Veröffentlicht: 05.01.2017
Zwei Monate Gastfamilienleben und Heimarbeit sind mittlerweile um. Um Unmengen an Erfahrungen und Eindrücken reicher, gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber dazu bald mehr, in meinem nächsten Blogeintrag werde ich ein wenig resümieren.
Nun erstmal mehr dazu, wie die letzten beiden Wochen in Sanya aussahen.
In der vorletzten Woche sind dem Fundi plötzlich mehrere Dinge (im Wert von 200€) eingefallen, die er noch braucht und einfach vergessen hat, auf die anfängliche Liste zu schreiben. Da ich aber wirklich wollte, dass das Haus fertig wird, haben wir am selben Tag noch alles gekauft.
Dann war ich fünf Tage krank und nur ein Mal kurz im Heim, um Kartoffeln und Tomaten und ein Huhn, das Grandma mir vorbeigebracht hat (quasi als Medizin), abzuliefern. Dort wurde ich dann mit der Nachricht überrascht, dass einige Säcke Zement fehlen. Grandma, der Fundi und der Wachmann haben sich wohl gedacht, ach, wenn schon Zement da ist, können wir den ja auch benutzen, um den Schweinestall zu verbessern. Zwei Tage später kamen dann alle bei mir an und haben sich entschuldigt, dass sie den Zement noch nicht ersetzt haben. Nach 5 Tagen! Innerhalb von 15 Minuten war er dann da. Ich will mich gar nicht erst fragen, ob sie es auch getan hätten, hätte ich es nicht bemerkt. Irgendwie fehlten trotzdem noch 2 Säcke, vielleicht haben sich unsere Fliesenleger auch einfach verzählt. War dann am Ende aber egal, weil er gereicht hat.
Ein Tag vor meinem Geburtstag war dann plötzlich eines der Kinder weg. Morgens hat sie mit den anderen das Heim verlassen, aber ist weder bei grandma aufgetaucht, noch abends wiedergekommen. Wir vermuteten, dass sie bei ihrer Großmutter in West Kilimanjaro war, die konnten wir aber nicht erreichen. Am nächsten morgen sind wir also zur Polizei. Die haben eine Notiz in ihr großes Buch gemacht und das war's dann. Einige Stunden später kam dann zum Glück die Nachricht, dass sie wirklich bei ihrer Großmutter ist. Das war vielleicht eine Erleichterung..
Pünktlich zu meinem Geburtstag war das Haus dann (fast) fertig. Froh, das abgeschlossen zu haben, habe ich im Garten meiner Gastfamilie Kindergeburtstag gefeiert. Der Morgen verlief aber erstmal ganz normal, keiner gratulierte und im Heim war der Fundi natürlich nicht anzutreffen. Auf dem Rückweg habe ich dann ganz viel Soda für die Kinder gekauft und zu Hause haben wir eine kleine Sitzecke vorbereitet und die Musikanlage nach draußen verfrachtet. Mit einer Stunde Verspätung kamen alle 14 Heimkinder + Naomi und Wity. Auch aus der Nachbarschaft waren nochmal 10 da, einige davon sah ich zum ersten Mal. Die traditionelle Geburtstagsfeier begann mit einer Begrüßung und Vorstellrunde durch Baba Hope. Anschließend überreichte mir Mama Hope einen riesigen Kuchen, ich schnitt ihn an und die Kinder sangen. Darauf folgte die Fütterung mit Kuchen und Soda. Meine Familie hatte außerdem noch Popkorn und Mandazi (Schmalzgebäck ohne Puderzucker) gemacht und ich bekam sogar eine Massaikette mit passenden Ohrringen geschenkt! Als alles aufgegessen war und die Kinder wahrscheinlich alle einen Zuckerschock hatten, habe ich den Dancefloor eröffnet und sie haben zu ihren Lieblingsliedern richtig abgedanced. Das war schon süß und hat allen so gut gefallen, dass sie Baba und Mama gefragt haben, ob sie nochmal wiederkommen dürfen.
Am nächsten Tag habe ich im Heim übernachtet. Vorher kam aber eine ehemalige Freiwillige mit ihrer Mutter und einer Menge Spendengeldern. Das passte perfekt, denn für den Stromanschluss zum Beispiel fehlte vorher einfach das Geld. So verbrachten wir den ganzen Tag mit Einkaufen und Bestellen von Schränken, Betten, Matratzen und einer Solarzelle. Zum Abendessen gab es Reis und Bohnen vom Mittag, zum Glück hatten die beiden noch Fleisch mitgebracht. Sonst wäre es echt nur Reis mit einem Kleks Bohnen gewesen. Danach haben alle noch ein bisschen rumgetobt, bevor ich sie zum Zähneputzen schickte. Das wird anscheinend auch nur morgens gemacht. Die Jungs haben sich alle mit ihren Klamotten vom Tag ins Bett gelegt. Die Mädchen hatten Schlafanzüge an, allerdings lagen zwei einfach auf der siffigen Schaumstoffmatratze, da das Laken in der Wäsche war. Die neuen Matratzen werden echt dringend benötigt. Irgendjemand (Sozialarbeiter oder grandma) soll auch gesagt haben, dass das Licht in den Zimmern die ganze Nacht brennen muss, falls was passiert. So ein Schwachsinn! Ich habe es ausgemacht und die meisten fanden das auch gut. Ob es aus blieb, weiß ich nicht, denn ich habe im Büro übernachtet. Mit fiependen Ratten einzuschlafen war nicht wirklich schön.. Aber es ging. Am nächsten morgen sind wir gegen halb 7 aufgestanden um das Heim zu putzen. Als wir dann frühstücken wollten, waren schon wieder die meisten Kinder bei grandma, ursprünglich hatte sie sogar den Wachmann um 5 Uhr angerufen um sie zu sich zu ordern. Das hat Naomi aber zum Glück nicht zugelassen. Das Erschreckende ist aber, dass die meisten sogar zu ihr wollen. Wir haben sie dann zurückgeholt und Nutella-Bananen- und Erdnussbrote gefrühstückt. Dann ging die Einkaufstour weiter. Diesmal waren Lebensmittel an der Reihe und wir haben ein Musterbett begutachten können. Ich habe außerdem ganz viel Obst und Gemüse für meine Familie eingekauft, da ich am Abend eine Art Abschiedsessen machen wollte und gekocht habe. Es gab Salat, Ofengemüse, Huhn und einen Obstsalat. Wurde von allen für lecker befunden! Süß war, dass Mama Hope am nächsten Tag direkt Ofengemüse und Obstsalat nachgemacht hat.
Dann war Weihnachten! Morgens bin ich ins Heim und dort liefen die Vorbereitungen für das Weihnachts-Kirchen-Essen schon auf Hochtouren. Es gab Pilau, Reis, Pommes, Gemüse, Wassermelone, Mango und Kuchen von Mama Hope. Nach dem Essen haben die Pastorin und Grandma Gebete gesprochen und uns (bzw. Gott) für die Unterstützung gedankt. Anschließend habe ich den Kindern Weihnachtsgeschenke überreicht, es gab für jeden einen Rucksack mit Wachsmalstiften, Bleistiften, Fanta, Kaugummi und einem Löffel. Die Freude war groß und ich konnte mich auch gleich verabschieden, im Januar werde ich ja schon "Besucher" sein. Am späten Nachmittag war ich dann zu Hause und zu meiner Überraschung war gar nichts weihnachtlich. Baba hatte eine 24h Schicht, Mama hat 5 Stunden lang Kuchen gebacken und ich habe dann mit den Cousinen ferngesehen. Abends aß ich mit Mama allein am Esstisch, die anderen saßen auf dem Sofa und der Fernseher lief. Also alles wie immer. Das war wirklich komisch.
Am Montag habe ich ganz gemütlich meine Sachen gepackt und bin nach dem Mittag und einer Fotosession mit dem Bus nach Moshi gefahren. Das Hostel war super und es fühlte sich einfach gut an, wieder alle Freiheiten zu haben.