Veröffentlicht: 09.10.2022
01.08.22, Airport San Jose. 71 Tage Kalifornien. Die Aufregung steigt… Die Flugschule erwartete mich schon!
Die ersten 25 Tage verbrachte ich im kleinen Örtchen Morgan Hill. Über Airbnb zog ich in ein unglaublich großes und wunderschönes Haus, das inmitten der bergigen Landschaft seinen Sitz hat. Der Gastgeber, namens Norm, war überaus freundlich und hilfsbereit. Wann immer ich irgendetwas brauchte, kümmerte sich Norm sofort darum. Die Einrichtung war super sauber, glamourös-schick und ließ keine Wünsche offen. Die meiste Zeit war ich alleine im Haus und konnte mich frei entfalten. Ich verbrachte jeden Morgen auf der riesigen Terrasse. Auf der Liege konnte man super entspannen, die Ruhe und den Ausblick in die Berge genießen. Das Haus war umgeben von Natur und immer mal wieder schauten Rehe, Graufüchse und Eichhörnchen vorbei. Ich fühlte mich echt wohl, auch wenn es ohne Nico manchmal sehr einsam war...
Nachdem ich das Interview mit der Luftfahrtbehörde und die Anerkennung meiner Lizenz erhalten hatte, konnte die Flugschule nun endlich los gehen. Mit meinem Mietwagen fuhr ich 40 min bis zum Flugplatz Watsonville. Dort ist die Flugschule Specialized Aviation. Über einen anderen Piloten aus Deutschland habe ich von der Flugschule erfahren. Ich bin sehr dankbar für diese Empfehlung: Denn Paul, du bist der BESTE! Paul war mein Fluglehrer in Watsonville. Er kommt ursprünglich auch aus Berlin und arbeitet seit fast 1 Jahr in der kalifornischen Flugschule. Dank Paul habe ich super viel gelernt, meine Skills enorm verbessert und wurde bestens für die bevorstehenden Prüfungen, die mich noch erwarten, gewappnet. Paul hat sich einfach um alles gekümmert, damit ich bestens versorgt und vorbereitet war. Danke, Danke, Danke!!!
An meinem ersten Tag in der Flugschule saß ich zum ersten Mal in einer Robinson 22 und es fühlte sich vieles neu oder sagen wir mal, anders an. In Deutschland bin ich die größere Maschine geflogen, eine Robinson 44. Wie Paul es treffend ausgedrückt hat: Die R-22 ist wie ein Auto ohne Servo. D.h. es gibt kein Hydrauliksystem, wie in der R-44, wodurch man alle Rückkopplungskräfte vom Hauptrotor zu spüren bekam und die Steuerung schwergängiger ist. Meine rechte Schulter musste sich erst einmal an den Gegendruck der kleinen Robbie gewöhnen😊
Doch der erste Flug über Santa Cruz und die Pazifikküste war der Hammer! Dazu die Berge auf der anderen Seite... Es ist tausendmal schöner hier zu fliegen, als über dem flachen Brandenburg.
Ende August zog ich dann zu Pauls Hood. Er wohnt zusammen mit Mike (auch Pilot) in einem kleinen, niedlichen Haus, nur 10-Fahrrad-Minuten von der Flugschule entfernt. Mike ist der Hausbesitzer und bot mir ein Zimmer für die restliche Zeit an. Auch dafür war ich sehr dankbar, denn ich zahlte weitaus weniger für die Unterkunft, war gleich um die Ecke der Flugschule und ich konnte sogar eins der beiden Autos von Mike umsonst nutzen, wenn diese zur Verfügung standen. Ein Fahrrad wurde mir ebenfalls für meinen Aufenthalt zur freien Nutzung gegeben. Richtig Klasse! Die ersten 1 ½ Monate in den USA haben sehr viel Geld geschluckt. Die Lebenshaltungskosten in Kalifornien und Washington sind einfach nur verdammt scheiße hoch! Ich muss zugeben, ich vermisste die tolle Terrasse, den Ausblick und die Ruhe in Morgan Hill, aber auf Dauer wäre es einfach zu teuer dort weiter zu wohnen. Die neue, überwiegend mexikanische Nachbarschaft war zwar sehr speziell und nicht gerade vertrauenserweckend, aber so lange hier nicht aus Autos geschossen wird (das passiert hier wohl mal ab und zu), ließ es sich hier ganz gut leben :-D Ich musste mich nur daran gewöhnen, jeden frühen Morgen von aufheulenden Motoren und Alarmanlagen geweckt zu werden...
Die 71 Tage vergingen plötzlich wie im Fluge. Im wahrsten Sinne des Wortes :-D
Ich hatte eine wahnsinnig tolle Zeit! Ich habe soooo viel Schönes erlebt, tolle Menschen kennen gelernt und Freundschaften geknüpft, dass ich diese Zeit niemals vergessen werde. Die Hubschrauberstunden waren meeegaaa! Auch wenn sie mit Stress und Lernen verbunden waren, so will ich diese Tage nicht missen! Wo ich mit Paul alles lang geflogen bin… Kalifornien bietet an Landschaften, Bergen, Großstädten und Küstenfeeling enorm viel! Darüber hinaus flogen wir bis nach Portland in Oregon und verbrachten 4 Tage dort. Der Ausflug war der Hammer! Mein linkes Bein und die linke Arschhälfte taten so weh nach der langen Flugzeit, da ich mich an die dauerhafte Flugsitzhaltung erstmal gewöhnen muss, aber der Trip bot richtig schöne Erfahrungen :-D
Da man in Kalifornien keine Außenlandungen machen darf (der ganze Grund und Boden ist reiner Privatbesitz) und in Oregon überall landen kann, nutzten wir diese Möglichkeit und setzten den Hubi mehrmals in den Bergen und an Flüssen ab. Das war einfach nur genial und meine Dronie kam natürlich wieder zum Einsatz 😉
Was ich auf jeden Fall niemals vergessen werde, war der Hubschrauberflug mit der San Jose Police! Dank richtig guter Connection durfte ich abends mitfliegen und ein paar Verfolgungsflüge nach ein paar Raubtaten miterleben. Sightseeing von San Jose bei Nacht war ebenfalls mit drin und das allergeilste überhaupt war die Frage von den Piloten: ob ich fit bin, die Steuerung zu übernehmen…! Echt jetzt?! Es ging zurück zum International Airport von San Jose und dann durfte ich nach vorne auf den Pilotensitz rutschen. Wie geil ist das denn?!!! Der Hubschrauber war eine Eurocopter A-Star. Einfach mal weitaus größer als die Robbies und verdammt mehr Power! Als wir in der Luft waren, hatte ich den Hubschrauber komplett in meinen Händen und flog eine Platzrunde am International Airport. Boah war ich aufgeregt und happy zugleich! Leider war die Runde schnell um und es ging wieder in den Landeanflug. Am Hangar bekam ich noch die Möglichkeit den Hubi zu Hovern, natürlich mit Unterstützung vom Piloten. Das Handling ist komplett ungewohnt und nicht zu vergleichen, aber das wahnsinnige Gefühl einen großen Turbinenhubschrauber geflogen zu sein, werde ich nicht mehr los!!! 😊
Ich genoss meine Auszeit in vollen Zügen! Ich fühle mich lebendig und frei! Nicht nur das Fliegen gibt mir ein Gefühl der Freiheit. Ich liebe, lebe und erfülle meine Träume!
Ich verbrachte die Zeit in Kalifornien nicht nur im Hubschrauber, sondern gönnte mir ebenfalls jede Menge Spaß am Boden und im Wasser. Von Whale Watching über Surfing-alla-Santa-Cruz mit Delfinen-, Robben- und Seeotterbegegnungen bis hin zu tollen Kletter-, Boulder- und Hikingausflügen, habe ich vieles mitgenommen und einiges in tollen Bildern festgehalten.
Ich würde sagen, Bilder sagen mehr als tausend Worte…
Dochein paar Worte zu meinen Ausflügen im Pinnacle National Park, Yosemite NationalPark und nach San Fransisco dürfen nicht fehlen. Dazu mehr in den nächsten Berichten...