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Update #4

Veröffentlicht: 16.11.2016

Hamjambo!

Ist ein bisschen was passiert in den letzten 10 Tagen 🙃.

Im Heim habe ich eigentlich die ganze Woche damit verbracht, Angebote für mein Regalholz zu vergleichen und einen Plan aufzustellen, wie es dann aussehen und weitergehen soll. Am Freitag hatte ich dann doch tatsächlich alles zusammen. Die zugeschnittenen Holzbretter, Pinsel und Holzlack (oder sowas ähnliches), Nägel, Schleifpapier und am Montag auch einen Hobel, den ich aber nicht benutze, da ich nicht immer Hilfe zum Festhalten der Bretter habe. Also schleife ich alles mit zwei verschiedenen Schleifpapieren ab und lackiere es danach. Ob es dann auch stehen wird, bleibt abzuwarten 😂. Alles zusammen hat 30,000 TSH gekostet. Wenn ich das bei einem Fundi (kann von Tischler bis Bauarbeiter glaube ich alles sein) in Auftrag gegeben hätte, würde es 200,000 TSH kosten. Da versuche ich mich lieber selbst..

Malema (Besitzerin des Heims) hat mich an einem Nachmittag zu sich eingeladen. Sie wohnt nicht weit vom Heim mit ihrem Mann und momentan 11 Hühnern für Eier, 3 Rindern, 260 Hühnern ready-to-sell, 373 mittleren Hühnern und 310 Küken zusammen. Die Hühner brauchen Ca. 1 Monat, bis sie bereit sind, geköpft und verkauft zu werden. Pro Huhn bekommt sie 3000-7000 TSH. Die Kinder helfen ihr beim Fertigmachen der Hühner und dürfen dann manchmal die Köpfe und Füße mitnehmen und sie im Heim zubereiten... Ja.

Malema betet außerdem jeden Morgen von 5-6 über einen Lautsprecher, den ich sogar bei mir zu Hause höre. Es fängt mit einer Sirene an, dann kommen Musik und Gebete. Jeden Tag.

Letzte Woche stand ein Meeting an, weil das Heim Post von der Regierung bekommen hat. Unter anderem wollen die zu jedem Kind Briefe über deren Vergangenheit und ein Gutachten von Polizei und Psychologen oder Sozialarbeiter. Außerdem sollen noch ein Koch und ein Patron eingestellt werden, und es sei zu dreckig. Von welchem Geld das passieren soll, ist denen natürlich egal. Vom Meeting habe ich nichts verstanden, es wurde aber ein Brief aufgesetzt in dem diese Sachen diskutiert werden. Mal sehen, ob da überhaupt nochmal eine Antwort kommt, oder ob im nächsten Brief wieder das gleiche steht.

Da jetzt schon über 600€ auf meiner Spenden-Seite zusammengekommen sind, konnte ich bereits die Fortführung der Bauarbeiten einfädeln. Wir gehen jetzt alles step by step an und schauen, wie lange das Geld reicht. Leider hat sich herausgestellt, dass die angepeilten 1000€ lediglich die Materialkosten sind. Was noch hinzukommt, finde ich hoffentlich in den nächsten Tagen heraus. Daher darf gern ganz fleißig weitergespendet werden!!!

Gestern sind Wity und ich also zu einem kleinen Shop am Straßenrand gegangen und haben 30m^3 Sand und 600kg Zement bestellt. Eine Stunde später war alles da und der Fundi soll bald mit dem Verputzen weitermachen. Vielleicht können wir verhandeln, dass ich ihm helfe und es dann günstiger ist 😂.

Das Wochenende habe ich in Moshi verbracht. Samstag Morgen bin ich um halb 6 aufgestanden und saß vor 7 im Bus nach Moshi. Die ganze Fahrt (und den ganzen Tag) hatte man einen perfekten Blick auf den Kili, ohne auch nur eine Wolke, die sonst so oft die Sicht versperren!

Von dort aus bin ich mit 6 anderen Freiwilligen zum Materuni Wasserfall gefahren. Die Fahrt führte über eine Dirtroad durch kleine Dörfer mit Häusern direkt an den Hängen und ganz vielen Bananenbäumen und ganz viel grün. Die Landschaft war einfach toll! Auf 1500m sind wir ausgestiegen und zu Fuß weiter. Die Wanderung führte auf schmalen Wegen an kleinen und großen Obstplantagen vorbei, durch unseren Guide und Fahrer Honest erhielten wir sogar ein wenig Pflanzenkunde und haben 3 Chamäleons gesehen! Nach 1-1,5 Stunden waren wir da. 95m hoch, kein anderer Mensch da. Rundherum leuchtete alles in den verschiedensten Grüntönen und das Wasser war glasklar, kommt schließlich auch direkt vom Kili. Der Naturpool lud förmlich zum Schwimmen ein und es haben sich auch fast alle getraut, ins kalte Wasser zu springen. Man konnte sogar hinter die Wasserwand schwimmen und war schon fast wie in einer Höhle. Das war echt super!

Auf dem Rückweg haben wir an einer Kaffeehütte halt gemacht. Dort haben dann Locals die verschiedenen Schritte bis zum Kaffeegenuss erklärt und gleich angewandt, sodass wir am Ende alle frisch gerösteten Kaffee trinken konnten. Der Kaffee wird übrigens nicht allein angebaut, sondern hier mit Bananen gemischt, damit keine Pestizide verwendet werden müssen. Ziemlich ausgeklügelt alles!

Auf dem Weg zurück zum Auto sind wir an einer "Bananenbierbrauerei", man kann sich eine Tonne, bis zum Rand mit Bananenbier gefüllt, überm Feuer vorstellen, vorbeigekommen. Das ist ein traditionelles Getränk der Chaggas. Und haben es natürlich auch probiert. So eklig! Schmeckt kein bisschen nach Banane, einfach irgendwie sauer. Der Bananenwein später war leider auch nicht besser 🙈.

Zurück in Moshi waren wir im Friendship, einem local Restaurant, essen. Es gab keine Karte, also haben wir uns mehr oder weniger überraschen lassen. Es gab typische tansanisches Essen: Ugali, Bohnen, Kraut und Pommes mit Ei. Am Ende waren wir satt und glücklich und haben zu dritt inkl. Getränk 13,000 TSH bezahlt. Wahnsinn. Den Abend haben wir ganz entspannt mit Cadbury Schoki und Kniffel verbracht.

Am Sonntag wollten wir zu einer Reisplantage wandern und dort picknicken. Wo genau die ist, wussten wir nicht, also sind wir einfach in die ungefähre Richtung gegangen. Es sah zwischendurch schon nach Reis aus, aber irgendwie kamen wir in ein Dorf und mussten erfahren, dass die Plantage 5-6km entfernt in der Richtung liegt, aus der wir kamen. Sind dann wieder umgedreht und an einer Schotterstraße mit kleinen Fabriken oder Firmen langgegangen. Nach kurzer Zeit roch es so lecker nach frischen Brötchen, dass wir unbedingt welche kaufen wollten. Leider sah es aber gar nicht danach aus. Der Duft kam von Baba Loaf's Brotfabrik, ohne Geschäft. Als wir schon weitergehen wollten, stand plötzlich Baba Loaf höchstpersönlich vor der Tür und wir sprachen ihn an, kamen ins Gespräch und kurzer Hand zeigte uns Francis (BabaLoaf) seine Fabrik. Da werden die Brote und Brötchen noch per Hand geformt und eingetütet. Francis wollte seine Maschinen in Deutschland kaufen, dann hat ihm aber sein Freund Adolf in München einen Kontakt in Südafrika gegeben, bei dem er die Geräte viel günstiger kaufen konnte. Deutschen Einfluss sieht man in seinem Brot trotzdem nicht, es ist einfaches Toastbrot wie überall hier. Als wir uns wieder auf den Weg machen wollten, schenkte er uns noch zwei Tüten warmes Brot und wollte uns nicht die 3km bis zur Plantage laufen lassen, einer seiner Arbeiter wusste nämlich wo sie sich befindet. Also hat Francis uns in sein Auto geladen und wir sind gefühlt alle 100 Meter stehengeblieben um nach dem Weg zu fragen. Aber wir kamen an und da wir ja noch eine Weile hier sind, hat er uns für einen Abend zu sich nach Hause eingeladen. Unglaublich nett!

Die Plantage war einfach schön. Blauer Himmel, grüne Felder, dazwischen Bäume und Palmen, im Hintergrund ganz zart die Umrisse der Berge zu erkennen. Wir suchten uns einen schattigen Platz und dann gab es Bananenbrot und Mango. Ein richtig schöner Mittag!

Der Weg zurück in die Stadt führte kurz durch einen Dschungel und dann an den alten Bahnschienen der Strecke Dar es Salaam - Moshi entlang. Die wurden letztes Jahr stillgelegt, weil die Schienen so oft kaputt gegangen sind. Der Regen hat sie wahrscheinlich einfach immer weggespült.

Mein Heimweg mit dem Bus war wieder super schnell, langsam habe ich den Dreh raus, in welche Busse man einsteigen sollte und in welche lieber nicht. 🙃 Mit Glück kann man also in unter einer Stunde in Moshi sein!

Mittlerweile merkt man auch, dass es eigentlich Regenzeit ist. Die Sonne schafft es nur noch gelegentlich durch die Dichte Wolkendecke und ab und zu gibt es Schauer. Aber noch lange nicht so viel, wie es sein sollte. Auf jeden Fall besser als das Schmuddel-Wetter in Deutschland! 😁

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