The India Eight - 2020
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Tag 11 - Ein Ende und ein Anfang

Veröffentlicht: 15.01.2020

12.01.2020

Am 02.01.2020 sind wir zu acht aufgebrochen, um Menschen zu helfen, aber auch, um ein bisschen mehr zu verstehen, wie das Land Indien tickt. Ich bin mir sicher, dass wir ein wenig helfen konnten, aber ich bin mir genauso sicher, dass wir noch nicht viel verstehen. Ravi hat uns in vielen Dingen einen tollen Einblick ermöglicht, aber wir müssen alle sehr viel verarbeiten und ich denke, wir müssen versuchen, mit einer weniger westlichen Brille ein Urteil zu fällen und die Zusammenhänge und die Motivation der Menschen zu erkennen. Aber bevor ich in den nächsten Tagen nochmal eine Zusammenfassung schreibe, kommen wir erstmal zu unserem letzten Tag:

Am Morgen des 12.01.2020 sind wir nach einem Frühstückchen in Richtung des letzten Tempels unserer Reise aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin haben wir außerplanmäßig Halt an einem weiteren, recht ungewöhnlichen Tempel, gemacht. Wir hatten ihn bei der „Heimfahrt“ am Vorabend gesehen und wollten ihn unbedingt einmal besuchen. Es handelt sich um den Tempel „Vaishno Devi Dahm“. Dieser stellt sich als überdimensionale Figur einer Inkarnation der indischen Vishnu-Gottheit dar. Die Aufmachung des gesamten Tempels ist vollkommen anders, als die der meisten anderen Tempel. Es scheint, als wäre alles wie ein kleiner Themenpark angelegt. Das ist etwas befremdlich, aber nicht schlecht. Visuell sehr bunt und abwechslungsreich hat man aber eher das Gefühl im Phantasialand zu sein.Danach ging es dann weiter zum eigentlichen Ziel des Tages, dem „Prem Mandir“-Tempel. Es handelt sich um einen Krishna-Tempel, der erst 2012 fertiggestellt wurde. Wie viele andere Tempel ist er komplett durch Spenden der gläubigen Hindus finanziert worden: ca. 4,5 Millionen EUR. Auch wenn der Tempel mit seinen überwiegenden Marmorarbeiten wirklich sehr schön ist, war für uns doch die immer wiederkehrende Darstellung und Huldigung des Gurus, der für die Erbauung gesorgt hat, sehr befremdlich. In unzähligen Skulpturen, Gemälden und ganzen Storyaufbauten wird das Leben und Wirken von Kripalu Maharaj beschrieben. Und hier beginnt die merkwürdige Ambivalenz dieses Landes für uns. Dieser Mann ist nachweislich ein Philanthrop, der unzählige gemeinnützige Organisationen gegründet und allein drei Krankenhäuser gebaut hat, die alle Menschen in Indien frei nutzen dürfen. Auf der anderen Seite wäre das mit einem funktionierenden Gesundheitssystem und einer liberaleren Auslegung des Kastensystems überhaupt nicht notwendig. Er ist 2013 gestorben. Es ist zu hoffen, dass auch nach seinem Tod die Finanzierung seiner gestifteten Einrichtungen gesichert ist und dass sich diese Krankenhäuser eben nicht in den Kreis der Bauruinen einreihen, in denen in 15 Jahren Menschen eine Behausung suchen, die zu den knapp 70% Indern gehören, die u.a. durch das garstige Kastensystem in absoluter, unbeschreiblicher Armut leben. Fast eine Milliarde Menschen leben in Indien in Armut. Das ist eine unvorstellbar hohe Zahl. Das ist 12 Mal die Gesamtbevölkerung von Deutschland. Wir haben uns ein paar Mal schon gefragt, warum man in einer infrastrukturell unterentwickelten Region wie Mathura, in der es schon unzählige Tempel gibt, einen weiteren Tempel baut. Und dann dürfen den noch nicht einmal alle Menschen, aufgrund ihrer Kastenzugehörigkeit besuchen. Das ist sehr schwer greifbar, aber es ist ein Teil dieser Kultur und des Glaubens. Daher wollen wir das nicht von oben herab bewerten. Das ist aber nur eine von vielen Fragen, die uns als Gruppe seit unserer Reise sehr beschäftigen. Nach dem Besuch des Tempels hat uns Ravi noch mit einem kleinen Rikscha-Ritt zu einer Kuh-Farm gebracht, um uns zu zeigen, wie die heiligen Kühe in Indien für die Produktion von Milch für die Bevölkerung gehalten werden. Inmitten der Stadt Vrindavan werden hier auf einem recht großen Areal Kühe und Bullen getrennt voneinander gehalten. Diese Tiere sind bekanntermaßen heilig in Indien. Das bedeutet, dass hier die Kuh als Nutztier ausschließlich für die Milch- und Dungproduktion gehalten wird. Es ist sehr schwer einzuschätzen, ob die Haltung auf dem Hof nun besser oder schlechter, als beispielsweise bei unseren heimischen Bauern ist. Vergleichbar ist das sicherlich in vielerlei Hinsicht nicht. Gefühlt legt man hier einen hohen Wert auf das Tierwohl. Nach dem Besuch der Rinderfarm ging es dann im Bus zurück nach Delhi, wo wir gegen 16:30 im Hotel Lalit eincheckten, UNNÖTIG zu erwähnen, dass der CheckIn wieder sehr langwierig war und das, obwohl es ein absolutes Luxus Hotel ist und es nochmal in Punkto Komfort das bisherige Top-Hotel in Agra übertraf. Am Abend haben wir uns dann ein letztes Mal zum Dinner mit Ravi in einem sehr kleinen Lokal (20 Plätze im Ganzen) im Umfeld des „Connaught Places“ getroffen. Das indische Essen war nochmal sehr gut und nach einem letzten Schlendern im inneren Ring des „Connaught Places“ und einem letzten gemeinsamen Cocktail in einer der Bars, verabschiedeten sich alle irgendwann müde ins Bett, um sich auf die Heimreise vorzubereiten.Erkenntnisse des Tages: es war das Ende unserer sehr eindrucksvollen Reise und es war der Anfang einer Freundschaft zu einem jungen Mann, mit dem wir sicher noch öfter zu tun haben werden. Danke Ravi und alles Gute auf deinem Weg.
Antworten (1)

Ravi
Thank you everyone for visiting India, it was amazing time with all of you and special thanks to Chris!

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