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24/06/2018 - Eishockey in Neuseeland? (+ Kapa Haka Festival)

Veröffentlicht: 30.07.2018

Schon vor mehreren Wochen bestellten wir uns Karten für ein Eishockeyspiel der besonderen Art. Im „Westpac Stadium“ von „Wellington“ sollte das erste Open-Air Eishockeyspiel der südlichen Hemisphäre stattfinden. Keine geringeren Protagonisten als die zwei Eishockeynationen USA und Kanada sollten in dieser historischen Partie aufeinandertreffen! 
Wir konnten unser Glück kaum fassen, so etwas auf unserer Reise - auf der anderen Seite der Welt - mitnehmen zu können.

Doch fangen wir von vorne an:

Am 23. Juni 2018 verließen wir den Campingplatz gegen 10:30 Uhr und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Als das Auto im Parkhaus abgestellt war, liefen wir bei strahlendem Sonnenschein zum „Te Papa Tongarewa“ - dem Nationalmuseum Neuseelands. Dabei passierten wir die wunderschöne Hafenpromenade und entdeckten völlig unerwartet, einen kleinen Seebären im Hafenbecken schwimmen! Er ließ sich auf dem Rücken treiben und schien tiefenentspannt. Nachdem wir den Kleinen eine Weile beobachtet hatten, traten wir ins Museum ein. Im Vorfeld fanden wir heraus, dass an diesem Wochenende ein traditionelles, maorisches Volksfest stattfinden soll. Verschiedene Vereine aus ganz Neuseeland reisen hier her und präsentieren einen sogenannten „Kapa Haka“. (Kapa = Reihe, Haka = Tanz). Daher steuerten wir zielstrebig das Theater an. Jedoch war die Warteschlange vor uns sehr lang. Kein Wunder - der Eintritt war kostenlos und das Interesse groß. Doch dann ging alles unerwartet schnell. Nach zehn Minuten des Wartens bekamen wir ein Einlassbändchen um das Handgelenk geklebt und wurden ins Theater, zu unseren Plätzen, geführt. Diese befanden sich genau in der Mitte. Freundlicherweise wurde uns von den Sitznachbarn Platz gemacht. Erleichtert setzten wir uns hin. Vor uns befand sich eine große, hellbeleuchtete Bühne. Um uns herum saßen größtenteils kräftig-gebaute Maori und vereinzelte Touristen. Die Luft im Theater war ziemlich stickig, weshalb wir unserer Pullover schon kurz nach Ankunft ausziehen mussten.
Dann standen auch schon die nächsten Künstler auf der Bühne und führten ihren Kapa Haka auf. Ziemlich schnell schwappten die Freude und der Spaß jedes Tänzers auf uns und das Publikum über. Egal ob jung oder alt, im Rollstuhl oder mit Rollator, sie haben alle ihre Emotionen und Geschichten verständlich (trotz dessen, dass wir die Sprache nicht verstehen) nach außen getragen - mittels Gesang, Tanz und Musik. Hierbei muss einmal erwähnt werden, dass die Gruppen nur wenige Instrumente verwenden. Sie kommen lediglich mit Gitarren und maorischen „Poi Balls“ aus und entwickeln trotzdem eine unheimliche Kraft und Atmosphäre, die kaum mit Worten zu beschreiben ist.
Zu jedem Auftritt gehört der traditionelle „Haka“, ein Kriegstanz der Maori, der von den männlichen Mitgliedern aufgeführt wird. Mit jeder Menge Leidenschaft und Energie stampfen sie auf den Boden, schlagen sich auf die Arme, Brust oder Beine und ziehen dabei angsteinflößende Grimassen. Beeindruckend! 
Wir waren von den Darbietungen und der Stimmung begeistert. Selbst das Publikum tanzte, sang und feierte mit. Und wir saßen mitten drin. Es war der Wahnsinn! Für uns entwickelte sich dieser Vormittag zu einem richtigen Highlight der gesamten Neuseelandreise. :)
Allerdings mussten wir uns nach knapp einer Stunde vom Festival lösen. Unser Weg führte uns zurück die Hafenpromenade entlang in Richtung Westpac Stadium - zu unserem primären Tagesziel. Zum geplanten Einlass, der für 12:30 Uhr angesetzt war, liefen wir durch den Hauptbahnhof von Wellington und steuerten das Stadion an. Zu unserer Verwunderung war extrem wenig los. Wir liefen über eine Brücke und erkannten schon von weitem, dass kaum ein Fan vor den Toren wartete. Ein Security-Mitarbeiter klärte uns auf: „Der geplante Spielbeginn verschiebe sich um ein paar Stunden. Eine Kühlleitung unter der Eisfläche habe ein Leck und das Eis würde nicht rechtzeitig gefrieren.“ Als wir kurz darauf unsere Handys anmachten, entdeckten wir eine SMS vom Veranstalter, die dieselbe Information beinhaltete. Tja, was machen wir nun die nächsten Stunden bis zum neuangesetzten Spielbeginn? An diesem Tag fiel es uns leicht, eine Antwort darauf zu finden. Wir spazierten zurück zum Museum und nahmen erneut in dem Theater Platz. ;)
Gegen 17:00 Uhr trat die letzte Gruppe auf und für uns ging es erneut in Richtung Stadion. Auf dem Weg dorthin kamen uns ungewöhnlich viele Fans entgegen, die doch inzwischen den Weg zum Stadion suchen müssten!? Wieder wurden wir vor den Einlasstoren abgefangen. Diesmal von einem enttäuschten Fan, der uns darüber informierte, dass das Spiel gecancelt wurde. Nun setzte auch bei uns die Enttäuschung ein - so sehr hatten wir uns auf das Spiel gefreut …
Die ständige Ungewissheit und das viele hin- und herlaufen zwischen Museum und Stadion machten uns hungrig. Daher liefen wir noch einmal quer durch die Stadt, um eine gut bewertete Pizzeria aufzusuchen. Am Ort der Begierde angekommen, nahmen wir an einem der zwei Tische Platz und warteten auf unser Seelenfutter. Zu dem Zeitpunkt erreichte uns eine E-Mail vom Veranstalter, dass das Eishockeyspiel auf morgen früh verschoben wird. Mit dieser Nachricht, einer leckeren Pizza und frischgemachten Donuts vom „Night Food Market“ fand der kuriose Tag doch noch ein versöhnliches Ende. :)

Der heutige Tag begann sehr früh. Ab 06:00 Uhr verfolgten wir das WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Nur das späte Freistoßtor gegen die Schweden hielt uns vom erneuten Einschlafen ab. (Deutschland 2:1 Schweden)
Von der gestrigen E-Mail entnahmen wir, dass die Stadionöffnung für das Nachholspiel für 10:30 Uhr angesetzt war. Daher blieb uns nicht mehr allzu viel Zeit zum Ausruhen.
Erneut am Parkhaus angekommen, liefen wir den altbekannten Weg zum Westpac Stadium. Zu unserer Begeisterung war diesmal deutlich mehr los! Pünktlich wurden die Stadiontore geöffnet und wir konnten eintreten. Yay! In der Stadionrundung besuchten wir zu Beginn den Merchandise-Stand und steuerten anschließend unsere Sitzschalen an. Der erste Blick auf die Eisfläche war aufregend. Von unseren Plätzen hatten wir eine gute Sicht und auch das Wetter zeigte sich zunächst von seiner besten Seite.
Als wir uns sortiert hatten und einen zweiten Blick auf die Eisfläche warfen, entdeckten wir große Wasserpfützen. Funktioniert die Kühlleitung immer noch nicht zu 100%? Zudem bemerkten wir, dass Teile der Bande, hinter einem der Tore, nicht vorhanden waren. Die Aufbaucrew versucht doch nicht allen Ernstes ein Netz als Ersatz zu verwenden? Okay. Sie werden schon wissen, was sie machen. - Es herrschte viel Gewusel da unten. Die gesamte Situation und vor allem die Eisflächenkonstruktion wirkte chaotisch und unprofessionell. Doch so ist Neuseeland. Also dachten wir uns nichts weiter dabei und ließen uns von dem Durcheinander gut unterhalten.
Zur Besorgnis aller zogen mit der Zeit immer mehr dunkle Wolken am Himmel auf. Wir befürchteten schon, dass es gleich anfangen würde zu Regnen … Doch soweit kam es erst gar nicht. Nach 1,5 Stunden des Wartens ertönte eine Stadiondurchsage. Ein Organisator entschuldigte sich für die Verzögerungen, wisse über die Pfützen auf dem Eis Bescheid und vermeldete eine neue Uhrzeit für den Spielbeginn, da die Spieler trotz des hohen Wasserstandes spielen möchten. Das Publikum freute sich über die positive Nachricht. Um die Wartezeit zu überbrücken, traten immer mehr Eishockeyspieler an die Tribünen heran und verteilten unterschriebene Merchandise-Artikel an die Fans. Währenddessen konnten wir beobachten, dass auf der gegenüberliegenden Torseite die Bande abgebaut wurde! Die Helfer arbeiteten sowohl auf dem Eis als auch hinter der Umrandung, um einzelne Teile der Plexiglasscheibe wegzubringen. Wir fragten uns schon, ob sie denn nun ohne hohe Bande spielen möchten?!
Die Winde nahmen zwischenzeitlich immer deutlicher zu. Verbliebene Teile der Plexiglasumrandung kamen zum Schwanken. Und dann geschah es: Aus dem Nichts und mit einem Heidenlärm knickte eine komplette Seite der Bande um! Wie im Dominoeffekt wurde eine Bandenpartie nach der anderen aus der Verankerung gebrochen und knallte aufs Eis. Boom! Ein Helfer rettete sich mit einem Hechtsprung vor der schweren umfallenden Bande; ein Glück ist Niemandem etwas passiert! Nach kurzem Aufschrei folgte Schweigen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war allen Stadiongästen klar: Hier wird heute kein Eishockeyspiel mehr stattfinden. Uns fiel es im ersten Moment schwer, die Situation zu begreifen. Kann so ein großes Event mit mehr als 7.000 Gästen einfach so abgesagt werden? Nach wenigen Minuten ertönte die Stimme des Organisators, der das Event an dieser Stelle absagte und eine 100% Rückerstattung der Eintrittspreise versprach. Außerdem stünden die Spieler beider Mannschaften in den nächsten Minuten in der Stadionrundung zur Verfügung, um Bilder zu schießen und Autogramme zu geben. Wir schauten uns an und wollten es nicht wahrhaben. Mit großer Enttäuschung blickten wir auf den Scherbenhaufen in der Mitte des Stadions …
Natürlich ließen wir es uns nicht entgehen, noch ein paar Erinnerungsbilder mit den Eishockeyprofis zu schießen. Einer der kanadischer Spieler erkannte sogar das „Löwen Frankfurt“ Logo auf unseren T-Shirts, da er eine Zeitlang in Deutschland gespielt hatte. ;) … und trotzdem verließen wir mit hängenden Köpfen das Stadiongelände.
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