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Postojnska Jama und die Suche nach dem Grottenolm

Veröffentlicht: 17.07.2021

Gewiss könnte man den heutigen Tag ebenfalls als klassisches Touriprogramm abhaken. Denn eigentlich fühlt es sich definitiv so an, wenn man mit dutzenden Menschen, aufgeteilt in ihre Nationalitäten in eine Lummerlandbahn gepfercht wird und unter Tage zuckelt!

Doch das würde dem heutigen Programmpunkt absolut nicht gerecht werden!Geht es doch mit erstaunlich großer Vorfreude auch von der kleinen Roten in die, mit sagenhaften 24 km Länge, längste Karsthöhle Europas. Etwas, was wir uns keinesfalls entgehen lassen wollen! Durch mehrmaliges „Was ist Was - Abenteuer Höhlen“-Hören (Idas Wunsch) wussten wir in etwa, wie die Höhlen über Jahrmillionen entstanden sind und was für erstaunliche Geschöpfe Diese, seit ebenfalls Jahrtausenden, ihre Heimat nennen!Zu den Höhlen selbst ist zu sagen, dass sie erst um das Jahr 1818 durch einen Besuch des damaligen österr. Kaiser Franz I. und seiner Kaiserin Karoline Auguste (nein, nicht Sissi!) drastisch an Berühmtheit und Beachtung zulegten!Zu dieser Zeit wusste man lediglich von einigen hundert Metern Höhlentiefe, welche durch Lichtwächter bewacht wurden und, so glaubte man, auf der anderen Seite eines unterirdischen Flusses endeten!Zu Ehren der kaiserlichen Hoheit, sollte durch den Wächter Luka Čeč auf der jenseitigen Flussseite, ein Banner an die Höhlendecke gespannt werden. Dieser überwand den Fluss auf einer provisorischen Leiter und entdeckte dahinter keine Wand, sondern eine riesige nach unten abfallende Halle!Seine Aussage: „Hier ist eine neue Welt! Hier ist das Paradies!“ ist heute weltberühmt!Die Entdeckung und Erforschung der kilometerlangen Gänge begann und setzt sich bis heute fort!Nichts, was man sich entgehen lassen sollte, gerade, wenn man nur 10 Kilometer entfernt sein Zelt aufgeschlagen hat!Um 11 Uhr beginnt also unsere Führung durch die Höhlenwelt von Postojna.
Anhand der unterschiedlich großen Gruppen, welche sich unter den fest angebrachten Landesflaggen sammeln, lässt sich auch in etwa erahnen, wie dort wohl aktuell die Corona-Lage sein könnte!Die deutsch/österreichische Gruppe bildet den größten Teil, gefolgt von den englischsprachigen Besuchern. Dahinter die Italiener und Slowenen selbst. Zu guter Letzt zwei Chinesen mit einem Audioguide. Der „echte“ Guide ist vermutlich noch in Kurzarbeit!Überhaupt bringt uns insbesondere hier das Thema Covid-19 erneut leicht in Rage! Denn in mehrfach ausdrücklicher Deutlichkeit (der Pleonasmus ist hier so gewollt!) wird auf Abstand und -oh Wunder in einer Höhle- Maskenpflicht hingewiesen!Doch daran halten tut sich insbesondere eine Altersgruppe nicht! Wir möchten hier betonen, dass ihr, also unsere Familie und Freunde hier definitiv ausgenommen seid.Nahezu jeder deutschsprachige Besucher über 60 verzichtet in provokanter Stoigkeit auf seine Maske! Vielleicht sind wir auch in die Reisegruppe „Renitente Asthmatiker“ gestoßen, die alle über ein ärztliches Attest verfügen…finden wir aber eher unwahrscheinlich.Es macht uns jedenfalls zornig, dass ausgerechnet die Altersgruppe, die es seit 18 Monaten auf Kosten der Schulbildung, sozialen Integration und Weiterentwicklung der Kleinsten und Kleinen in unserer Gesellschaft, zu schützen gilt, nach dem ergatterten Pieks für völlig unnötig hält, sich an festgelegte Regeln zu halten, die nun wiederrum andere schützen. So…“genug aufgeregt!“ denken wir uns und starten die Fahrt mit der Höhlenbahn in die Tiefe des Karstgebirges!Und tatsächlich sind wir bereits nach wenigen Metern sprachlos und fasziniert von der Vielfalt an Stalagmiten, Stalagtiten und Stalagmaten. 
Die Bahn führt uns durch schmale Gänge, bei denen wir uns etwas um unsere Köpfe sorgen, und im nächsten Moment durch ballsaal-ähnliche Räume, in denen der Schall sechs Sekunden für seinen Rückhall braucht!
Nicht zu Unrecht ließ Kaiser Franz I. zu Lebzeiten hier unten feierliche Bälle stattfinden. Die Kronleuchter an den Decken zeugen hierbei noch von altem Glanz!
Die konstanten 10 Grad Celsius jedoch sprechen auch dafür, dass die kaiserlichen Gäste für die damaligen Verhältnisse wohl eine recht flotte Sohle aufs imaginäre Parkett haben legen müssen!Kalt und feucht ist es, denn die Höhle ist logischerweise so aktiv wie eh und je und somit auch in steter Veränderung. Nicht, dass wir von dieser Veränderung etwas sehen würden. Wachsen die Tropfsteine doch im Schnitt „nur“ maximal einen Milimeter pro Dekade in die Höhe. Umso erstaunlicher erscheinen die teils gigantischen Gebilde vor unseren Augen. Die Ältesten von ihnen über 500.000 Jahre alt und bis zu 16 Meter groß.
Mitten in der Höhle kommt die Bahn zum Stehen und es geht zu Fuß weiter, vorbei an bizarren Formen, die aussehen wie Huhn, Kamel, Teufel oder Eistüte. An jeder Ecke gibt unsere Führerin allerlei Spannendes über die Geschichte der Höhlen und auch deren Bewohnern zum Besten. Unter ihnen der Bekannteste und irgendwie Lustigste: Hans-Werner Olm!Tschuldugung…der Grottenolm!Ein Tier, welches sich an die Bedingungen in der Höhle nahezu perfekt angepasst hat, wodurch es keine Augen und nahezu keine Farbpigmente in der Haut besitzt! Ein längliches, ja irgendwie drachenähnliches Geschöpf, das insbesondere in Slowenien so etwas wie ein Nationaltier ist! Es wird um die 35 cm groß, 100 Jahre alt und schafft es, ganze 10 Jahre ohne Nahrung auszukommen!Wie man Letzteres herausgefunden hat, wird nicht aufgeklärt!Ida ist hin und weg von diesem Tier, weshalb wir dem Souvenirshop einen Besuch abstatten müssen und mit dem Kuschelgrottenolm „Olmi“ einen neuen Begleiter unserer Reisegruppe hinzufügen. 
„Meer“ und „Hirschi“ daheim im Zelt, waren nach Aussage von Ida ganz aus dem Häuschen!Den Rest des noch recht langen Tages verbringen wir selig von unserem Höhlenbesuch und auch reichlich müde auf dem Zeltplatz. Dieser zeigt sich zu unserer großen Freude vollkommen ausgestorben. Wir sind zumindest kurzzeitig die einzigen Camper hier, was wir mit Musik, Hörbuch und Sport ausnutzen. Zum Abend gibt es fast schon traditionell Stockbrot an der Feuerstelle, mit einem Glas Hauswein für uns und Idas selbstgemixter Zitronenlimo (Verhältnis Zitrone:Wasser ca. 10:1) für alle!Sauer macht ja bekanntlich lustig…und in unserem Fall heute sehr zufrieden!Und mit dem Gedanken, im nächsten Leben als Grottenolm wiedergeboren zu werden, beenden wir diesen ereignisreichen Tag!…10 Jahre ohne Nahrung…
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