Sophia on the road
Sophia on the road
vakantio.de/ichbindannjetztweg

Happy New Year! - Sydney / 31.12.2018

Veröffentlicht: 15.01.2019

Heute sind wir um ca. 5:20 aufgestanden, um den Bus zum Royal Botanic Garden - Mrs. Macquarie's Chair - gegenüber von der Harbour Bridge und dem Opernhaus um kurz nach 6 zu nehmen. Wir hatten nämlich von allen gehört, die schonmal in Sydney Silvester gefeiert hatten und sich auch das Feuerwerk anschauen wollten, dass vor den nähsten Parks mit freiem Eintritt immer schon Nächte früher in der Schlange gecampt wird - so krass waren wir aber nicht. Wir hofften also einfach, dass sich das frühe Aufstehen lohnen würde.
Im Schlepptau hatten wir vorgekochte Nudeln mit Tomatensoße in Plastikdosen, Kekse, Chips, Äpfel und ein paar Bananen, die wir gestern noch beim Paddys Market abgestaubt hatten. Außerdem unsere ganzen Decken, Daniel schleppte einen 10 Liter Wasserkanister - denn man konnte ja nie wissen - Tonnen Sonnencreme und natürlich voll aufgeladene Powerbanks, denn heute würde ein sehr langer Tag sein.
Wir kamen dann schließlich erst um 7:30 beim Park an, aufgrund von kleinen Findeschwierigkeiten - als wir dann aber da waren, war es nicht zu übersehen: es gab eine Zeltschlange, vor der sich Leute gerade die Zähne putzten, die dann langsam in normale Leute überging und wir uns schnell brav einreihten. Bis 10 Uhr müssten wir jetzt noch hier warten, denn der Park machte dann erst auf. 

Wir machten es uns auf dem noch ziemlich feuchten Gras bequem und trafen auch noch auf Anna, die unsere Silvestercrew dann vervollständigte. Nach einer guten halben Stunde des Wartens sprangen aber plötzlich alle um uns herum auf (und es waren wirklich eine Menge Leute) und sprinteten den Hügel hinauf, wir brauchten aber erstmal ein paar Sekunden, um das Getümmel um uns herum zu kapieren, und checkten dann erst später als andere, dass sich anscheinend die Schlange umgesiedelt hatte. Als wir das dann mitbekamen, sprinteten wir los und retteten uns sogar einigermaßen nach vorne, trotzdem war die ganze Situation ziemlich unfair gewesen, denn plötzlich waren Leute, die schon um 5 Uhr hier aufgekreuzt weiter hinten, als Leute, die gerade erst angekommen waren. Und wenn man vordrängeln wollte, wurde man von der ganzen Menschenmasse ausgebuht, denn hier achtete wirklich jeder darauf, dass sein Platz verteidigt wurde. So ließen wir uns erneut nieder, quatschten etwas mit unseren Vorder- und Hintermännern und waren froh, einen Schattenplatz abbekommen zu haben, denn langsam wurde der Sonnenschein ziemlich warm. Die große Menge an Menschen, die hier anstand, wurde immer lächerlicher und unglaublicher - Reihen um Reihen um Reihen bauten sich hinter uns bis 10 Uhr weiter auf - 15000 Menschen würden in den park passen, ob dann alle eine gute Sicht hatten, war eine andere Frage. 

Kurz vor 10 setzte sich dann endlich alles schleppend in Bewegung, anscheinend hatte der Park geöffnet. Es dauerte aber noch einige Zeit, bis wir dann wirklich am Eingang standen und Linni und Anna luden ihre Sachen auf uns, schnappten sich alle Handtücher und kamen somit schneller als alle anderen durch die Taschenkontrolle und konnten uns schnell möglichst gute Plätze sichern. Daniel und ich waren stattdessen langsamer, als jeder andere, weil wir einfach gerade die Packesel waren und schon nach den ersten Schritten eine Tragepause brauchten. Aber wir konnten uns ja auch Zeit lassen, denn die Platzsucher würden ja ihr Ding machen.
Nach einer kleinen Suchaktion in Richtung Linnis Standpunkt, kamen wir an einer Hügelfläche an, die mindestens 45° steil war, aber einen ziemlich guten Blick auf die Brücke und das Opernhaus bietete, wenn auch zwischen einigen Palmen hindurch.
Hier reihten wir uns dann entgültig wie die Ölsardienen aneinander, setzten uns hin und breiteten uns so weit wie möglich aus. 

Zuerst waren wir zum Glück noch im Schatten, irgendwann kam die Sonne aber leider aus dem Schatten hervor und machte uns zu schweißgebadeten handwedelnden Hechelhunden, die darüber nachdachten, wieso sie das hier gerade nochmal machten. Wenigstens konnten wir uns abwechseln, sodass immer jemand herumlaufen oder sich kurz im Schatten abkühlen konnte. Zwischendurch war ich dann also mal eine Stunde auf Klo, weil die Schlange einfach so unglaublich lang war, ich guckte ein paar Folgen H2O, weil Teen Wolf auf Netflix gelöscht wurde (ja, ich habe ein paar stille Tränen geweint, weil ich noch nicht ganz fertig gewesen war) und sonst passierte eigentlich nichts. Ich und Anna checkten dann mal die komplett überteuerten Essens- und Alkoholpreise aus, denn hier war es ja nicht erlaubt gewesen, seinen eigenen Alkohol zum Anstoßen mitzubringen - wir schauten uns aber nur wehleidig an und entschieden schnell, dass es dann wohl heute nicht zum Anstoßen kommen würde.
Nach einigen Stunden verließ Anna uns dann aber, denn ein paar Freunde von ihr hatten einen anderen guten Platz gefunden, und auch obwohl wir mit ihr mitkommen hätten können, waren wir erstmal ziemlich mit unserer Aussicht zufrieden und außerdem nicht in der Lage dazu, sich nochmal durch die ganze Stadt zu schlagen. Da waren wir also nur noch zu dritt und gegen 18 Uhr schlug dann das Wetter total plötzlich von gleißender Sonne zu Regenwolken um. Als die ersten Tropfen fielen konnte man sofort die Unruhe der Menge in der wir saßen spüren: Wir können doch jetzt nicht von unserem Platz, wir haben keine Regenjacken dabei, was sollen wir tun, ahhhh. Wir hatten leider auch keine Regenjacken dabei, auch wenn ich am frühen Morgen noch dafür gewesen war, und ehe wir uns versehen hatten, waren auch alle unsere Mülltüten weg und dienten jemand anderem als provisorischer Regenschutz. Als es dann unaufhörbar anfing zu schütten, klemmte ich mir nur meinen Rucksack zum Schutz zwischen die Beine, hielt eine halb volle Supermarkttüte über meinen Kopf und umarmte während ich auf meinem Tuch saß mit einer Hand meine Knie - so würde man sicherlich auch ein Erdbeben überleben. Ich wurde aber trotzdem durchnässt bis auf die Knochen und Daniel und Linni ging es nicht anders. Es regnete fast eine Stunde durch und danach waren wir alle fertig mit unserem Leben - was uns aber überraschte, war, dass wirklich keiner seinen Platz verlassen hatte, um vielleicht etwas Unterschlupf zu suchen - vermutlich einfach aus Angst um seinen Platz.
Als es dann nur noch etwas tröpfelte, begannen wir mit der Damagecontrol: wir packten alle nassen und dreckigen Handtücher in eine Tüte, auf den jetzt schlammigen Boden könnten wir uns jetzt eh nicht mehr setzen, zogen uns unsere nassen Shirts aus und unsere Pullover über, die wir eigentlich für die etwas kältere Nacht mitgenommen hatten, und standen jetzt also nur noch, bis uns die Zehen wehtaten, denn die stießen in der Schräge des Hügels die ganze Zeit an die Schuhspitzen. Es wurde mega kalt und wir hofften einfach nur noch, dass es bald Mitternacht werden würde.

Das Kinderfeuerwerk um 21 Uhr war auch schon mega toll, schön und beeindruckend, obwohl wir realisierten, dass die Lampe genau vor unseren Augen ziemlich nervte. Und auch wenn Linni vorschlug, dass wir jetzt einfach schon zum Hostel zurück gehen könnten, duschen gehen und dann von Glebe aus - hinterster Arsch Sydneys - das Mitternachtsfeuerwerk schauen könnten, sträubten Daniel und ich uns so sehr dagegen, weil wieso hatten wir diesen ganzen Tag denn durchgemacht, wenn nicht für das Mitternachtsfeuerwerk, dass wir dann noch ein paar Stunden länger durchnässt rumstanden und einfach nur genervt warteten.

Die Minuten vergingen nur langsam, aber als es dann kurz vor dem neuen Jahr war, erzählten wir uns unsere Vorsätze: ich wollte mehr auf Menschen zugehen im neuen Jahr, vor allem wenn ich ja bald alleine sein würde, weil Linni und ich uns nach Sydey trennen. Und dann ging es auch schon mit dem Countdown los, und es war echt komisch, den in englisch zu rufen, aber es war auch ganz cool. Und das Feuerwerk das dann kam toppte alles - bunte Lichter überall, Herzen, Spiralen und laute Explosionen, die ganz viel Nebel machten, in den dann nochmal sich bewegende Scheinwerfer Muster zogen. Umarmungen kamen auch nicht zu kurz und wir hatten uns alle lieb.
Das Feuerwerk ging insgesamt 15 Minuten und am Ende gab es nochmal alles - gleich danach packten wir aber unsere Sachen und bewegten uns mit der Masse auf zum Bus. Das fand ich etwas schade, denn normalerweise, wäre man jetzt hellwach und glücklich, wir waren aber einfach nur müde und wollten so schnell wie möglich ins Bett.
Das Feuerwerk war es wert gewesen, durch diesen langsam schleppenden Tag zu gehen, aber nochmal würde ich mir das sicher nicht antun und jetzt freute ich mich umso mehr auf mein nächstes Silvester - an dem ich dann wieder zu Hause sein würde.


Song of the day: No Hay Nadie más von Sebastian Yatra, denn zu diesem Song ist eine spanische Gruppe hinter uns im Regen total abgegangen und hat so wenigstens etwas Stimmung gemacht.

Antworten

Australien
Reiseberichte Australien