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12/08/2018 - 6.000 Stufen bis zum Glück

Veröffentlicht: 17.09.2018

Am gestrigen Tag wachten wir mit einem guten Gefühl auf. Die Wettervorhersage versprach blauen Himmel und Sonnenschein. Und so war es. Wir konnten es kaum abwarten, endlich die geplante Wanderung zu den „Pouakai Tarns“ zu starten. Doch bevor es los ging, stärkten wir uns mit einem großzügigen Frühstück - neben belegten Brötchen durften Rührei, Speck, Rohkost und Obst auf den Tellern nicht fehlen. Mit bester Laune fuhren wir zum Zugangspunkt der Wanderung. Während der 35-minütigen Autofahrt hielten wir stets Sichtkontakt zu „Mount Taranaki“. 
Das Auto war geparkt, die Vorräte eingepackt - es konnte losgehen! Das erste Ziel war die „Pouakai Hut“ in 1.210m Höhe. Die Gehzeit ist mit 2,5 Stunden für den einfachen Weg angegeben. Die Spur führte zu Beginn durch sumpfiges Gebiet, hinein in einen dichtbewachsenen Wald. Von da an war der Vulkan für die nächsten Stunden nicht mehr zu sehen. Im Laufe der Zeit erreicht man einen gut ausgebauten Wanderweg. Mittels Holzstege und Stufen erklimmt man Meter für Meter. 
Apropos Stufen. Diese gab es auf dem Track zu genüge! Das Internet spricht von um die 3.000. Wir haben sie nicht gezählt, können aber versichern, dass es die komplette Zeit hinweg über schier endlosviele Stufen geht. 
Stufe für Stufe, Kurve für Kurve, kurze ebenerdige Passage für lange, steile Aufstiege. Wir konnten nur schwer einschätzen, wie schnell wir wirklich unterwegs waren. (Ein Ziel vor Augen gab es ja nicht.) Hin und wieder boten sich Gelegenheiten, den Himmel zu erspähen. Erschreckenderweise mussten wir verstellen, dass die Sonne mittlerweile hinter dicken Wolken verschwand … Doch aufgeben wollten wir nicht. 
Irgendwann, nach schätzungsweise einer Stunde, lockerte sich der Busch auf und wir erreichten den ersten, offenen Abschnitt, der einen Ausblick über die flache Ebene preisgab. Von dem Punkt an führte es immer noch weiter den Berghang hinauf. Nur diesmal mit kurzen Lookout-Pausen. Wir überquerten eine weitere Brücke, stiegen über überflutete Treppenstufen, kletterten über lose Steine und bogen um die nächste Kurve. 
Nach gut 1,5 Stunden - in denen es nur bergauf ging - war die Hütte in Sichtweite. Es kann nicht mehr weit sein! Gegen 12:10 Uhr und genau 95 Minuten nach Beginn der Wanderung, genossen wir den weitläufigen Blick von der Terrasse der Pouakai Hut. Mit uns befand sich eine Handvoll Wanderer im Gebäude. Der angefeuerte Kamin spendete Wärme und wir nahmen kurz Platz, um etwas zu Trinken. Wir beließen es bei einer kurzen Pause und begaben uns nur wenige Minuten später zurück auf den Wanderweg in Richtung Pouakai Tarns.

Von dem kleinen, bekannten Teich gibt es unzählig viele Bilder, die Poster, Postkarten und Social Media Plattformen schmücken. Dabei ist es weder die Reinheit des Wassers, noch der Teich selber, was ihn berühmt machte. Es ist die perfekte Spiegelung von Mount Taranaki in seiner Oberfläche! Doch um dieses Postkartenmotiv selbst zu fotografieren, bedarf es bestes Wetter und einen (nahezu) wolkenfreien Himmel.

Und genau das erhofften wir uns am gestrigen Tag. Daher ignorierten wir jegliche Anstrengung bis hierhin (die sich im Übrigen in Grenzen hielt) und liefen den 30 Minuten langen Weg von der Hütte zum Teich. Vor Ort war die Ernüchterung groß. Das Wetter hatte sich schlagartig geändert. Wo eigentlich Mt Taranaki zu sehen sein sollte, bekamen wir eine große, dunkelgraue Wolkenwand präsentiert …
Nun gut, wir setzten uns erst einmal auf den Holzsteg und aßen die vorbereiteten Brote. Wir hofften auf Wetterbesserung - jedoch blieb diese aus. Somit machten wir uns gegen 14:00 Uhr, leicht enttäuscht, auf den Rückweg. Es dauerte erneut 90 Minuten, bis wir am Auto ankamen.

Wer jetzt denkt, Bergablaufen sei weniger fordernd als bergauf, der irrt. Auch das Hinabgehen über 3.000 unabgestimmte Treppenstufen ist anstrengend und beansprucht Oberschenkel, Waden und Knie spürbar.

Nach dieser Enttäuschung half nur eins: Fish & Chips! Ein Glück gab es in „Oakura“ das beste Fish & Chips, das wir jemals auf Neuseeland aßen! Knusprige Pommes und krosser Fisch, der allein vom Berühren in seine Lamellen zerfiel - genau das Richtige nach dem zermürbenden Ausflug.

Der heutige Tag begann erneut mit wunderschönem, sonnigem Wetter. Spaßeshalber fragte Tobi am Frühstückstisch, ob wir denn nicht noch einmal den Weg zu den Pouakai Tarns auf uns nehmen möchten?! Für dieses verrückte Vorhaben stellte ich eine entscheidende Bedingung: Keine einzige Wolke darf am Himmel und rund um Mount Taranaki zu sehen sein! Nun gut, was soll ich sagen? Um 11:00 Uhr parkten wir das Auto am Fuße des Berges und betraten ein weiteres Mal den Wanderweg, der uns hinauf zur Hütte und zum Teich leiten wird.
Zu Beginn konnten wir es noch nicht wirklich fassen, dass wir den stufenreichen Aufstieg noch einmal antraten. Doch was hätten wir anderes machen sollen? Wir warteten knapp eine Woche auf besseres Wetter und nun sollte es Ausreden geben? Nicht bei uns.
Dieses Mal war es deutlich einfacher die Orientierung zu behalten. Markante Stellen (wie die kleine Höhle, ausgelöste Tierfallen, der sumpfige Baumstumpf, …) gaben uns ein Gefühl dafür, wie weit es noch ist. Und siehe da - trotz leicht schwerer Beine vom gestrigen Aufstieg toppten wir unsere Zeit und unterboten die vom DOC (Department of Conservation) eingeplante Laufzeit um eine ganze Stunde! ;)
Wieder zögerten wir nicht lange und begaben uns von der Pouakai Hut zum Pouakai Tarns. Bevor wir den kleinen Teich erreichten, waren wir von den Ausblicken begeistert. Mount Taranaki mit seiner schneebedeckten Spitze und den weißen Hängen war vollständig und uneingeschränkt zu sehen. Dieses Mal reichte die Sicht sogar noch weiter - am fernen Horizont tauchten seine Kollegen, die sich im Zentrum der Nordinsel befinden, für uns völlig unerwartet auf.

Der „Tongariro Nationalpark“ mit seinen drei Vulkanen „Tongariro“, „Ngauruhoe“ und „Ruapehu“ waren deutlich auszumachen. Wahnsinn! (Die Distanz zwischen Taranaki und den anderen Vulkanen beträgt um die 250 Kilometer.)

Als die Berge in weiter Ferne mit der Kamera eingefangen waren, wanderten wir zum eigentlichen Tagesziel. Schon jetzt hatte sich der zweite Aufstieg mehr als gelohnt. Am Teich wurden die Erwartungen nochmals übertroffen. Die Spiegelung auf dem kleinen See war einfach großartig. Wir stellten unser Stativ auf, schossen Langzeitbelichtungen und sind überglücklich, die Erinnerungsbilder unser Eigentum nennen zu dürfen. Wir verbrachten gut eine Stunde an dem traumhaften Ort. Dabei unterhielten wir uns mit anderen Wanderern und trafen sogar ein Pärchen vom gestrigen Tag wieder. ;)
Mit voranschreitender Zeit gesellten sich jedoch immer mehr Wolken in den Vordergrund, sodass der Berg immer eingeschränkter zu sehen war. Also entschieden wir uns dazu, ein paar letzte Bilder zu schießen, unseren Mittagssnack zu verzerren und uns auf den Abstieg vorzubereiten. Dabei gab es für uns kein Halten mehr - wieder toppten wir die Zeit von gestern und kamen nach nur 70 Minuten am Parkplatz an. Überglücklich es durchgezogen zu haben, hievten wir die schweren Oberschenkel ins Auto und steuerten einen letzten Lookout an. Etwas außerhalb von „New Plymouth“ eröffnete sich am „Lake Mangamahoe“ ein wunderschönes Fotomotiv. Der tiefblaue See mit seinen grünen Ufern im Vordergrund und hintendran der majestätische Mount Taranaki! Wir waren von der Szenerie überwältigt. Nur sehr schwer konnten wir uns von dem Aussichtspunkt trennen. Viel zu verträumt und schlichtweg phänomenal sah es aus.
Es folgte am Abend noch der Großeinkauf für den bevorstehenden Roadtrip und die Qual der Wahl, ob es ein weiteres Mal Fish & Chips für uns gibt?! Letzten Endes wurde es ein frischgekochtes Ananas-Curry mit hochgelegten Beinen im Auto. :)
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