Veröffentlicht: 15.10.2022
Der Pinnacles Nationalpark lag nur 1 ½ Autostunden von meiner Unterkunft in Morgan Hill entfernt. Wenn ich schon einen Mietwagen hatte, nutzte ich die Gelegenheit und plante einen Ausflug. Und aus einem Ausflug wurden sogar zwei. Ich kam mit der aufgehenden Sonne und ging mit ihr (r)unter. Klingt poetisch wa!? :-P Um es auf Deutsch zu sagen: Bei meinem ersten Besuch startete ich mit dem Sonnenaufgang und beim zweiten Mal wanderte ich zum späten Nachmittag hinauf und beobachtete den Sonnenuntergang. Waren auf jeden Fall zwei super Ideen! 😊
Bei meinem ersten Ausflug klingelte der Wecker schon 4 Uhr morgens (scheiße war das früh…hab mich an’s Ausschlafen schon voll gewöhnt :-P ). Doch wie sagt man so schön: „Morgenstund hat Gold im Mund“. Ja, da ist was dran. Als ich im Park ankam, war keine Menschenseele unterwegs (außer paar Camper, die noch schliefen). Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Bergspitzen goldgelb erleuchten. Es sah fantastisch aus und ich konnte es kaum erwarten hinaufzusteigen! Diese Stille, diese Natur und Tierwelt und dann diese unglaublichen, rötlich schimmernden Felsformationen, die wie Pilze aus dem Boden in die Höhe sprießen, ließen mein Erstaunen und meine Faszination nicht verstummen. Ich kam die ersten Stunden kaum vorwärts. Immer wieder musste ich diese Eindrücke mit der Kamera festhalten… Nach den ersten Höhenmetern, lugte die Sonne über die weiten Bergkämmme im Osten langsam hervor. Ich spürte die Wärme der Sonnenstrahlen auf meiner Haut. So langsam konnte ich mein Langarmshirt ausziehen. Doch ich genoss die morgendliche Frische, denn zur Mittagszeit stiegen die Temperaturen auf 36° C! Und da es größtenteils kaum schattenspendende Bäume in dieser Gegend gibt, fühlt es sich wie in einem noch heißeren Backofen an. Ich startete zwar sehr früh, doch vor mir lagen 20 km mit 633 Höhenmetern. Ich wählte natürlich gleich den großen Rundweg, um die gesamte Schönheit des Nationalparks mitzunehmen. Ab und zu traf man doch auf den ein oder anderen Wanderer. Diese schauten mich verdutzt, erstaunt und bewundernd zugleich an, als sie hörten, dass ich die große Trail Runde in Angriff nahm. Doch ich bereute nichts! Nun ja, außer eins…zu wenig Wasser…!!!! Mit 3 Liter im Gepäck, habe ich zu wenig einkalkuliert. Ey Leute, nie niemals nie, möchte ich diese Erfahrung nochmals machen!!! :-D Es lagen noch restliche 6 km und knapp 400 Hm vor mir, als meine Wasserreserven sich dem Ende neigten. Die Sonne hatte bereits ihren Höchststand erreicht. Ich fühlte mich wie in einer Wüste, ohne Wasser weit und breit… Ich ließ einen letzten Schluck in meiner Trinkblase, ermutigte mich den letzten Aufstieg ohne etwas zu trinken anzugehen und dann für den Abstieg und die letzten 3 km den finalen Schluck zu nehmen (im Auto erwartete mich dann eine kühle Wasserflasche. Yay!)…Pustekuchen! Ich hielt es nicht mehr aus. Nach 1 ½ km ließ ich mich in einen schattigen Platz sinken und presste wortwörtlich die letzten Tropfen aus der Trinkblase! Shit, da war ja noch weniger drin, als ich gedacht hatte…Was nun? Ich schaute nochmal aufs Handy, wie weit es noch war und stellte fest, dass ich mir den Aufstieg hätte sparen können, denn es gab noch einen anderen Weg unten entlang bis zum Parkplatz. Und dieser war noch kürzer. Maaan eeeyyy, warum habe ich das nicht gleich gesehen! Also hastete ich den Weg abwärts wieder zurück und bog auf den flacheren Trail ab. Es lag nicht mehr viel Weg vor mir, doch die Durststrecke war lang… Ich dachte schon, ich krieche bald am Boden mit ausgestrecktem Arm, ausgetrocknetem Mund und ächze die letzten Worte heraus: “Wasser, Waaassseeer!“ Aber zum Glück gab es hier weiße Ritter mit Wasserflaschen!!! :-D
Ich bog die letzten Meter auf die Straße zum Parkplatz ab und hoffte auf ein vorbeifahrendes Auto. Und tatsächlich. Ich winkte dem super freundlichen Fahrer zu. Sah wohl schon völlig vertrocknet aus, dass er mich die letzten Meter mitnahm und eine eisgekühlte 1,7 l Wasserflasche in die Hand drückte. Ich habe noch nie so viel Liter innerhalb von Sekunden geleert 😊
Eine Woche später fuhr ich ein zweites Mal in den Park. Die Entscheidung kam recht spontan. Ich hatte den Mietwagen nur noch ein paar Tage und wollte noch einmal zu dem schönen Nationalpark um die Ecke. Ich startete in den Nachmittagsstunden, um den Sonnenuntergang im Pinnacles Nationalpark anzuschauen. Ich beließ es jedoch auf eine kleinere Runde, stieg wieder hinauf bis zu den High Peaks, nahm diesmal 4 Liter Wasser mit, beobachtete die kalifornischen Kondore, genoss die Aussicht, Stille und Einsamkeit (begegnete echt nur einem Wanderer), ging an einer bereits ausgekundschafteten Stelle abseits des Trails, kletterte einen Spalt zwischen zwei Felsbrocken ein kleines Stück hinauf und voilà: VIP-Loge mit Einsamkeitsgarantie und wunderschöner Aussicht mit Blick nach Westen 😊
Noch 2 h bis zum Sonnenuntergang. Ich machte es mir auf meinem aufblasbaren Kissen gemütlich. Genau das Richtige für ältere Leute :-D Ich schrieb ein paar Postkarten an Freunde und Familie, ließ den Blick über die Berge schweifen, fing die letzten Sonnenstrahlen ein und ließ mich immer mal wieder von den Kondoren umkreisen und beobachten… und nein, tot bin ich noch nicht liebe Vögel! So lange ich hier nicht abstürze :-P
Die letzten Sonnenstrahlen streiften über die Bergspitzen. Ich kletterte wieder hinunter und machte mich auf den Weg bergab zum Parkplatz. Auch wenn ich hier schon entlang gewandert bin, so faszinierte mich immer wieder der Ausblick und in der untergehenden Sonne, schimmerten die Felsen noch rötlicher. Glücklich und im Dämmerlicht erreichte ich mein Auto.
Der Nationalpark zeigte sich am Morgen und am Abend definitiv von seiner schönsten Seite...