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Belize - hin und weg

Veröffentlicht: 21.01.2019

Machismo, ja, es gibt ihn auch in Belize. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr wird spanisch gesprochen. Mexiko ist nahe, und damit verschwindet auch mehr und mehr das nette, lockere Karibikfeeling. Sarteneja, unsere letzten Station in Belize, ist nur rund 20 km von Mexiko entfernt. Gleich vorweg, ich würde dringend empfehlen, den Ort zu meiden, bis er vielleicht irgendwann einmal etwas mehr auf Gäste eingestellt ist. Doch zurück zum Machismo. Der Besitzer der Hotels, in dem wir wohnen, ist Immobilienmakler - und hat den "Charme" eines Immobilienmaklers, auf den ich nicht so sehr stehe, wie ich zugeben muss. Fernando ist aber auch ein Macho, was ich gar nicht vertrage. So hat er zB prinzipiell immer nur mit Roby kommuniziert, auch wenn ich anwesend war und auch wenn es um mich gegangen ist: "Tell your wife...". Bei unserem Streitgespräch eben hat mir erklärt (um seine Aufgeschlossenheit zu zeigen), er wisse eh, dass Frauen alles Mögliche können: ein Auto lenken, Flugzeuge fliegen oder technische Berufe ausüben. Außerdem habe er nicht unhöflich sein wollen, aber in seiner Kultur sei es eben üblich, dass man die Dinge mit dem Höchststehenden in der Familie bespreche: dem Mann. Paare nehme er als Einheit und nicht als zwei Individuen wahr. Anderes Beispiel: Beim Fahrrad, das ich von ihm mietete, war die Kette aus dem Zahnrad gesprungen (da die Gangschaltung im Eimer war). Fernando behob den Schaden blitzschnell, doch statt mir das Fahrrad einfach zu übergeben, setzte er sich drauf, fuhr an mir vorbei und sagte, es sei eh alles ok - so unter dem Motto: "Du Depperte, was willst du eigentlich, ist eh alles in bester Ordnung". Meine Reaktion war heftig, viel zu heftig für das, was ein belizianisch-mexikanischer Mann gewöhnt ist. Ich gebe zu, man kann subtiler, witziger und weniger aggressiv sein als ich - und wahrscheinlich ist das strategisch klüger. Aber immerhin hat er angekündigt, in Zukunft zumindest bei Europäern und -innen Männer und Frauen gleichermaßen anzusprechen. Ob er sich daran hält, ist eine andere Frage, kam der Tipp doch von einer "strange lady".

Zurück zu Sarteneja: Wir wollten ein unentdecktes Stückchen Paradies besuchen - und landeten in einer Einöde, wo man schlicht gar nichts machen kann. Wir sind zwar am Meer, aber ins Wasser gelangt man nur unter Schwierigkeiten: Hineingehen klappt nicht, denn alles ist voller Schlamm, der zu stinken beginnt, wenn man ihn aufwühlt, und in dem man außerdem stecken bleibt. Die wenigen Stege, die weiter ins Meer führen, haben leider keine Leitern oder Stufen, auf denen man ins Wasser steigen könnte. Das heißt, man muss sich ins Wasser gleiten lassen, was natürlich geht, aber angesichts dessen, dass das Wasser ganz trüb ist und man nicht sieht, wo und wie der Untergrund ist, wenig Spaß macht. Noch schwieriger ist es dann wieder, aus dem Wasser zu kommen: Die hohen Stege sind rauh (man tut sich also beim Rausklettern weh) und die Felsen, die teilweise aus dem Wasser ragen, sind noch rauher, sodass man sich lauter kleine Schnitte auf den Handflächen holt. Einen schönen Strand im eigentlichen Sinn gibt es auch nicht, sondern nur sehr kleine Flächen, auf der man sich niederlassen kann (häufig mit Blick auf den nächsten Müllhaufen). Die Landschaft ist eigentlich nett, die Rauchwolken am Horizont, wohl von den Industrieanlagen in den beiden nächsten größeren Städten, trüben den Eindruck aber etwas.

Ärgerlich ist zudem, dass die Preise hier tendenziell unverschämt hoch sind. Man hat sehr das Gefühl, ausgenommen zu werden: zB im Hotel, beim Wäschewaschen (in Caye Caulker US $ 6, hier US $ 20), bei den Bootsausflügen (die Tour nach Lamanai, s. unten, hat inklusive  Bootsfahrt, Mittagessen, Führung durch Natur und Maya-Ruinen und Eintrittskarte US $ 50 pro Person gekostet, hier verlangt man für eine Halbtagestour zu den Seekühen, die hier leben, US $ 125). Aber nicht alle wollen Geld verdienen: Auf die Frage, ob wir hier Sandwiches für unseren Radausflug kaufen können, sagte die Betreiberin einer kleinen Greißlerei, in ihrem Sessel lümmelnd, ohne irgendwelche andere Kunden oder -innen in Sichtweite: "I have no time". Nett ist aber die große Expat-Community, die wir bei unseren Spaziergängen und abends in einem der drei Lokale regelmäßig treffen - und deren Mitglieder uns schon auf der Straße grüßen.

Zurück ins echte Belize, also dorthin, wo es karibisch ist: Lamanai ist die die am längsten durchgehend besiedelte Maya-Stadt (bis ins 18. Jhdt., also weit über das Eindringen der Spanier hinaus, die sich für Belize nämlich nicht interessiert haben). Die Ruinen sind am besten über einen Fluss mit dem Boot zu erreichen, eineinhalb Stunden Fahrt durch den Dschungel, mit Krokodilen am Ufer, Leguanen in den Baumkronen und Mini-Fledermäusen auf den Baumstämmen. In Lamanai finden sich dann einige nette Pyramiden. Eine davon ist so hoch, dass man über den Urwald hinweg die schöne Landschaft sehen kann, eine andere trägt einen wunderbar erhaltenen Maskenschmuck aus dem 4. oder 5. Jhdt. - er ist heute so perfekt, weil die Pyramide nach wenigen Jahrzehnten überbaut wurde und die Masken erst in den 1980-er Jahren wieder freigelegt wurden.

Ich mag Belize - und würde jederzeit wieder herkommen, aber ich mag Belize nur dort, wo es zeigt, dass es zur Karibik gehört. Den mexikanisch-spanischen Teil finde ich weniger erfreulich. Ein schlechtes Omen für fünf Wochen Mexiko, oder?


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#belize#sarteneja#lamanai