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Tag 6 - Ein Sonntag in Hanoi

Veröffentlicht: 29.01.2023

Nachdem die wichtigsten Punkte auf meiner Sightseeing-Liste abgehakt sind, genoss ich einen entspannten Sonntag in Hanoi. Nach dem Frühstück (Eiernudeln mit Pakchoi) spazierte ich zum Reisebüro um meine Bustickets für Hue und Hoi An zu kaufen. Nach Erledigung dieses wichtigsten Tagespunkts bestellte ich mir ein paar Türen weiter einen Mango-Banane-Passionsfrucht-Smoothie bei einer Straßenverkäuferin, setzte mich auf einen ihrer Plastikstühle und beobachtete das Treiben auf den Gassen.

Smoothie in den Altstadtgassen Hanois

Da heute Sonntag ist und weil ich ein paar Anliegen im Herzen trage, entschloss ich mich dazu, die katholische Messe in der St. Joseph Kathedrale zu besuchen. Im 1,5-Stunden-Takt werden hier sonntags Messen gebetet. Um 11:30 Uhr eine in englischer Sprache. Die Liedtexte und Gebete der Gemeinde wurden auf zwei Bildschirmen übertragen.

Kathedrale St. Joseph
Altarraum der Kathedrale St. Joseph

Nach der Messe setzte ich mich in ein kleines Café gleich neben der Kathedrale um einen Kaffee zu trinken und ein wenig zu malen. Dies erweckte die Aufmerksamkeit des naseweisen 11-jährigen Phu (Spitzname: Tornado), der mir zuerst in hervorragendem English Löcher in den Bauch fragte und sich dann meiner Aufforderung folgend neben mich saß und mit mir malte. So malten wir in trauter Zweisamkeit unter den wachsamen Augen seiner Mutter sicherlich 1 Stunde lang und unterhielten uns dabei über Gott und die Welt - hauptsächlich jedoch über giftige Quallen, vietnamesisches Essen und die (Phu zufolge) besten Youtube-Kanäle. Ich genoss also Phus Gesellschaft und seine Mutter einen ungestörten Plausch mit einer Freundin.

Kaffee und Aquarell
Mein neuer Freund Phu und ich

Meinem Hunger folgend spazierte ich die Gassen rund um die Kathedrale entlang und ließ mich von der Bäckerei Gau anziehen, vor der auf einem kleinen Platz Tische und Stühle aufgestellt waren. Nach all den kalten, windigen Tagen kann ich endlich in kurzen Ärmeln draußen sitzen und die Sonne genießen. Ich wurde meiner dünnen Daunenjacke schon langsam überdrüssig. Ganz nebenbei konnte ich das beste Pain au chocolat meines Lebens genießen. Wer hätte gedacht, dass ich dafür über 8.000 km Entfernung auf mich nehmen musste?!

Limoneneistee und Pain au chocolat

Das warme Wetter ausnutzend setzte ich mich am Ufer des Hoan-Kiem-See in die Sonne und malte weiter. An dieser Stelle möchte ich den grandiosen Mut der vietnamesischen Kinder hervorheben. Mehrmals kamen Kinder auf mich zu und fragten mich auf englisch aus. Jedes Mal hatte ich ein nettes kurzes Gespräch und war wieder und wieder fasziniert - sowohl von ihrer Englischkompetenz als auch von ihrem Mut so einfach auf eine Fremde zuzugehen und sie anzusprechen.


Am späteren Nachmittag besuchte ich auf Rat des jungen Pärchens, welches ich bei der Ha Long Tour kennengelernt hatte, das Wasserpuppentheater. Diese jahrhundertealte Tradition ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das etwa einstündige Puppenspiel, bei dem die Puppenspieler hinter einem Vorhang im Wasser stehen, wird von einer Live-Band und Live-Gesang musikalisch begleitet. Es werden verschiedene Szenen aus alten vietnamesischen Geschichten dargestellt. Für die nicht des Vietnamesisch Mächtigen gibt es Audio-Guides in verschiedenen Sprachen.

Life-Musik beim Wasserpuppentheater
Künstlerin am faszinierenden Dan Bao
Szene aus der Geschichte des Hoan-Kiem-Sees
Feentanz

Mit Einbruch der Dunkelheit nutzte ich die Gelegenheit meines letzten Abends in Hanoi um noch ein paar Nachtaufnahmen zu machen. Dabei hatte ich auch ein nettes Gespräch mit einem jungen Mann namens Tiel vom Volk der Nung aus Nordvietnam, der in Hanoi in der Einkaufsabteilung eines Stahlhändlers arbeitet und mit mir sein Englisch üben wollte. Bei unserem Tratsch erzählte er mir ein etwas kurioses Detail: Da alle anderen Kinder seiner Nachbarschaft ein Jahr älter waren und seine Eltern wollten, dass er mit den Nachbarskindern zur Schule geht, meldeten sie ihn einfach bei den Behörden mit einem Geburtsdatum an, welches ihn ein Jahr älter machte, als er tatsächlich war.

Brücke über den Hoan-Kiem-See bei Nacht
Tempel auf dem Hoan-Kiem-See
Insel mit Neujahrswünschen am Hoan-Kiem-See
Beleuchtung in Hanois Gassen
Kathedrale St. Joseph bei Nacht

All diese Begegnungen des heutigen Tages haben mir viel Freude bereitet. Ich habe einen besseren Einblick in die Kultur und das Wesen der Vietnamesen gewonnen. Ich habe die Neugier, die Wissbegierde und die Kontaktfreudigkeit der jungen Vietnamesen kennengelernt. Ich glaube fest daran, dass Vietnam mit so vielen tollen jungen Menschen eine großartige Zukunft bevorstehen wird. Das hoffe ich allein schon für all die jungen Menschen, mit denen ich heute Bekanntschaft machen durfte.

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