben wir die erste Etappe gestartet. Der Trek fuehrte 10km durch den Regenwald, ich war ueberrascht, wie steil es schon zu Beginn war. Wie sollte das nur die naechsten Tage werden?! Ploetzlich begann es zu schuetten und die Regenkleidung musste schon alles geben. Als wir den 3000m immer naeher kamen, veraenderte sich auch die Landschaft. Der Regenwald wich kleineren Baeumen und es wurde steiniger. Im Camp angekommen, versuchten wir alles so gut wie moeglich zu trocknen. Mein Zelt war bereits aufgebaut und ich wurde mit Tee empfangen. Das Essen war auch lecker, es gab jeden Abend Suppe, Reis oder Nudeln und meistens eine Gemuesesosse und Obst. Die Nacht war klar, der Gipfel zu sehen und der Sternenhimmel unglaublich. Ich habe gleich tierisch gefroren und kaum geschlafen. Da ich Hoehentabletten nahm, musste ich auch noch ziemlich oft auf Toilette. Die Nacht war also kurz.

Tag 2| Machame Camp (2835m) - Shira Cave Camp (3750m) | 5km | 4h30 | Am Morgen kam die Sonne raus und es wurde schnell warm. Zum Fruehstuck gab es Kakao, Obst, Ruehrei, Porridge und Toast. Viel zu viel, aber richtig lecker. Der Weg war steiler als am ersten Tag , der Blick auf die Shira Range toll. Gegen Mittag kamen wir im Camp an, nach dem Essen habe ich mich ein bisschen hingelegt und vor dem Abendbrot sind wir zu den Hoehlen gewandert, in denen die Crew vor 40 Jahren noch geschlafen hat. Von einem Aussichtspunkt konnte man ueber das Shira Plateau und unser Camp gucken, bis zum Mount Meru. Die Zara-Gruppe deren Kochzelt wir benutzten bestand aus zwei jungen Australierinnen, zwei jungen Daenen und noch einem aelteren Australier. Zusammen haben wir uns noch den Sonnenuntergang angesehen und dann gab es schon wieder Essen. In der Nacht habe ich wieder sehr gefroren, aber ein bisschen mehr geschlafen.

Tag 3 | Shira Cave Camp (3750m) - Lava Tower (4600m) - Barranco Camp (3900m) | 10km | 7h15 | Akklimatisationstag. Trotz Sonne im Gesicht fielen die ersten Schritte heute irgendwie schwer. Es wurde relativ schnell kaelter und der Regen wurde erst zu Hagel und schliesslich schneite es sogar. Die fuenf Stunden zum Lava Tower waren echt lang und anstrengend. Bis auf leichte Kopfschmerzen ging es mir aber gut. Dort haben wir unser Lunchpaket gegessen und uns dann aber schnell wieder auf den Weg gemacht. 3km bergab bis ins Camp. Bergauf gefiel mir irgendwie besser... Zum Schluss war ich echt kaputt und heilfroh, als wir das Camp erreichten. Bis es am Abend aufklarte und man eine Seite des Kraters so nah vor sich hatte, war das Camp in Nebel gehuellt. Nach dem Abendbrot habe ich noch mit den Zara-Leuten Karten gespielt und meine neue Waermetaktik im Zelt ausprobiert. Fuesse in eine Daunenjacke gestopft, Fleece-Jacke um die Beine gewickelt und die dicke Daunenjacke angezogen. Mir war in der Nacht tatsaechlich warm!

Tag 4 | Barranco Camp (3900m) - Karanga Camp (3995m) | 6km | 4h30 | Nach 10 Stunden bestem Schlaf ging es die Breakfast-Wall hoch. Die 6-Tage-Trekker starteten schon eine Stunde frueher, da sie ohne Zwischenstopp im Karanga Camp direkt ins Basecamp wanderten. Die Steilwand ist ca. 100 Meter hoch und erforderte zwischendurch richtiges Klettern. Die Anstrengung hat sich gelohnt, man hatte immer wieder tolle Blicke auf das Camp. Oben angekommen fanden wir uns allerdings in den Wolken wieder. Von dort ging es nochmal drei Stunden hoch und runter und wieder hoch bis zum Camp. Die letzte Passage war wieder eine Steilwand, wenngleich nicht so steil wie die Erste. Klatschnass kamen wir im Camp an. Zum Glueck klarte es noch kurz auf und alles konnte trocknen. Nachmittags sind wir noch ein bisschen in Richtung des Basecamps gegangen und haben das Tempo fuer den Gipfelsturm "geuebt". Die Nacht war wieder warm und klar.

Tag 5 | Karanga Camp (3995m) - Barafu Camp (4673m) | 4km | 3h30 | Ganz entspannt sind wir in den Tag gestartet und ganz entspannt sind wir zum Basecamp spaziert. Munter ging es auf und ab bis zum letzten Abschnitt. Der war sehr steil, aber das Camp in Sicht und vorher Kraefte gespart, war das kein Problem. Das Camp war am groessten und vollsten, schliesslich kamen 6-Tage-, 7-Tage-Trekker und Gipfelrueckkehrer zusammen. Der Tag bestand eigentlich nur daraus, so viel wie moeglich zu schlafen. Nach dem Mittag klappte das auch ganz gut. Dann gab es Abendessen und eine Gipfelbesprechung. Gesundheitscheck, mir ging es prima (bis auf leichte Kopfschmerzen, das sei aber in der Hoehe mehr als normal). Sauerstoffsaetting noch bei 80%, auch top. Keine Anzeichen der Hoehenkrankheit. Desweiteren war der Himmel wolkenlos und der Mond fast voll. Perfekte Bedingungen fuer eine Erfolgreiche Tour! Von 19 bis 22 Uhr doeste ich noch vor mich hin, konnte aber keinen richtigen Schlaf finden. Dann fing ich langsam an, alles anzuziehen, was ging und um Punkt 11 verliessen wir als erste Gruppe das Camp. 

Tag 6 | Barafu Camp (4673m) - Uhuru Peak (5895m) - High Camp (3950m) | 13,5km | 13h30 Der Trek begann mit einer ca. 100 Meter hohen Wand, danach durchlief man das inoffizielle Kosovo-Camp, in dem man mit Sondergenehmigung schlafen darf, um dem Gipfel eine Stunde näher zu sein. Nun war noch eine Gruppe vor uns, es fühlte sich aber an, als wären wir die einzigen auf dem ganzen Berg. Man brauchte eigentlich gar keine Stirnlampen, der Mond war so hell. Die nächsten 3 Stunden liefen perfekt. Wir kamen gut voran, ich versuchte so viel es geht zu trinken und aufgrund der Dunkelheit sah man nicht, wie steil es wirklich war. Als wir dann über 5000 Meter kamen, ging es mir immer schlechter. Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit. Und natürlich wurde es nicht besser, je höher wir kamen. Irgendwie ging es aber immer weiter und dann war Stella Point zu sehen. Der Kraterrand. Das letzte Stück bis dahin schien kein Ende zu nehmen, aber irgendwann waren wir tatsächlich oben! Der Sonnenaufgang war atemberaubend (haha). Ich war so kaputt, konnte weder Essen noch Trinken. Von hier bis zum Gipfel sind es eigentlich nur 700 Meter. Und es war auch gar keine Frage, ob es weitergeht, oder nicht. Wenn man sich Kinokarten kauft, bleibt man ja auch nicht an der Kasse stehen. Wir brauchten über eine Stunde. Auf dem Weg kamen mir meine Zara-Freunde entgegen, alle hatten es zum Gipfel geschafft. Den Gipfel selbst fand ich ziemlich unspektakulär, die Landschaft drumherum war verrückt. Auf der einen Seite die Gletscher mit Rieseneisblöcken, auf der anderen Seite der Vulkankrater. Es war schon verdammt cool dort oben. Leider ging es mir echt nicht gut und so wollte ich so schnell es geht, runter. Schnell ging aber leider nicht. Drei Stunden haben wir bis zum Basecamp gebraucht. Sandrutschen inklusive. Unten angekommen tat einfach alles weh und ich war so kaputt wie noch nie in meinem Leben. Ich bin dann sofort eingeschlafen und 2 Stunden später gab es Mittag. Konnte aber immer noch nicht essen. Normalerweise steigt man nun auf 3100 Meter ab, 4 Stunden, aber das war unmöglich. Sind dann nur 2 Stunden auf knapp 4000 abgestiegen, eine sehr weise Entscheidung wie sich am nächsten Tag herausgestellt hat. Im Camp angekommen habe ich eigentlich bis zum Abend nur geschlafen, dann ging es mir besser. 

Tag 7 | High Camp (3950m) - Mweka Gate (1633m) | 13,5km | 4h15

Der letzte Tag begann früh, da wir noch die 3,5km vom Vortag aufholen mussten. Um 7 haben wir das Camp verlassen. Ich hatte unglaublich gut geschlafen und war wie neugeboren. Der Weg bis zum Regenwald war sehr steinig und hätte ich das am Vortag gehen müssen, wer weiss was passiert wäre. So war es aber ein leichter Spaziergang und erst ab Kilometer 10 habe ich meine Beine doll gespürt. Gegen 11 haben wir das Gate erreicht und sind zurück nach Moshi gefahren. Im Büro haben wir noch zusammen Mittag gegessen und dann war ich zu Hause!

Es war so toll! Meine grossen Zehenspitzen sind allerdings immer noch taub vom Abstieg.

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