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09/04/2018 - Roberts Point Track

Veröffentlicht: 02.05.2018

Nach dem ständigen Auf und Ab bezüglich der Wetterverhältnisse in den letzten Tagen packten wir heute unseren Mut zusammen und brachen zu einer Wanderung auf, die wir uns schon länger vornahmen. Am frühen Morgen waren wir guter Dinge. Nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen und die Sonne blitzte immer wieder hindurch. Gegen 10:00 Uhr starteten wir den „Roberts Point Track“, der mit fünf Stunden und zwanzig Minuten für Hin- und Rückweg angegeben ist. Der Wanderweg führt zu einem erhöhten Aussichtspunkt, von wo aus der „Franz Josef Glacier“ aus einer anderen Perspektive zu bestaunen ist.
Die ersten Meter verläuft der Track über einen gutausgebauten Weg und schon nach wenigen Minuten kommt man an einem kleinen Aussichtspunkt vorbei. Völlig unerwartet standen wir vor einem spiegelglatten See. Auf der Wasseroberfläche des „Roberts Pool“ waren die umliegenden Berge und sogar der Gletscher zu erkennen. Dank der anhaltenden Windstille konnten wir die Szenerie in aller Ruhe fotografieren - die Spieglung sah fantastisch aus. Nach der kurzen Unterbrechung gingen wir weiter und überquerten wenig später die erste Hängebrücke. Ab hier begann der offizielle Roberts Point Track. Begrüßt wurden wir von mehreren Informationstafeln und Warnhinweisen. Auch die Tatsache, dass auf der Route schon mehrere Touristen verstorben sind, hielt uns nicht auf. Mittlerweile können wir unsere Fähigkeiten sehr gut einschätzen und wissen, wie weit wir gehen können. 
Von hier an war der Wanderweg nicht mehr groß ausgebaut. Große Vorsicht war geboten, um nicht in tiefe Schlammpfützen zu treten. Zudem gab es mehrere Passagen zu meistern, die über Wasserfälle und Bachläufe verliefen. Etwas aufregender wurde es auf einer Hängebrücke, die nur für eine Person zugelassen ist. Mit einem mulmigen Gefühl passierten wir nacheinander die alte, wacklige Brücke und kamen sicher auf der anderen Seite an. Nach gut einer Stunde erreichten wir das erste Highlight der Wanderung: Eine im Jahr 2015 eröffnete Hängebrücke. Diese verläuft über eine Schlucht und hat eine Gesamtlänge von mehr als 150m. Neben ihrem eigentlichen Zweck eignete sie sich sehr gut für ein paar Schnappschüsse. :) Nach der Überquerung der neusten Hängebrücke wurde es zunehmend abenteuerlicher. Es ging Steinwände hinauf, über umgestürzte Baume und durch enge Schluchten. All unsere Kletterkünste waren von nun an gefragt. Doch wir hatten großen Spaß an der Herausforderung. Plötzlich erreichten wir einen steilen Abgrund. Von hier aus musste eine schmale Treppe benutzt werden, die an der Felswand befestigt wurde. Welch eine Ingenieursarbeit vom zuständigen Ranger! 
Allmählich wurde die Luft kühler. Hoffnung machte sich breit, das Ende bald erreicht zu haben. Doch dieses ließ noch auf sich warten. Stattdessen ging es nun über unverdeckte, moosbewachsene Felsen hinauf. An Abwechslung fehlte es dem Track definitiv nicht! 
Einige Höhenmeter später und nach genau 2,5 Stunden kamen wir an der Holzplattform an und erreichten damit das Ende des Tracks. Der Ausblick konnten sich sehen lassen. Man hatte eine viel bessere Sicht auf den Franz Josef Gletscher als vom touristischen „Standard Track“, der im ehemaligen Gletschertal verläuft. Ebenso die umliegenden Berge und Wasserfälle waren deutlich besser zu erkennen. Die Anstrengungen hatten sich absolut bezahlt gemacht. Allerdings blieb nur wenig Zeit zum Durchatmen. Pünktlich zur Ankunft setzte nämlich der Regen ein. Nachdem wir nur schnell einen Apfel gegessen hatten, zogen wir unsere Regencapes über die Rucksäcke und traten zügig den Rückweg an. Zu unserem Glück verlief der größte Teil der Strecke durch den Wald. Dadurch bekamen wir nicht allzu viel vom Regen mit. Die wenigen Passagen, welche ungeschützt waren, wurden dafür ziemlich rutschig. Zum Teil waren wir dazu gezwungen, uns hinzusetzen und die Felsen hinabzurutschen, da sie inzwischen einfach zu glatt waren. 
Schnell merkten wir, es wird ein sehr weiter Weg bis nach Hause. Wir mussten unsere Laufgeschwindigkeit stark drosseln. Immer wieder rutschten wir auf den Baumwurzeln und den moosbewachsen Steinen aus. Nach ungefähr 45 Minuten holten wir ein älteres Ehepaar ein. Die Frau hatte deutlich mehr Probleme sich auf den Beinen zu halten. Zum Glück kamen in diesem Moment die Töchter hinzu und unterstützen sie. Doch auch wir hatten zu Kämpfen und kamen nur nach und nach an den altbekannten Stellen vorbei. Glücklicherweise nahm der Schauer nur langsam zu, sodass die Bäche, die überquert werden mussten, noch nicht zu Flüssen wurden. Denn dies kann schneller passieren, als einem lieb ist. 
An der letzten Hängebrücke schreckten wir noch einmal zusammen. Auf der Brücke befand sich ein kleines Wiesel. Als es uns bemerkte, wagte es den Sprung in die Tiefe. Gut fünf Meter flog es hinab auf eine Wiese und verschwand im Wald. 
Nach fast fünf Stunden reiner Gehzeit war dann ein Ende in Sicht. Wir erreichten die Hinweisschilder vom Beginn des Tracks und wussten, dass das letzte Stück bis zum Auto relativ harmlos und flach verläuft - jedoch ohne Schutz von Wald und Baum. So wurden wir auf den letzten Metern noch einmal richtig nass - ohne Regenjacke … 
Nach genau 5:20 Stunden und mehr als 16 Kilometer war unser Ziel erreicht. Mit klatschnassen Klamotten kamen wir endlich am Auto an. Doch Feierabend hatten wir noch nicht. Wir fuhren noch weiter in das benachbarte Örtchen „Fox Glacier“. Die Fahrt dorthin wurde von heftigen Kopfschmerzen begleitet. Vermutlich hatten wir beim Wandern zu viel kalte Luft eingeatmet. 
Mit schweren Beinen erreichten wir am frühen Abend den Campingplatz. Zum Abschluss des Tages kämpften wir uns nur noch in die Küche, um uns ein warmes Abendessen zuzubereiten.

Antworten (1)

Wolfgang
Wieder mal tolle Bilder!

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