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20/01/2018 - Christchurch und seine Erdbeben

Veröffentlicht: 12.02.2018

Kia Ora aus South New Brighton. Kia Ora aus der größten Stadt der Südinsel - Christchurch. Unser Campingplatz liegt etwas außerhalb der Innenstadt. In nur wenigen Minuten erreicht man zu Fuß das Meer, da sich der Stadtteil auf einer kleinen Halbinsel befindet. Bereits gestern ging es in die City von Christchurch. Es dauerte ungefähr 20 Minuten, um mit dem Auto ins Stadtzentrum zu gelangen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich etwas schwierig, da die Innenstadt mit etlichen Baustellen übersät ist - und das leider nicht ohne Grund.

Christchurch hat eine sehr tragische Vergangenheit. Durch ungünstiger Lage auf gleich mehreren tektonischen Platten wird die Stadt immer wieder von Erdbeben heimgesucht.
Es begann mit dem „Darfield Beben“ im Jahr 2010. Das Beben hatte eine Stärke von 7,1 und das Epizentrum lag 40km westlich von Christchurch, in Darfield. Es ereignete sich gegen 04:35 Uhr Ortszeit. Es entstanden so schlimme Schäden an Häusern und Gebäuden, dass es als das teuerste Erdbeben von Neuseeland gilt. Da sich das Erdbeben zur frühen Morgenstunde ereignete, gab es glücklicherweise keine Todesopfer zu beklagen. Seit diesem Erdbeben wurde die Region immer wieder von kleineren Nachbeben erschüttert. Ebenso am 22. Februar 2011 um 12:51 Uhr Ortszeit. Es folgte das nächste folgenschwere Erdbeben. Das Epizentrum lag diesmal in Lyttelton, lediglich 10km südöstlich des Stadtzentrums. Das Beben hatte seinen Ursprung nur 5km unter der Erdoberfläche und passierte ausgerechnet während der Mittagszeit. Viele Menschen waren in der Stadt unterwegs, als das 6,3 starke Erdbeben begann. 185 Menschen (aus 20 Nationen) verloren ihr Leben. Es gab mehr als 5.900 Verletzte und die Schäden in der Stadt waren riesig. Die englischste Stadt Neuseelands war nicht mehr wiederzuerkennen - bis heute.

Wir fanden einen Parkplatz in der Nähe von der „Christchurch Cathedral“. Gleich zu Beginn wurden wir mit den Folgen des Erdbebens konfrontiert. Der Glockenturm stürzte bei dem Beben im Jahr 2011 ein und zerstörte einen großen Teil der Kirche. Jahrelang war ungewiss ob die Kirche komplett abgerissen wird oder ein Wiederaufbau stattfinden soll. Die Bürger setzten sich durch und demnächst sollen die Bauarbeiten an dem Wahrzeichen der Stadt starten.
Der Weg führte uns weiter entlang der Hauptstraße und zu beiden Seiten sahen wir Baustellen. Zudem entdeckten wir immer wieder leerstehende Häuser, welche demnächst noch abgerissen werden sollen. Ein erschreckendes Stadtbild, welches wir bis hierhin von Christchurch zu sehen bekamen. Doch die Stadt lebt, zeigt Tapferkeit und Durchhaltevermögen und lässt sich von den traumatischen Ereignissen nicht unterkriegen. An der „Christchurch Art-Gallery“ machten wir einen längeren Halt, denn viele Menschen versammelten sich vor dem Eingang. Sie schauten der Show einer Artistin zu. Wir gesellten uns dazu und erfuhren, dass die kommende Woche das „World Buskers Festival“ in der Stadt ist. Auf fünf verschiedenen Bühnen und Plätzen zeigen internationale Straßenkünstler ihre Shows. Der Besuch ist kostenlos - die Künstler bitten nach ihrem Auftritt höflich um kleine Spenden. Wir sahen den zwei Amerikanern und ihrer „Red Trouser Show“ zu. Es war eine Mischung aus Komödie, Turnen und Akrobatik. Dabei bezogen sie das Publikum immer wieder mit ein und es hat großen Spaß gemacht, ihnen dabei zu zuschauen! Nach der Show setzten wir unseren Stadtrundgang fort und kamen zufällig an der nächsten Bühne vorbei. Nachdem wir den kanadischen „Quatuor Stomp“ bei ihrer Show zugeschaut hatten, ging es in den botanischen Garten. Die Sonne prallte auf uns nieder und so waren wir froh, für ein paar Minuten ein schattiges Plätzchen für unsere Apfelpause gefunden zu haben.
Als es wieder aus dem Garten und in Richtung Innenstadt ging, kamen wir an einem improvisierten Einkaufszentrum vorbei. Aus Schiffscontainern verkaufen die Händler und Gastronomen ihre Ware.
Danach ging es in einen Stadtbereich, welcher bereits neuaufgebaut wurde. Denn auch das bekamen wir in Christchurch zu sehen - neben all den Baustellen und Ruinen, gibt es auch schon neue, moderne und innovative Bauwerke.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch zwei Denkmäler, die an die Opfer des Erdbebens erinnern. Eines davon war besonders eindrucksvoll. 185 weiß angemalte Stühle stehen in Reih und Glied. Jeder Stuhl gedenkt einem Verstorbenen. 185 individuelle Stühle - vom Barhocker oder Rollstuhl bis hin zu einer Babytrageschale und einem Kinderwagen standen die verschiedenen Stühle da - das geht unter die Haut. Wir mussten das Gesehene und die Eindrücke erst einmal sacken lassen.

Durch den Besuch an den Denkmälern bekommt man einen ganz neuen Blick auf die Stadt. Wir bekamen immer mehr ein Gefühl dafür, welches Ausmaß das Erdbeben für Christchurch und seine Bewohner hatte.

20. Januar 2018, 00:30 Uhr. Tobi wird wach und rüttelte kräftige an mir: „Spürst du das?! Die Erde vibriert!“. Der Schock saß tief. Für zehn Sekunden vibrierte alles unter uns und dem Auto. Wir brauchten einen Moment, um die Situation einzuordnen. Doch wir waren uns schnell sicher - so fühlt sich also ein Erdbeben an. Neben der Aufregung kam schnell die Angst dazu. „War es das schon? War das erst der Anfang? Haben die anderen Camper es auch mitbekommen?“. Wir lagen noch lange unruhig im Bett, bis wir irgendwann wieder eingeschlafen sind. Gleich am frühen Morgen schauten wir in den Nachrichten nach und tatsächlich, die Zeitungen berichteten von dem Erdbeben. Wir riefen eine Internetseite auf, auf der alle Erdbeben der Region um Christchurch herum festgehalten werden. Das Beben hatte lediglich eine Stärke von 4.0. Allerdings fand es nur vier Kilometer unter der Erdoberfläche statt, weshalb man es überhaupt spürte. Am Frühstückstisch bekamen wir Gespräche anderer Camper mit, die sich über das Ereignis der Nacht unterhielten.
Die Internetseite wurde seitdem regelmäßig von uns aufgerufen, um nach den unterirdischen Aktivitäten zuschauen.
Für den heutigen Samstag stand zuerst ein Besuch in der Library auf dem Programm. Nachdem ein neuer Blog erfolgreich online ging und das Wetter draußen immer besser wurde, hielten wir es nicht mehr länger in der Bücherei aus. Wir spazierten über einen kleinen Wochenmarkt in New Brighton und gingen anschließend an den Strand. Denn für den heutigen Tag war ein „Kite Day“ angekündigt. Schon aus der Bücherei sahen wir verschiedene große Drachen am Himmel schweben. Mit der Zeit wurden es immer mehr - von kleinen „Standard-Drachen“ bis zu größeren Exemplaren war alles dabei. Manche Drachen benötigten gleich fünf Schnüre, um stabil in der Luft liegen zu können. Es bot sich ein tolles Bild. Von einer erhöhten Seebrücke sahen wir, dass es richtig voll wurde. So viele Neuseeländer haben wir bislang noch nicht an einem Strand gesehen. 
Wir kaufen uns noch ein Eis aus dem nahgelegene Supermarkt und genossen einen wunderschönen Sommertag am Strand.
Doch am Abend legten wir uns mit einem komischen Bauchgefühl ins Auto. Wird es diese Nacht wieder ein Erdbeben geben?
Antworten (1)

Wolfgang
....und es gab zum Glück keine weitere Erdbeben mehr! LG

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#christchurch#erdbeben#neuseeland