Tour dei Baschenis
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Simone II ist der Größte

Veröffentlicht: 14.10.2020

Gestern bin ich eingeschlafen, bevor ich Blog schreiben konnte. Das lag an einem hervorragenden fünfgängigen Abendessen und vor allem an der großzügigen Weinbegleitung im Restaurant Alla Pineta in Tavon - vielleicht sollte man noch dazu sagen, dass wir unglaubliche 45 Euro pro Person gezahlt haben, inklusive Mineralwasser, vier Weinen (drei davon sehr gut), Kaffee und Grappa - und dann noch zwei Flaschen Rotwein geschenkt bekommen haben. Warum ich das betone: Weil wir im September einen Ausflug zum Mühltalhof ans hinterste Ende von Oberösterreich unternommen haben. Ja, das Restaurant hat Sterne, Gabeln und Hauben in großer Menge, und das Essen war sehr gut (wenn auch nicht besser als gestern). Das Zimmer dort war allerdings eine Art Besenkammer - und wir haben für ein Abendessen (bei mir viergängig, bei Roby sechsgängig) und eine Übernachtung stolze 370 Euro ausgegeben - da bleibt mir das beste Essen im Hals stecken. Außerdem waren die Portionen minimal und auch die Weinbegleitung sehr geizig bemessen; viel zu früh ausgeschenkt, war der Weißwein, bis das Essen kam, entweder schon ausgetrunken oder zu warm.

Alles in allem war gestern ein Tag der Höhepunkte, wir waren nämlich in Pinzolo und haben dort die Kirche besichtigt, die meinem Blog das Titelbild gibt. Der Totentanz von Simone II Baschenis ist auch bei der dritten Besichtigung noch immer ein absoluter Hit. Das Motiv des Totentanzes ist eigentlich nördlich der Alpen beheimatet, passt aber gut in die dort sehr hohen und schroffen Berge. Drei Skelette (eines mit Dudelsack) spielen zum Tanz auf und führen krass vor Augen, dass alle sterblich sind, schön angeordnet je nach sozialem Status: Den Anfang macht Jesus Christus, der kein Skelett zur Seite hat, weil er ja nicht stirbt, sondern aufersteht. Es folgen Papst, Kardinal, Bischof, Priester, Mönch, Kaiser, König, Königin, Herzog, Arzt, Krieger, Kaufmann, Bettler - und dann die Frauen: Nonne, Edeldame und Greisin. Den Schluss macht das Kind, das zwar von einem kleinen Skelett begleitet wird, aber - anders als die anderen in der Prozession - nicht von einem der Pfeile des Todes getroffen wurde, der mit seinem Bogen auf einem Pferd sitzt. Dem Kind wird so angekündigt, dass es auch einmal sterben wird, aber das Leben noch vor sich hat. Ganz abgesehen von der egalitären Botschaft, ist der Totentanz ein Meisterwerk, und auch im Inneren hat Simone II eindrucksvoll gezeigt, was er konnte.

Auf der nahe gelegenen Kirche in Carisolo gibt es ebenfalls schwache Reste eines Totentanzes von Simone II, 20 Jahre früher gemalt und auch schon sehr gut, aber - soweit man das beurteilen kann - noch nicht so souverän wie dann später in Pinzolo. Im Inneren der Kirche von Carisolo gibt es aber eine Ecke, die Simone II ganz exquisit gestaltet hat, unter anderem zeigt er Karl den Großen, wie auf einer seiner Reisen ganz in der Nähe der Kirche durch den Trentino kam.

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