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Regenzeit (16.07.+17.07.)

Veröffentlicht: 17.07.2021

Es regnet. Sicher, nicht im Ansatz so heftig wie in den Hochwasser-geplagten Regionen Deutschlands, aber doch mehr, als man im Sommerurlaub an der Adria erwarten würde und uns auch von unserem Herbergsvatter von Vatter Marco bestätigt wird. 

Wir könnten jetzt die Karma-Diskussion wieder aufwärmen, ersparen Euch aber die ewig selbe Argumentation.

Im Grunde entscheidet also derzeit die Regenradar-Kurzzeit-Prognose über unseren Tagesablauf: für die nächsten Stunden ist es in Izola trocken? Alles klar, mit Kind und Kegel auf ans Meer.

Wir fahren den Küstenstreifen zwischen Piran und dem Fischerort Izola an und sind nach den üblichen Dialogen (Ihr wisst schon: ‚Ist bestimmt alles voll, wir sollten sofort im Ort parken!‘ - ‚Ach Quatsch, lass es uns erst mal versuchen!‘…), positiv von vielen freien Parkplätzen und ebenso viel Freiraum am Wasser überrascht.

Nicht Bummeln, sondern den Moment nutzen und ab ins Wasser.

In kürzester Zeit fühlen wir uns im eiskalten Wind in die Arktis versetzt. 

Es pustet deutlich stärker, als uns lieb ist, die Sonne hat sich auch verpieselt, und die gegenüberliegende Küste ist hinter der Regenfront bald schon nicht mehr zu sehen.

Klug wie wir sind, haben wir natürlich nur das Nötigste gepackt (wir lernen schließlich dazu, nachdem Lars am Strand von Strunjan bei der Parkplatzsuche Kilometergeld hätte bekommen müssen). Also weder Jacke, noch Regenschirm, noch zusätzliches Handtuch, um gegen die blauen Idalippen anzukämpfen. Wir geben Fersengeld, und sausen durch die Regenwolke nach Izola.

Hingegen der Behauptungen, nach Piran seien alle anderen Orte zu vernachlässigen, empfinden wir es genau andersherum: Izola erscheint uns weniger verfallen und morbid, insgesamt lebhafter und bewohnter.

Auch wenn das Stadtbild tatsächlich sehr ähnlich ist. Wir finden ein Lokal mit Innengastronomie, das guten gegrillten Fisch und natürliche Zutaten anbietet (die haben nicht mal Ketchup für unsere Zuckerschnute). Ein Eis tut es natürlich auch, um den Urlaubs-Blutzuckerspiegel schön hoch zu halten und wie zur Entschädigung, werden wir sogar noch mit Sonne belohnt. Was will man mehr?

Der Regen groovt sich im Inland ein, also flüchten wir auch am Samstag an die Küste. Zunächst nehmen wir Lipica aufs Korn. Lars und ich hätten diesen Teil der slowenischen Kultur auch überspringen können, aber Ida, die die Hälfte der Zeit ohnehin im Galopp mit ca 23.542 Pferden unterwegs ist (es wird sogar die Autotür noch mal geöffnet, weil einer der imaginären Zossen noch nicht korrekt eingestiegen ist), hat sich schon seit Dezember auf diesen Programmpunkt gefreut.

Erneut können wir kaum glauben, wie leer der Parkplatz ist. An einem Samstag. In der Hochsaison. Wo sind all die Touris? Eigentlich ist das doch ein Magnet für die bereits geimpfte Rentner-Fraktion (wir wollen niemandem zu nahe treten). Und wenn nicht für die, dann für Bibi&Tina-geplagte Eltern wie uns, was zumindest wir mit unserem Besuch ja bestätigen!

Mit nur drei weiteren Familien schauen wir den Stuten und ihren Fohlen dabei zu, wie sie auf die gigantischen (und ich meine wirklich gigantomanischen!!!) Koppeln dürfen. 

Die sind schon wirklich niedlich mit ihren langen dürren Beinchen, die noch nicht so richtig gehorchen wollen. Danach machen wir eine Führung mit Anita, welche wir allein in Lipica gefunden haben (Bitte, für den Ohrwurm!) und lernen, wie wichtig das uralte Gestüt für den slowenischen Nationalstolz ist. Die Pferdchen sind sogar auf die 20 Cent-Münzen geprägt.

Auch Aaaanita ist der Stolz anzuhören, den die Arbeit auf dem Gestüt mitbringt. Dürfen hier nämlich nur Leute arbeiten, die tatsächlich reiten können und einen Test am hiesigen Pferde bestanden haben!

Allein, um Dressur reiten zu dürfen, bedarf es sieben langer Jahre Arbeit und Training auf dem Gestüt!

Auch die Aufzucht und Hierarchierung der Pferde ist strikt geregelt und selbst begatten darf nur, wer die besten Gene in sich trägt!

Wohlgemerkt nicht mit Stute sondern mit einer „Besamungsmaschine“, welche uns von Anita mit tiefem Augenkontakt haarkleinst erklärt wird…


Auch Ida möchte insbesondere über diesen Teil des Gestüts die meisten Infos haben.

10000 qm Koppeln, 315 Pferde und das Wichtigste scheint ein Stück abgeranztes Leder zu sein!

Naja, insgesamt sind aber auch wir Erwachsene sehr beeindruckt von der Arbeit und der Tradition, die hier gelebt wird und können den Nationalstolz definitiv nachvollziehen!

Nach einer halbstündigen Trainingsbesichtigung (4 Reiter auf 4 Pferden und einem Reitlehrer mit Feldwebel-Auftreten), verabschieden wir uns. Im Nachhinein recht zufrieden, diesen Programmpunkt in unseren Urlaub aufgenommen zu haben. Wird es nun nämlich doch sichtlich voller auf dem Martinshof…Gestüt Lipica!

Da wir ja ohnehin schon an der Italienischen Grenze sind, und uns der letzte Besuch in Trieste trotz der Hektik so gut gefallen hat, fahren wir eben noch mal hin. Schon von weitem sehen wir zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen liegen. Aha. Dort sind also die ganzen Touris. Ungut.

Umdrehen ist aber nicht. Unser Timing ist nämlich sensationell, und wir schwelgen mit Vorfreude schon im Pizzahimmel. Auf direktem Weg steuern wir die Pizzaria an, die aus allen Nähten platzt. Draußen finden wir keinen Platz mehr, und drinnen werden wir einfach ignoriert. Nach mehreren Runden ‚Ich sehe was, was Du nicht siehst‘ haben wir keine Lust mehr zu warten und versuchen es eben noch mal mit einer Pizza to-go. Das geht tatsächlich schneller, kostet uns dieses Mal aber direkt satte 4€ mehr. Hä? Ist das der Wochenendzuschlag? Oder wurde wegen der Kreuzfahrtschiffe erhöht? Nach dem Motto, die haben ja Geld satt?

Als wir dann auch nach darum bitten, dass die Pizza bitte geschnitten wird, versuchen die Herrschaften nicht mal mehr ihren Unmut zu verbergen und verdrehen ganz offensichtlich die Augen. Gnädig vierteln sie die Pizza. Na herzlichen Dank.

Wir setzen uns Mitten auf den Bürgersteig (Meerblick ist dank der schwimmenden Festungen eh nicht drin), ignorieren die irritierten Blicke der dahinflanierenden Menschenmassen und essen unsere jetzt schon kalte Pizza. Der Wind pustet so heftig, dass selbst die Alubeschichtung das Auskülem nicht verhindern konnte.

Wir kugeln am Hafen entlang, treiben die anderen Passanten und den Fux mit ‚Nicht die Linien berühren‘ in den Wahnsinn, und schauen uns den Canale Grande und ein paar Basiliken an. Jetzt nur noch das obligatorische Eis genießen und zurück zum Zelt.

Nach langen Überlegungen und einigem Drängen der Eisverkäuferin entscheidet sich Ida wie immer für Zitrone und dunkle Schokolade (es muss schon mit dem Teufel zugehen, dass sie mal was Anderes nimmt. Kennste, ne Mari? ‚Äähm, äh… Goudi!‘). Und weil es in dem kleinen Laden zu voll ist schicken wir sie wieder raus.

Keine Minute später ist bezahlt und auch wir verlassen die Gelateria. Ida steht wie ein bedröppelter Pudel mit einem auf die Hälfte geschrumpften Eis auf dem Geweg. Kennt Ihr diese Momente, bei denen sich die Einzelheiten wie in Zeitlupe ineinander fügen und erst nach und nach Sinn machen?

1. Winziges Eis. 2. es ist eigentlich gar nicht so heiß, als das es so schnell hätte schmelzen können. 3. Ida ist totunglücklich. 4. sie ist gepunktet. 5. Es regnet etwas auf sie. 6. Es ist Eisregen. 7. Lars Eis fängt auch an zu verschwinden. 8. Scheiß Wind!

So schnell wie möglich, schlingen wir also das Eis runter. Genuss ist echt anders.

Bella Trieste. Wäre es doch mal ein One-Day-Stand geblieben.


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