Veröffentlicht: 26.07.2017
Bisher fuhren wir immer von Adresse zu Adresse, doch heute begann der „wilde“ Teil unserer Reise. Ohne zu wissen, wie und wo wir die kommenden Tage und Nächte verbringen würden, rasierte sich Leon heute Morgen vorsichtshalber nochmal im 1m²-Bad. Einziger Anhaltspunkt: wir wollen an´s Nordkap. Dafür überquerten wir von Kopenhagen aus die insgesamt 16 km lange Öresundbrücke und landeten 410 DKK leichter direkt in Malmö, Schweden. Unser wilder Instinkt führte uns zur Kartenzahlung, anstelle der Mautschranke mit schwedisch blonder Unterstützung. Erst im Nachhinein entdeckten wir, dass die Serviceschranke von großem Polizeiaufgebot überwacht wurde. So konnten wir am Automaten mühelos unseren alkoholischen Proviant (ungefähr 9 Liter, durchschnittlich 20%ig) über die Grenze schmuggeln. Erlaubt wären bei Reisenden ab 20 Jahren pro Person 4 Flaschen Bier. Wir fühlten uns unglaublich lausbübisch. Hihi. Unser erster Eindruck auf schwedischem Boden war grüne Landschaft, überall bunte Blumen am Straßenrand und mindestens jedes zweite Auto war ein Volvo. Wir fallen also lediglich durch die Dachbox mit maßgeschreinerter Unterkonstruktion auf. Allgemein wird unser Roadtrip zunehmend entspannter, denn Autofahren in Schweden gleicht dank des geringen Verkehrsaufkommen und der gut ausgebauten weitläufigen Straßen einer Jeepfahrt durch Utah, USA. Nach ganzen acht Stunden Fahrt mit einer einzigen Mittagspause, findet mein tapferer Fahrer Leon nicht zuletzt, da er den Tempomat in meinem Auto entdeckte, die Fahrt durch Småland immer noch gemütlich. Ich übrigens auch. Besagte Mittagspause verbrachten wir auf einem Autobahnrastplatz. Wer nun beispielsweise an die Lechwiesen an der A96 denkt, der irrt sich gewaltig. An einem kleinen See mitten im Grün neben einer Pferdekoppel standen hübsche, teils überdachte Holzbänke und -tische. Spontan gab es frisch auf dem Gaskocher zubereitet heiße Tomatensuppe mit leckeren Backerbsen. Auch zwei betagte Hannoveraner, die auf dem Weg waren, einen alten Schulfreund in Stockholm zu besuchen, legten hier ein Päuschen ein. Zum Abschied wurden wir von den beiden angehupt. Nett. Doch witziger Weise bekamen wir nicht weniger als 200 km weiter nördlich die Möglichkeit per Hupe den Gruß zu erwidern. Die Hannoveraner mit ihrem schicken Benz hat´s ganz schön gerissen. „Die drei ??? - Der letzte Song“ im Hintergrund, passierten wir immer wieder kleine und auch größere Anwesen mit rot-weißer Holzverkleidung in Abständen wie im tiefen Allgäu zwischen Aschthal und Salenwang hinten raus und noch ein Stückchen weiter hinten. Da wussten wir, dass wir richtig sind. An einer kleinen Straße außerhalb der Ortschaft Åby fanden wir schließlich den richtigen Platz, etwas im Wald, um unser erstes Wildcampinglager aufzubauen. Zelt, Tisch, Stühle und sofort konnte man Grillwürstl und Kräuterbaguette riechen. Wenn das mal nicht die Bären lockt. Uns zog es nach dem Essen jedenfalls ins Zelt, weil es - wie wir es inzwischen hier oben kennen - zu Tröpfeln begann.