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18.2 - 22.2.2018 Hue

Veröffentlicht: 22.02.2018

Ein bisschen wehmütig nach Hoi An kamen wir am Sonntag 18.2. mit dem Bus in Hue an. Der Tag war bewölkt, schwül und wir waren müde. Trotzdem nahmen wir den Weg unter die Füsse und suchten unser Hotel auf in der Stadt. Gebucht hatten wir ein Deluxe-Zimmer im 4-Stern Hotel. Angetroffen haben wir ein in die Jahre gekommenes Haus, in dem auch Ameisen und Geckos ihr Zuhause gefunden hatten. Wir mussten uns einmal mehr ins Gedächtnis rufen, dass ein 4-Stern Hotel in Asien nicht einem 4-Stern Hotel in Europa entspricht. Wir sind in einem anderen Land mit anderen Wertvorstellungen. Und das ist gut so. Trotzdem fällt es uns manchmal schwer, die gegebenen Situationen zu verstehen und zu akzeptieren. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass wir momentan ein bisschen entdeckungs- und planungsmüde sind. Wir haben in den letzten 8 Wochen viele Leute kennengelernt, wahnsinnig viel gesehen und erlebt, dass wir uns momentan ein wenig motivieren müssen, die Orte an denen wir sind, zu erkunden. Und Hue hat es definitiv verdient, entdeckt zu werden.

Hue ist die historische Hauptstadt von Vietnam (1802 - 1945) und Sitz der letzten Kaiser. Sie schmiegt sich an die Ufer des Song Huong, auch Parfümfluss genannt. Zum Ursprungs des Namens wurden uns zwei Theorien genannt: eine verweist auf die Pollen und Blüten, die im Frühjahr auf dem Fluss treiben, die andere auf die wohlriechenden Edelhölzer, die auf dem Fluss transportiert wurden. Am nördlichen Ufer liegt das Gebiet der alten Zitadelle, der kaiserlichen Befestigungsanlage. Sie ist mittlerweile weitgehend ins Stadtbild integriert, denn heute liegen Wohnungen und Arbeitsstätten in dem Bereich der Stadt, der früher nur dem Kaiser und seinem umfangreichen Hofstaat zugänglich war. Die Zitadelle hat einen quadratischen Grundriss von knapp 10 km Umfang. Wenn man sich Zeit nimmt, hat man das Gelände in etwa zwei Stunden erkundet.

Nach der Besichtigung der Zitadelle am Montag, fuhren wir mit dem Motorrad ins Stadtzentrum und fanden schliesslich zum Restaurant Café On Thu Wheels. Ich hatte im Reiseführer davon gelesen und war gespannt ob es wirklich so sein würde wie beschrieben. Ich wurde nicht enttäuscht und wir assen typisch vietnamesisch. Wir kamen mit der Besitzerin ins Gespräch uns sie bot uns eine Tagestour zu der entmilitarisierten Zone, (kurz DMZ - von der englischen Bezeichnung Demilitarised Zone) mit Privatguide an. Wir sagten spontan zu und vereinbarten das Treffen auf Mittwoch. 

Am Mittwoch wurden wir um 7.30 Uhr abgeholt und fuhren mit Tihke, unserer privaten Tour Führerin, Richtung entmilitarisierter Zone.

Im Jahr 1954 wurde der Ben Hai Fluss durch das Genfer Abkommen zur "Trennungslinie" zwischen Nord- und Südvietnam erklärt. Ein Gebiet von jeweils fünf Kilometern zu beiden Seiten sollte bis zu den Wahlen 1956 militärfreies Niemandsland sein. Doch die Wahlen fanden nie statt. Und so bestand diese Grenze bis zur Wiedervereinigung des Landes im Jahr 1975. In der Zeit von 1967 bis 1972 war das Gebiet schwer umkämpft. Nirgendwo sonst gab es so viele Opfer. Die Spuren des Krieges und des Flächenbombardements sind heute noch zu sehen. Neben Ruinen erinnern riesige Friedhöfe, Gedenkstätten und Museen an die Schrecken von einst. Abseits der offiziellen Wege sollte man sich nicht bewegen, da noch sehr viel Kriegsschrott in der Landschaft rumliegt. Explodierende Blindgänger haben in den letzten 40 Jahren Tausende Menschen getötet oder verletzt.

Der Besuch in die Tunnel von Vinh Moc war sehr beeindruckend. Vinh Moc war eines der am stärksten bombardierten Gebiete, da es sich nur wenig nördlich der entmilitarisierten Zone befand und wichtige Nachschublinien nach Südvietnam durch das Gebiet führten. Der Bau des Tunnelsystems wurde 1965 nach der Zerstörung des Dorfes Vinh Moc begonnen und dauerte über zwei Jahre. Das unterirdische Labyrinth besteht aus drei Ebenen und ist bis zu 23 Meter tief. Die Anlage umfasst ehemalige Wohnbereiche, eine Gebärstation, eine Krankenstation, ein Theater und Kommandoräume. Das Tunnelsystem war für 94 Familien oder etwa 300 Personen angelegt worden und während des Krieges wurden hier siebzehn Kinder geboren. Wir erlebten einmal mehr einen sehr interessanten und bewegten Tag. 

Am Donnerstag ging die Reise weiter Richtung Norden...


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#hue#vietnam#backpack#reisen#vinhmoc#dmz