Unser Reisetagebuch
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Umeå, 26.07.2017

Veröffentlicht: 28.07.2017

Alter Schwede, das war ´ne Nacht. Dank des sog. „Jedermannsrechts“ schlugen wir irgendwo im Nirgendwo unser Zelt auf und verschwanden, wie gestern schon angekündigt, direkt nach dem Essen darin, um Kniffel zu spielen. Je später es wurde, desto mehr stieg unsere Angst und auch Kniffel konnte uns nicht ablenken. Leon versuchte sein mulmiges Gefühl vor mir zu verbergen, aber spätestens als er mich bat, mein Geschäft zu verbuddeln, um unsere Spuren zu verwischen, wusste ich, was Sache ist. Wir hielten es kaum aus, widerstanden dennoch der Versuchung alles wieder ins Auto zu packen und anderswo zu schlafen. Aus allen Richtungen hörten wir es plötzlich rascheln und knacksen. Das Wissen, dass die Gegend um Stockholm herum eine der Bärenreichsten ist, behielt ich für diese Nacht lieber bei mir. Unter´m Strich war es eine sehr kurze Nacht mit wenig Schlaf und durchgängig pochendem Herzen. Am nächsten Morgen räumten wir noch vor dem Frühstück unser Nachtlager und verschwanden. Wie ich gerade über die vergangene Nacht schreibe, macht sich erneut ein mulmiges Gefühl in mir breit. Erst als wir eine halbe Stunde weiter nördlich an einem hübschen Plätzchen frühstückten, begannen sich unsere Körper langsam zu entspannen. Ich befürchte, man muss selbst einmal in solch einer Situation gewesen sein, um unsere Gefühle nachvollziehen zu können. So ist das mit der lieben Angst. Auf der E4 Richtung Sundsvall sahen wir von der Schnellstraße aus auf Höhe der Studentenstadt Uppsala („...ein Student aus Uppsalalala lalalalala lalalalala...“) das Dörfchen Danmark und beschlossen, einen spontanen Besuch abzustatten. Eine schmale Straße führte hinein in die Ansammlung roter Holzhäuser, in deren Mitte die Dorfkirche und daneben das Pfarrheim und der Kindergarten standen. Der Musiker parkt hier neben dem Pfarrer. Freundlicher Weise erlaubte uns eine Bewohnerin Danmarks, von ihrer Hofauffahrt aus einige Fotos von der einzigartigen Landschaft zu schießen. Kilometer für Kilometer entspricht die Landschaft immer mehr dem, was man sich unter rauem Skandinavien vorstellt. Tiefblaue Seen umgeben von teils steinigen Hügeln und dichten Nadel- und Birkenwäldern. Sogar einen Elch konnte ich heute in der Ferne erkennen. Vielleicht war es auch ein Reh. Oder ein Baumstumpf. Nach 600 km nichts als Wald ist so ein Elch eine willkommene Abwechslung. An die Stelle von endlos vielen Fastfood Restaurants an Südschwedens Fahrbahnrand treten nun immer seltener anzutreffende Rastbuchten. Dort tummeln sie sich dann, die Truckfahrer und Camper. Fast etwas absurd wirkt das, wenn man bedenkt, wie wenig auf den Straßen los ist. - Und diese werden leerer und leerer. Nach inzwischen insgesamt 3200 gefahrenen Kilometern ist das eine bedeutende Erkenntnis. Dem Volvo ging es übrigens nie besser. Reifen, Öl, alles tip top. Um den Schock der letzten Nacht zu verdauen, gönnen wir uns heute einen Campingplatz etwas außerhalb der Unistadt Umeå, die wir morgen Vormittag frisch und ausgeschlafen unter die Lupe nehmen wollen.

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