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Per Bus in das fünfte Land meiner Reise - Kambodscha

Veröffentlicht: 25.11.2016

Ein paar entspannte Stunden am Strand von Mui Ne, eine ungemütliche Busfahrt nach Ho Chi Minh City, ein Kriegsmuseum, das mich zum Nachdenken gebracht hat, eine Touristenbootsfahrt durchs Mekong-Delta, der aufregende Grenzübergang zu Kambodscha, die Erkenntnis, dass das Nachtleben in Phnom Penh einschläfernd ist im Vergleich zu dem in Ho Chi Minh, Hoi An oder Hanoi, ein Wiedersehen mit meinen Eltern nach über zwei Monaten in Angkor Wat, zwei Tage Bettruhe nach einer Lebensmittelvergiftung und endlich wieder ein Strand wie aus dem Reisemagazin in Otres bei Sihanoukville.

Beim Niederschreiben dieser Situationen, Erlebnisse, Orte, die ich besucht habe, wird mir bewusst, wieviel ich seit meinem letzten Eintrag wied habe, wie oft ich meinen Rucksack gepackt habe und wieviel Hotelzimmer ich gesehen habe in den letzten acht Tagen. Das ist wohl der Unterschied zwischen Urlaub machen und Reisen, während man bei ersterem tendenziell länger an einem Ort bleibt, hat man beim Reisen - vor allem mit dem Rucksack - den Drang, möglichst viel zu erleben. Nach drei Tagen Strand ruft die Wanderung in den Bergen und eine Erkundungstour in einer der asiatischen Metropolen, nach drei Tagen Stadt- oder Bergleben ruft der Strand. Es ist die Abenteuerlust, die einen antreibt. Dieser Luxus, soviele Orte und Kulturen kennenzulernen, überwiegt die manchmal innerlich aufkommende Anstrengung, fast jeden Tag den Rucksack aufs Neue zu packen, nicht zu wissen, wo man am nächsten Tag schläft, sich immer wieder auf neue Menschen und Gegebenheiten einzulassen.

Rückblickend muss ich zugeben, dass mich Vietnam bei weitem nicht so gefesselt und fasziniert hat wie Myanmar, Indien oder - soweit ich das nach fünf Tagen beurteilen kann - Kambodscha. Zuviele Touristen, zuwenig authentische Eindrücke, Geldgier, die die Einheimischen im Kontakt mit Touristen animiert, statt echter Herzlichkeit, riesige Hotelanlagen und verbaute Strände statt einsamen Buchten. Selbst im tiefsten Hinterland ist der Entwicklungsstand um einiges weiter als im beschaulichen Myanmar und von Ursprünglichkeit und abgeschiedenem Leben fühlt man sich weit entfernt. Und auch das oft hochgepriesene vietnamesische Essen hat mich nicht überzeugt, sondern vielmehr - zumindest temporär - wieder zum Vegetarier gemacht t, nachdem wir einmal in Mui Ne statt wie bestellt Fisch, Krokodil vorgesetzt bekamen und im Mekong-Delta ein krosses Hundesteak statt Chicken :-(. Das, was mich wirklich berührt hat an Vietnam, ist die mit dem Land tief verbundene Kriegsgeschichte. Erst in Ho Chi Minh (dem ehemaligen Saigon), nach dem Besuch des berühmten War Remnants Museum ist mir bewusst geworden, in welch zeitlicher Nähe sich die Gegebenheiten des Vietnamkriegs eigentlich abgespielt haben, dass sich heute vietnamesische Restaurant- oder Hotelbesitzer und amerikanische Touristen die Hand schütteln, die noch vor 40 Jahren gegeneinander gekämpft haben. Die im Museum ausgestellten Fotos waren schockierend, mir war nicht bewusst, wieviel Leid der Vietnamkrieg gebracht hat, wieviele unschuldige Menschen gefoltert wurden und sterben mussten und wieviele Dörfer zerstört wurden. Undenkbar, dass auf der heutigen Traum- Ferieninsel Phu Quoc sich damals ein von Folter geprägtes und von den Amerikanern geführtes Konzentrationslager befunden hat. Es hat lange gedauert, bis ich mir zumindest annähernd einen Überblick über die komplexen Geschehnisse, die Rolle Frankreichs, die unterschiedlichen Abspaltungen und politischen Gruppierungen wie vor allem die Vietminh-Bewegung, die gegeneinander gekämpft haben, gemacht habe.

Nach zwei Wochen quer durch Vietnam, von Nord nach Süd, sind wir dann letzte Woche mit dem Bus von Ho Chi Minh Richtung Phnom Penh aufgebrochen. In nur sieben Stunden - inklusive einer etwas komplizierten Abfertigung an der Grenze (man muss zuerst aus dem Bus aussteigen, um in einer riesigen menschenleeren Halle das Land Vietnam offiziell zu verlassen - , danach geht es wieder in den Bus, um die Grenze zu passieren, um dann wieder auszusteigen, um in Kambodscha einzureisen) - erreicht man die Hauptstadt Kambodschas. Nach einem fünfstündigen Stop in Phnom Penh sind wir dann um Mitternacht mit dem Nachtbus weitergereist und haben nach einer Reifenpanne mitten in der Nacht im Nirgendwo von Kambodscha in den Morgenstunden Siem Reap , den Standort des berühmten Angkor Wat, erreicht. Gemeinsam mit meinen Eltern haben wir die eindrucksvollen riesigen Tempelanlagen erkundet. Welcher Tempel der schönste ist? Dies ist schwer zu beantworten, aber jener mit der mystischsten Stimmung ist sicherlich der Ta Prohm Tempel, der im Jahre 1186 erbaut wurde und vor allem als Tomb Raider Tempel Berühmtheit erlangt hat, als Angelina Jolie als Grabräuberin Lara Croft in den von Bäumen überwucherten riesigen Bauten auf der Suche nach einem gestohlenen Relikt ist. Es war wie ein unglaublich weitläufiges Labyrinth, durch die engen Tempelgänge zu wandern und die tausenden Felszeichnungen zu bestaunen, nach jeder Ecke erreichte man eine neue Skulptur, ein neues Relikt oder einen weiteren in die dunkle Tiefe des Tempels führenden steinernen Gang.
Beinahe unvereinbar mit der mystischen und antiken Stimmung im Tempelareal war die Pubstreet, eine Partystraße mitten in Siem Ream, in der sich die alte und junge Travellerszene trifft. Eine Bar reiht sich an die nächste, kulinarisch bietet sie alles, was das Herz begehrt. Wir haben zum Beispiel in einem an die Toskana erinnernden Durchgang herrliche hauchzarte italienische Pizza und Rotwein aus Venetien genossen und uns gefühlt wie irgendwo am Gardasee.

Faszinierend war für mich, wie schnell sich das wohlhabende und moderne Siem Reap nur zwei Kilometer außerhalb der Stadt in eine vollkommen andere Welt verwandelt, was wir selbst auf unserem Mountainbike Trip mit eigenen Augen gesehen haben. Wir sind durch ärmliche Dörfer geradelt, endlich sind uns wieder spielende und winkende Kinder auf den unbefestigten und matschigen Straßen entgegengelaufen und vor allem bei den floating villages am riesigen Tonle Sap See hatte man das Gefühl, die Zeit ist irgendwie stehen geblieben. Kinder steuern die kleinen Holzboote durch den von Seerosen überwucherten See, Frauen sitzen am Boden und kochen duftende Reisegerichte und Männer machen sich nur mit einem Schurz bekleidet und einer Hacke in der Hand auf dem Weg zur täglichen Arbeit in den Reisfeldern.

Da ich leider irgendetwas falsches in den Magen bekommen habe, war ich für einige Zeit ans Bett gefesselt und wir sind erst gestern endlich wieder Richtung Strand aufgebrochen. Otres Beach, ein Backpacker-Strand wie er im Buche steht!
Mein Reisebericht kommt auch deshalb etwas verspätet, da wir abends von kambodschanischen Kindern belagert werden, die mein Tablet entdeckt haben - innerhalb von Sekunden war ich von einer Kinderschar umgeben die nichts anderes wollte, als stundenlang auf meinem Tablet Tom und Jerry zu schauen:-)!!!

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