Veröffentlicht: 30.07.2018
Schon vor mehreren Wochen bestellten wir uns Karten für ein Eishockeyspiel der besonderen Art. Im „Westpac Stadium“ von „Wellington“ sollte das erste Open-Air Eishockeyspiel der südlichen Hemisphäre stattfinden. Keine geringeren Protagonisten als die zwei Eishockeynationen USA und Kanada sollten in dieser historischen Partie aufeinandertreffen!
Wir konnten unser Glück kaum fassen, so etwas auf unserer Reise - auf der anderen Seite der Welt - mitnehmen zu können.
Doch fangen wir von vorne an:
Am 23. Juni 2018 verließen wir den Campingplatz gegen 10:30 Uhr und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Als das Auto im Parkhaus abgestellt war, liefen wir bei strahlendem Sonnenschein zum „Te Papa Tongarewa“ - dem Nationalmuseum Neuseelands. Dabei passierten wir die wunderschöne Hafenpromenade und entdeckten völlig unerwartet, einen kleinen Seebären im Hafenbecken schwimmen! Er ließ sich auf dem Rücken treiben und schien tiefenentspannt. Nachdem wir den Kleinen eine Weile beobachtet hatten, traten wir ins Museum ein. Im Vorfeld fanden wir heraus, dass an diesem Wochenende ein traditionelles, maorisches Volksfest stattfinden soll. Verschiedene Vereine aus ganz Neuseeland reisen hier her und präsentieren einen sogenannten „Kapa Haka“. (Kapa = Reihe, Haka = Tanz). Daher steuerten wir zielstrebig das Theater an. Jedoch war die Warteschlange vor uns sehr lang. Kein Wunder - der Eintritt war kostenlos und das Interesse groß. Doch dann ging alles unerwartet schnell. Nach zehn Minuten des Wartens bekamen wir ein Einlassbändchen um das Handgelenk geklebt und wurden ins Theater, zu unseren Plätzen, geführt. Diese befanden sich genau in der Mitte. Freundlicherweise wurde uns von den Sitznachbarn Platz gemacht. Erleichtert setzten wir uns hin. Vor uns befand sich eine große, hellbeleuchtete Bühne. Um uns herum saßen größtenteils kräftig-gebaute Maori und vereinzelte Touristen. Die Luft im Theater war ziemlich stickig, weshalb wir unserer Pullover schon kurz nach Ankunft ausziehen mussten.
Dann standen auch schon die nächsten Künstler auf der Bühne und führten ihren Kapa Haka auf. Ziemlich schnell schwappten die Freude und der Spaß jedes Tänzers auf uns und das Publikum über. Egal ob jung oder alt, im Rollstuhl oder mit Rollator, sie haben alle ihre Emotionen und Geschichten verständlich (trotz dessen, dass wir die Sprache nicht verstehen) nach außen getragen - mittels Gesang, Tanz und Musik. Hierbei muss einmal erwähnt werden, dass die Gruppen nur wenige Instrumente verwenden. Sie kommen lediglich mit Gitarren und maorischen „Poi Balls“ aus und entwickeln trotzdem eine unheimliche Kraft und Atmosphäre, die kaum mit Worten zu beschreiben ist.
Zu jedem Auftritt gehört der traditionelle „Haka“, ein Kriegstanz der Maori, der von den männlichen Mitgliedern aufgeführt wird. Mit jeder Menge Leidenschaft und Energie stampfen sie auf den Boden, schlagen sich auf die Arme, Brust oder Beine und ziehen dabei angsteinflößende Grimassen. Beeindruckend!
Wir waren von den Darbietungen und der Stimmung begeistert. Selbst das Publikum tanzte, sang und feierte mit. Und wir saßen mitten drin. Es war der Wahnsinn! Für uns entwickelte sich dieser Vormittag zu einem richtigen Highlight der gesamten Neuseelandreise. :)
Allerdings mussten wir uns nach knapp einer Stunde vom Festival lösen. Unser Weg führte uns zurück die Hafenpromenade entlang in Richtung Westpac Stadium - zu unserem primären Tagesziel. Zum geplanten Einlass, der für 12:30 Uhr angesetzt war, liefen wir durch den Hauptbahnhof von Wellington und steuerten das Stadion an. Zu unserer Verwunderung war extrem wenig los. Wir liefen über eine Brücke und erkannten schon von weitem, dass kaum ein Fan vor den Toren wartete. Ein Security-Mitarbeiter klärte uns auf: „Der geplante Spielbeginn verschiebe sich um ein paar Stunden. Eine Kühlleitung unter der Eisfläche habe ein Leck und das Eis würde nicht rechtzeitig gefrieren.“ Als wir kurz darauf unsere Handys anmachten, entdeckten wir eine SMS vom Veranstalter, die dieselbe Information beinhaltete. Tja, was machen wir nun die nächsten Stunden bis zum neuangesetzten Spielbeginn? An diesem Tag fiel es uns leicht, eine Antwort darauf zu finden. Wir spazierten zurück zum Museum und nahmen erneut in dem Theater Platz. ;)
Gegen 17:00 Uhr trat die letzte Gruppe auf und für uns ging es erneut in Richtung Stadion. Auf dem Weg dorthin kamen uns ungewöhnlich viele Fans entgegen, die doch inzwischen den Weg zum Stadion suchen müssten!? Wieder wurden wir vor den Einlasstoren abgefangen. Diesmal von einem enttäuschten Fan, der uns darüber informierte, dass das Spiel gecancelt wurde. Nun setzte auch bei uns die Enttäuschung ein - so sehr hatten wir uns auf das Spiel gefreut …
Die ständige Ungewissheit und das viele hin- und herlaufen zwischen Museum und Stadion machten uns hungrig. Daher liefen wir noch einmal quer durch die Stadt, um eine gut bewertete Pizzeria aufzusuchen. Am Ort der Begierde angekommen, nahmen wir an einem der zwei Tische Platz und warteten auf unser Seelenfutter. Zu dem Zeitpunkt erreichte uns eine E-Mail vom Veranstalter, dass das Eishockeyspiel auf morgen früh verschoben wird. Mit dieser Nachricht, einer leckeren Pizza und frischgemachten Donuts vom „Night Food Market“ fand der kuriose Tag doch noch ein versöhnliches Ende. :)