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Vivere alla giornata - 13./14.7.

Veröffentlicht: 15.07.2021

Wir hatten Ida Meer versprochen, aber nachdem wir die Staus an der kroatischen Grenze gesehen haben, haben wir den Plan gen Rijeka zu fahren für‘s Erste ad acta gelegt. Aber was soll’s; Dann eben die slowenische Küste, die zwar nicht sehr lang ist, aber der kroatischen in Nichts nachstehen soll. Wir haben uns Richtung Norden orientiert. Ohne uns wirklich zu informieren, oder großartig zu vergleichen.

Da sich Ida ohnehin an keinen der bisherigen Besuche am Mittelmeer erinnert, ist es für sie völlig einerlei welchen Strand wir anfahren.

Obwohl es 31 Grad sind, ist es bedeckt und von Zeit zu Zeit tröpfelt es. Der normale Sonnenanbeter, so hoffen wir, überlegt es sich heute vielleicht zwei Mal, ob er sich in den Bikini schmeißt. Trotzdem ist der Parkplatz am Strand brechend voll, am Wasser verläuft, ähm verschwimmt es sich Gott sei Dank aber, so dass wir uns nicht unwohl fühlen und man ausreichend Abstand halten kann. Irgendwie begleitet Corona uns gedanklich halt doch immer.

Das Wasser ist herrlich! Badewannentemperatur hat es zwar nicht, aber nach der Soča ist ehrlichgesagt alles angenehm warm.

Dank der Schwimmeinheit mit Opa Manfred in Frankfurt hat sich Ida super über Wasser gehalten und konnte gar nicht oft genug mit Lars um die Wette hopsen. Mich wurmt ungemein, dass wir Ihren Gesichtsausdruck nicht einfangen konnten: Irgendwas zwischen Katze vorm Sahnetopf und kindlicher Geburtstagsfreude. Eine tiefe Zufriedenheit, die jede Mühe und jeden Kilometer hierher absolut wert war. Balsam für die Seele.

Entsprechend braucht es ein paar Anläufe sie davon zu überzeugen, dass jeder Spaß irgendwann ein Ende hat. Bevor uns Schwimmhäute wachsen, wollten wir noch Richtung Piran.

Piran von oben

Schwerer Fehler! Hätten wir doch mal sinnvoller und weiter im Voraus geplant. Bzw. Lars hatte so was angedeutet, aber den Gedanken nicht weiter verfolgt: Piran ist so schön, dass man danach kein anderes Städtchen an der Küste mehr besuchen braucht.

Blick auf den Piraner Kirchturm

Mit vielen Italienischen Einflüssen, engen Gassen, Pinien und blühendem Oleander, den kleinen Lokalen und bunten Fassaden, an denen die Farbe abblättert, ist es so typisch mediterran, dass man davon fast verrückt wird. 

Die ganze Innenstadt ist außerdem Auto-frei (hieß zwar leider, dass wir einen langen Fußmarsch vor uns hatten, macht den Ort aber natürlich umso attraktiver). Roller dürfen aber selbstverständlich durch die Gassen knattern. Na klar! Italien ist eben nicht weit.

An der Promenade drängen sich die Restaurants dicht an dicht, aber die schrecklichen Nippesläden sucht man vergebens. Dafür kann man während man auf das Essen wartet mal eben ins klare recht saubere Wasser hüpfen (sonst kennt man ja die Schaumkrönchen und Plastikberge im Stadtgebiet). Die Slowenen nutzen eben jeden Zentimeter ihrer kurzen Küste.

Insgesamt ist es auch hier nicht sehr voll. Vielleicht liegt es an der Corona-Saison, vielleicht an der späten Stunde, oder Slowenien ist eben doch noch nicht so überrannt von den Touris. Wir wissen es nicht, aber genießen es, während wir etwas plan- und ziellos durch die Gegend laufen und willkürlich einsame Gassen erkunden. Ohne Orientierungssinn ist man absolut verloren. So verwinkelte Straßen sind uns noch nicht untergekommen, und wir staunen, dass man in eine Gasse mit maximal zwei Metern Breite noch die ein oder andere Außengastronomie gequetscht hat.

Eigentlich hatten wir vor den Sonnenuntergang abzuwarten, aber die Füße sind platt, das Bett ruft, und wir entscheiden uns dafür, den Heimweg anzutreten.

Wenn weder Izola, Portoroč oder Koper mit Piran mithalten können, dann geht es eben nach Trieste. Von so vielen Seiten haben wir gehört, dass die italienische Hafenstadt eine Perle an der Adriaküste sein soll und vor allem mit Abstand die besten Kaffeehäuser habe. Nicht das wir als Instant-Kaffee-Trinker das tatsächlich beurteilen können, aber wir freuen uns dennoch auf ein paar ordentliche Espressi, und ein bisschen La-dolce-Vita-Flair. Ida zu überzeugen war einfach: Italien als Heimat von Pizza und Eis ist ein klares Ja.

Catwalk in Triest

Wie es der Zufall will, habe ich als Urlaubslektüre Eat, Pray, Love von Elizabeth Gilbert aus dem Regal gegriffen, in dem die Autorin ihre Reise durch die Welt und zu sich selbst beschreibt. In Italien sucht und findet sie das Glück durch Genuss und beschreibt im Detail die Italienische Mentalität. In den Tag hineinleben, sich kleine Genüsse an jeder Ecke gönnen, Pause machen, wenn es einem gut tut, und die Arbeit auch mal Arbeit sein lassen. Klingt herrlich, auch wenn es mit jeder Silbe unserer Deutschen Erziehung wiederspricht:

In den Tag hinein leben heißt nur, dass man Zeit vergeudet, überall etwas Essen führt zu Übergewicht, Pausen werden gemacht, wenn alles erledigt ist, und ohne Fleiß kein Preis.

Was langfristig die bessere Art ist sein Leben zu leben sei dahingestellt. Wir wollen das nicht kommentieren, können aber auch nicht behaupten, dass die italienische Lebensart auf uns abgefärbt hat. Wir haben uns so bemüht, uns kulturell anzupassen. Wir sind ohne Zeitplan losgefahren. Wir sind schließlich im Urlaub und absolut tiefenentspannt. Da kann uns nichts stressen. Ist doch so, oder?

Römisches Theater (Triest)

In der Stadt musste sich Lars mächtig konzentrieren nicht einen der vielen Rollerfahrer umzunieten, die wie aus dem Nichts auftauchen und mit viel Geknatter und Harakiri rechts und links überholen. Der erste Schweißtropfen auf der Stirn. Im Parkhaus mussten wir um den letzten freien Stellplatz kämpfen. Haben den Kampf gegen einen Österreicher verloren und obergeduldig gewartet, bis jemand anders rausgefahren ist. Ihr könnt es Euch vorstellen: mit rotem Kopf und dem zweiten Tropfen Schweiß im Gesicht. Aber weil wir uns ja nicht hetzen wollten, haben wir dann ohne auf die Uhr zu schauen viel Zeit in einem Laden mit vielen roten Preisschildchen verbracht, und Ida für die Schule ausgestattet (sie weigert sich Jeans zu tragen, und wir finden, die Zeit von Strumpfhose und Leggins ist irgendwann vorbei). Bei jedem Teil, das wir in die Hand genommen haben, hat die Dame uns (konsequent auf Italienisch) gefragt, ob sie es an die Kasse legen dürfe und war etwas zerknirscht, dass wir uns nicht entscheiden konnten. Seltsam. Dabei haben wir recht viel gekauft. Man hätte meinen sollen, statt uns Druck zu machen, hätte sie uns eher weitere Teile bringen können. Ein paar Minuten später sollten wir wissen, was das Problem war. Mittagspausenzeit. Selbst die Pizzerien schließen zwischen 15:00 Uhr und 19:00 Uhr. Ach du Schreck! Im Affenzahn und mittlerweile Schweißbächen haben wir es um 14:30 Uhr an einen Tisch geschafft, hatten gerade ergoogelt, welches hübsche italienische Wort welchen fiesen Belag beschreibt, da wurde uns mitgeteilt, dass wir keine Pizza mehr bekommen. Die Pause ist eben wichtig. Wichtiger scheinbar, als der Umsatz. Wir haben dem Wirt dann mit Hundeblick zwei Pizzen to go aus den Rippen geleihert, die wir umso schöner direkt am Hafen aus der Box gefuttert haben. Geht doch! Keiner, der uns stresst (außer die Möwe mit Geierblick).

Wir sind zufrieden und um zwei Erkenntnisse reicher.

Erstens: In Italien gibt es wirklich die beste Pizza! Dafür lohnt es sich zu hetzen (und ganz nebenbei vorsorglich ein paar Kalorien zu verbrennen). Und zweitens: Vivere alla giornata liegt uns nicht. Wir sind einfach zu deutsch. Und das ist für uns auch genau gut so.

Füße kühlen vom Bummeln (Triest)


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