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Von andere Kulturen und Sitten

Veröffentlicht: 24.08.2019

Hallo! Hier kommt meine Meldung nach 14 Tagen auf der Hütte! Wir leben noch und stellen fest, dass man gar nicht so weit reisen muss, um andere Kulturen kennen zu lernen. Aber dazu gleich mehr!
Wie geht es Euch allen wohl in den letzten Zügen des Sommers!? Die Ferien sind fast überall vorbei. Unerträglich heiß ist es auch nicht mehr, wie man hört. So genieße ihr die letzten Tage im August hoffentlich.
Wir (oder mehr ich) haben in der letzten Woche noch ein bisschen gekämpft, um mit der Kultur hier oben zurecht zu kommen. Das "Mit-allen-gut- zurecht-kommen" - "Seine-Aufgabe-gut-machen" steckt doch tief drin.
Jetzt sind die Momente gut, in denen ich es schaffe, darüber zu stehen und die Hüttenwirtin ihren Spleen ausleben zu lassen!
Vielleicht habe ich im letzten Beitrag auch etwas übertrieben mit der Schilderung der unausgesprochenen Erwartungen. Ursache dafür sind sicher auch meine eigenen enttäuschten Erwartungen gewesen. Insgesamt bleibt es aber dabei: die Arbeit und das Drumherum hier auf der Hütte ist nicht die Erfüllung. Helmut meint ja, das sei exemplarisch und übertragbar auf andere Hütten. Ich glaube nicht. Es gibt sicher auch andere Hütten mit schrägen Hüttenwirten und schwachen Teams. Wir haben aber auch schon viele erlebt, die anders geführt werden und wo anders miteinander gearbeitet wird. Und ich glaube auch, wir würden es ganz gut hier oben aushalten und würden nicht so oft wegfahren, wenn wir uns wohler fühlen würden.

Also, was ist schön in diesen Wochen und lässt uns bleiben? Frei haben und wegfahren. Graz, Fürstenfeld, Wien. Wir sind an den freien Tagen schon viel rumgekommen. Aber auch mal eben eine Tour Wandern gehen zu können, die Nachbarn besuchen, zu den Kühen gehen. Mittlerweile ärgere ich mich auch nicht mehr über spontanes Frei den halben Tag oder brauche ewig bis ich aus einer miesen Stimmung raus bin, die hier durch die Bude qualmt wie der Zigarettenrauch aus der Wohnung der Wirtin.

Und etwas begegnet uns hier im Alpenvorland zum ersten Mal auf unseren Reisen in diesem Jahr: Egal wo wir hinkommen, es ist wirklich leer und ruhig. (mal abgesehen von den 67 Pensionisten, die gestern aus der Steiermark mit 2 Autobussen auf der Hütte eingefallen sind). Wir fahren an unserem freien Tag nach Graz: die Mehrzahl der Cafés und Läden hat Sommerferien bis Ende August. Ich besuche das Waldbacher Bio-Gedöns-Waldbad: niemand ist da. Noch nicht mal der Bademeister. Wir wollen spontan auf das Abendkonzert beim Swingfestival: kein Problem, es gibt noch ausreichend Karten. Man bekommt überall einen Parkplatz, einen Sitzplatz im Gasthaus.
Von daher: Fahrt bei Eurem nächsten Urlaub Fahrt in die Steiermark oder ins Burgenland. Hier hat man überall Forstwege ins Gelände gezogen, alles abgeholzt und möglichst gleichförmig wieder aufgeholzt, überall Kühe auf die Weide gestellt, die so schöne Laufwege in die Wiesen machen und alles automatisch düngen. Nein, weiter unten ist es bei Sonnenschein schon hübsch. Ein bisschen wie Allgäu.
Kulinarisch kann man sich als Urlauber hier auch schnell zurecht finden. Das Angebot aus Suppe, Beuschel und Gesöchts ist überall das gleiche. Gern bietet man auch Sachen aus dem gängigen TK-Sortiment an. Vom Kaiserschmarrn bis zum Topfenstrudel. Ganz wichtig: Alle Läden für warmes Essen schließen ab 17h. Aber es ist ja eh ungesund abends noch so viel zu essen. An der Theke hier habe ich zum Thema Trinkkultur auch viele neue Dinge kennengelernt. Sympathisch finde ich ja den Trend alles Mögliche mit Mineralwasser auf halbe Liter aufzuspritzen. Nicht nur Saft oder Weißwein (letztere Mischung hat übrigens zig Namen: Spritzer, Weißer gespritzt, weiße Mischung, Sommerspritzer...). Gerne spritzt der Ösi hier auch Cola, Almdudler, Orangenlimo, die hier Frucade heißt. Oder Himbeerlimo, die rotes Krachel genannt wird. Diese trinkt man auch gern als Dipperl mit Rot- oder Weißwein aufgefüllt. Radler mit Almdudler, Bier mit Wasser... hier kennt man nix. Wird das ganze light/leit (?) bestellt, mag man die Mischung mit Leitungswasser haben. Erschreckend ist uns auf unseren Ausflügen die noch sehr ausgeprägte Rauchkultur der Ösis aufgefallen. Krass Wie viele Leute hier rauchen! Ein Rauchverbot in der Gastronomie wird erst dieses Jahr im November durchgesetzt. Österreich ist tatsächlich der einzige OECD-Staat in dem die Quote der Raucher noch steigt. Angeblich auf knapp 24% aktuell. Auf dem Afrika-Festival auf der Donauinsel gestern Abend waren es bestimmt 50%! (die anderen 50% haben gekifft). Und eine weitere traurige Wahrheit: die Ösis essen kein Lakritz. Ich hatte mein Kindheitserlebnis verdrängt: Wir waren mit der Familie im Zillertal wandern. Treuer Begleiter war meine Knight-Rider-Hörspiel-Kassette auf der Michael Knight sich neben der Verbrecherjagd Lakritz kauft und isst. Klar habe ich auch Appetit auf das schwarze süße Zeug bekommen und Mama und ich haben schon damals vergeblich alle Supermärkte abgesucht. Hätte ich mich erinnert, hätte ich das Zeug aus Deutschland in der guten Aldi-Mischung importiert. In Mengen und vielleicht hätte ich hier ganz neue Esskulturen einführen können.
Und mit dieser Vision verabschiede ich mich für heute von Euch: Servus, Pfiati, Baba... Ganz nach Österreicher Manier! 

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