Veröffentlicht: 11.04.2018
Winterurlaub im Iran...wie kommt man auf so eine Idee???!!! Die meisten Kommentare dazu: "Skifahren im Iran? Kann man da wirklich Skifahren?!"
Ja, man kann! Es gibt mehrere Skigebiete im Elbursgebirge. Das höchste Skigebiet befindet sich auf dem Tochal und geht auf 3850m. Jedoch erstrecken sich die Skigebiete nur auf sehr wenige Pistenkilometer.
Ich war mit 4 weiteren Reisefreudigen im Skiresort Dizin, welches mit insgesamt 18 km das größte im Iran beherbergt.
Die Überraschung war groß und gelungen! Wir hatten traumhaftes Wetter und viel Neuschnee. Nachdem wir mit den uralten Gondeln (aus den 70ern, aber funktionstüchtig!) 3500m erreicht haben, überfiel uns ein Glücksgefühl der Freiheit - weite schneebedeckte Hänge und ein Blick, der uns ein Lebenlang in unseren Erinnerungen begleiten wird.
Ausschließliche Pistenfahrer kommen mit 18 km breiten und gut präparierten Pisten ebenfalls auf ihre Kosten ;-)
Für Feierlustige Winterurlauber wird hier zwar der typische Hütten-Gaudi fehlen... aber Iran bietet seinen eigenen Flair mit Persian Beats, Shisha und Masalatee.
Genächtigt haben wir im Dizin Hotel. Dieses befindet sich direkt an der Talstation. Das Alter hinterließ zwar hier und da seine Spuren, aber die Zimmer waren sauber und recht modern ausgestattet. Das Hotel bot ein gutes, ausreichendes Frühstück und für das allabendliche Vergnügen einen Billard- und Shisha-Keller. Die Shisha kann ich bestens empfehlen!
In der Umgebung werdet ihr nicht allzu viel finden. 2 km Richtung Tal befindet sich jedoch das Restaurant Lotus, mit sehr guter Küche, sehr freundlicher Bedienung und ebenfalls einem Billardtisch.
Nach 4 wundervollen und schneereichen Tagen ging es nun nach Teheran. Uns erwartete eine unglaublich große Stadt gefüllt mit viel Geschichte, persischer Kultur, labyrinthartigen Basaren und offenherzigen Menschen.
Unsere Unterkunft dort war das Hotel Tehran Esteghbal mit ordentlich eingerichteten Apartments und Frühstück.
Wir besuchten u.a. den Golestanpalast, Shah Palast Saadabad, das Juwelen- und Nationalmuseum. Abgesehen vom Nationalmuseum erwartet dich dort jede Menge Prunk. Unser Weg führte uns weiter in den Norden Teherans zur Pilgerstätte am Tajrish-Platz: Der Schrein von Imamzadeh Saleh.
Als Frau war es für mich eine Herausforderung den dort ausgeliehenen Tschador zu tragen, da er so glatt war, dass er immer wieder runter rutschte :-) Von dort ging es rüber zum Basar Tajrish. Sehr beeindruckend war ebenfalls der Teheran Basar (dieser ist der größte in der Stadt) und Darband, ein Ort in den Bergen gespickt mit Lokalitäten und Restaurants Treppe für Treppe direkt am Flussbett. Hier kannst du direkt im Fluss auf großen Liegen relaxen, dich den Köstlichkeiten hingeben und sehr leckere Shishas genießen.
Vor allem die frische, iranische Küche begeisterte uns immer wieder aufs Neue – angefangen mit Safranreis und Kebab, über Mirza Ghasemi bis hin zu Ghormeh Sabzi. Empfehlenswert hierfür ist die Straße des 30. Juni. Hier reiht sich eine Imbissbude nach der anderen und überzeugt mit vielerlei arabischen und persischen Leckereien. Insbesondere der Schokokuchen in Teheran ist ein Muss!
Aber unvergesslich und tief im Herzen werden uns immer die Menschen im Iran bleiben, denen wir begegnet sind. Zwei liebevolle Freunde aus Teheran haben uns gastfreundlich empfangen und durch ihr wunderbares Land geleitet. Durch ihnen und vielen anderen, die mit großem Interesse und Faszination auf uns zugegangen sind, war die Reise erst so fantastisch.
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Notiz am Rande - Kleiderordnung Frauen und kultureller Relativismus (?!):
Bevor es in den Iran ging, beschäftigte mich natürlich die Frage der Kleiderordnung… Wie muss das Kopftuch sitzen? Kann man auch enge Kleidung tragen? Wie sieht es im Skigebiet mit der Kopfbedeckung aus?
Prinzipiell wird die Kleiderordnung sehr locker gesehen. Haare sowie Hand- und Fußknöchel müssen nicht komplett bedeckt sein. Die Kleidung kann ruhig figurbetont anliegen, jedoch sollte man den Po mit einem Mantel oder langer Bekleidung verdecken. Für die jungen Iranerinnen entwickelte sich mit der Zeit das Kopftuch zu einem Accessoire und hängt in der Regel nur noch hinten am Zopf und locker um das Dekolleté herum.
Im Skigebiet reichte es vollkommen aus, sich eine Mütze oder Kapuze überzuziehen,wenn man den Helm abnimmt. Der Po muss hier nicht mit längerer Kleidungverdeckt werden. Würde auch doof bei cooler Snowboard-/ Skikleidung aussehen;-)
Und was meine ich jetzt mit kulturellem Relativismus?... Nun ja, geht mit offenen und weit blickenden Augen durch verschiedenste Kulturen dieser Welt ohne euch von Vorurteilen leiten zu lassen. Betrachtet sie unabhängig von eigener Moral und Wertstellung. Erst dann lernt ihr sie auf ihre eigene Art kennen.
Iran wächst Schritt für Schritt in die damalig herrschende Gesellschaft zurück. Um den Tourismus anzukurbeln, werden religiöse Normen und Werte auf das Mindestmaß beschränkt. Für Touristen gelten gelockerte Vorschriften, weshalb man sich im Iran ohne große Bedenken (relativ) frei bewegen kann. Nicht desto trotz sollten die herrschenden Normen und Werte vom Gast respektiert und geachtet werden! Das bedeutet nicht, dass man sich einem politisch-religiösen System unterwirft oder für die Unterdrückung der Frau ist, wenn man in den Iran reist. Es bedeutet, dass man sich der Kultur aufgeschlossen annimmt und versucht sie zu verstehen. Es lohnt sich einen Blick hineinzuwerfen...