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Per Motorrad durch Vietnam

Veröffentlicht: 16.11.2016

Ja, ihr habt richtig gehört - ich, die sich geschworen hat, nie im Leben ein Motorrad zu besteigen und die sich über jeden einzelnen Motorradfahrer beschwert hat, der mich - schwitzend und schnaufend -am Rennrad, einen Pass irgendwo in Österreich hochquälend , lässig überholt hat und oben auf der Hütte genüsslich ein Dreigängemenü verspeist hat, ohne auch nur eine einzige Kalorie verbrannt zu haben.

Reisen öffnet einem die Augen, zeigt neue Möglichkeiten auf, ermutigt, Dinge zu tun, gegen die man sich immer gewehrt hat - und in diesem Sinne habe ich meinen inneren Schweinehund überwunden und mich entschieden, gemeinsam mit Markus das Hochland von Vietnam in erster Linie per Motorrad und Scooter zu erkunden.

Vor mittlerweile über einer Woche sind wir in Hanoi gelandet, das Schreiben eines neuen Eintrags für meinen Reiseblog ist mir bis dato schwer gefallen, zu eindrucksvoll war Myanmar, zu authentisch und faszinierend. Angekommen in Hanoi wurden wir beinahe erdrückt von den Eindrücken, die uns diese pulsierende Metropole geliefert hat. Hunderte Touristen, in erster Linie junge Rucksack - Reisende drängen sich durch die engen Gassen, Einheimische versuchen an jeder Ecke, Souvenirs, überteuerte Früchte und frisch gezapftes vietnamesisches Bier um 60 Cent pro Glas zu verkaufen. Alles, was uns von Myanmar völlig fremd war. Mitten in Backpacker -Viertel wohnend, haben wir das nie schlafende Hanoi und das Nachtleben hautnah miterlebt. Während in Rangun oder Mandalay Clubs bzw. Nightlife so gut wie nicht existieren und man nur mit Mühe und Not eine kleine verschlafene Einheimischenbar findet, reihen sich in Vietnams Hauptstadt Karaokebar an Karaokebar, Nachtclub an Nachtclub.

Da die Wetterprognose für die Gegend um Hanoi ziemlich schlecht war, entschieden wir uns gegen eine Tour durch die berühmte Halong Bay - dem Nummer Eins Touristenziel in Vietnam - und brachen bei 17 Grad, Regen und Wind Richtung Hoi An, einem kleinen Küstenstädtchen in der Mitte des 1600 Kilometer langen Staates, auf. Mit den unzähligen kleinen Bars und Restaurants, die sich entlang des kleinen Flusses schmiegen, erinnerte mich Hoi An sofort an Venedig. Kleine Boote bahnen sich ihre Wege durch winzige Brücken hindurch, Touristen schlendern durch die Gassen, Marktfrauen bieten frische Dragonfruits, Bananencakes, gebratene Frösche, die berühmten vietnamesische Banh Mi Baguettes und alles an (teilweise undefinierbaren) Speisen an, was das Herz begehrt. Abends erstrahlt die Altstadt, die als eine der wenigen Städte Vietnams vom Krieg verschont blieb und daher zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde, aufgrund der hunderten Lampions in allen möglichen Farben und Lichtern.

Sonnenhungrig nach den kalten Temperaturen im Norden des Landes sind wir tagsüber per Fahrrad durch die Reisfelder Richtung Strand geradelt, haben endlich wieder Sand und Meerwasser unter den Füßen gespürt und frisch gefangenes Seafood genossen.

Reisende aus der ganzen Welt kennenzulernen, aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und mit unterschiedlichen Reiserouten, jeder einzelne von ihnen mit neuen Eindrücken, Reiseerfahrungen und Hintergründen, warum man reist und wie das Alltagsleben zuhause ausschaut... das fasziniert mich am Backpacker-Leben fast am meisten. Und das schönste ist, wenn sich die Wege mit einer Reisebekanntschaft irgendwann und irgendwo wieder kreuzen. Und genauso eine Erfahrung habe ich mit Rosanne gemacht, einer Niederländerin, die ich bereits Mitte Oktober beim Yoga Retreat in Thailand kennengelernt habe und mit der ich seither immer in Kontakt stand , hoffend, sie irgendwo auf meiner Reise wieder zu treffen. Und Hoi An ist jener Ort in Vietnam, den keiner der Travellers auslässt, genau in der Mitte liegend, ist es die Anlaufstelle für alle Reisende, die von Norden nach Süden oder von Süden nach Norden unterwegs sind. Der perfekte Treffpunkt für uns, da Markus und ich Richtung Ho Chi Minh reisten und Rosanne nordwärts nach Hanoi unterwegs war. Es war spannend, zu erfahren, was der andere inzwischen erlebt hat, welche Länder er bereist hat und welche Geschichten er in der Zwischenzeit gesammelt hat. Gemeinsam mit Rosanne, Ilse, einer weiteren Niederländerin, und Joel aus England sind wir per Scooter Richtung Hue aufgebrochen, vorbei an traumhaften Buchten und Aussichtspunkten, von denen man aus über die Skyline von Danang bis hinaus zu den Fischerbooten blicken konnte. Besonders faszinierend für mich war die Überquerung des Hai Van Passes (einen Motorschaden am Scooter und 1.5 Stunden Wartezeit auf die Reparatur inklusive, im Gegensatz zu Myanmar passierte das nicht ohne Bezahlung) - ein Anstieg, der mein Rennrad-Herz höherschlagen ließ. Kurve an Kurve schlängelt sich die Bergstraße immer weiter nach oben, mit traumhaften Ausblicken auf die Küste und die umliegenden Strände.

Abends sind wir dann mit dem Nachtbus nach Nha Trang aufgebrochen, einem für mich alles andere als schönen und von russischen Pauschaltouristen eingenommenen Strandort. Noch immer nicht ganz fasziniert und überzeugt von diesem Land , haben wir uns entschieden, sozusagen als "last try", doch noch ein bisschen vom Charme, der Natur und des Leuten von Vietnam, in unser Herz zu lassen, das Hochland per Motorrad zu erkunden. Die Easyriders, Motorradgangs, die Touren für abenteuerlustige Touristen anbieten, stellen die perfekte Möglichkeit dafür dar. Mit Jack und Luu, zwei quirligen Vietnamesen, deren Herz für ihr Motorrad, Vietnam, Frauen, Bier und Kaffee schlägt, haben wir drei wunderschöne Touren von Nha Trang über Dalat, einer alten französischen Kleinstadt im Hochland,und Di Linh, einem kleinen Dorf mitten in den Reisfeldern, bis zu den Sanddünen von Mui Ne erlebt. Die Tour hat uns ermöglicht, das wahre Vietnam kennenzulernen, Kaffee- und Teeplantagen soweit das Auge reicht, einsame Bergpässe, verschlafene Bauerndörfer, sattgrüne Hochebenen, Drachenfruchtfarmen und menschenleere Dschungelwälder. Die Abende haben wir gemeinsam am Lagerfeuer, Jack beim Gitarre spielen lauschend, das herrliche Barbecue genießend ausklingen lassen. Die wunderschöne Natur und die vielen Geschichten aus dem kriegsgebeuteten, historisch so faszinierenden Vietnam, die uns unsere beiden Guides erzählt haben, haben uns Vietnam doch ein Stückchen näher gebracht. Und was ich definitiv nach drei Tagen am Motorrad festhalten kann: Motorradfahren macht doch hungrig, auch wenn man nicht nur ansatzweise soviel Kalorien verbrennt wie beim Radfahren. Zukünftig werde ich also keinen Motorradfahrer argwöhnisch und mit Schadenfreude belächeln, der sich auf der Hütte seine Käsespätzle schmecken läßt:-).

Nach drei Tagen am Motorrad sind wir gestern in Mui Ne, einem Badeort westlich von Ho Chi Minh, angekommen und genießen die Tatsache, dass wir für die nächsten zwei Tage einmal an einem Ort im gleichen Bett bleiben und Rucksack -packfreie Stunden vor uns haben .

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#vietnam #hoi an#mui ne#easy rider #dalat