Unser Reisetagebuch
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Tangier (1.9. - 5.9.2018)

Veröffentlicht: 06.09.2018

Samstag, 01.09.2018

In dieser Nacht regnete es in Essaouira und laut Wetterbericht warten ein paar kalte, diesige, neblige Tage auf die Stadt. Uns jedoch treibt der atlantische Wind jedoch über Marrakech und Casablanca hinauf in den Norden.

Teil 1 der Route: Bus nach Marrakech. Zwar war es frisch im Bus, die dreistündige Fahrt jedoch verlief absolut reibungslos. Lediglich das fünfjährige Mädchen vor uns hatte extreme Langeweile. Nachdem es über 20 min meine Haare angestarrt hatte, schob es langsam aber sicher seine dünnen Arme zwischen den Sitzen hindurch, um den Bildschirm meines Handys und meinen Rucksack zu betatschen. Ich war zu müde für dieses Spielchen, also widmete sie sich meinem Banknachbarn zu. Sie stellte die Klimaanlage so ein, dass eiskalter Wind von oben über Leon blies, bis er am ganzen Körper Gänsehaut hatte und einen großen Fehler beging: er stieg in ihr Spielchen ein … und verlor. Möööp. Dafür war Leon an dem Tag mein großer Held, weil er uns mühelos zum richtigen Zug nach Marrakech führte! Mit den Sitzplätzen nehmen die Marokkaner es wirklich immer ganz genau, aber selbst diese Startschwierigkeiten waren schnell geklärt. Wir saßen mit einer ganz reizenden älteren Dame aus Kanada im Abteil, die genau den gleichen Weg vor sich hat, wie wir. Gemeinsam mit ihr kämpften wir uns durch das Bahnhofsgewusel in Casablanca und wurden von ihr auf einen Wartezeit-Überbrückungskaffee eingeladen. In Casa sind die Taxis übrigens rot, nicht gelb wie in Fes oder grün wie in Essaouira. Den Zug nach Tangier zu bestiegen gestaltete sich noch als kleine Herausforderung, denn es führte kein einziger Weg zum entsprechenden Bahnsteig - außer quer über die Gleise. Dann aber sanken wir inzwischen schon etwas ermattet in die gefederten Sitze unseres proppenvollen Abteils, wo wir stundenlang von Fliegen umkreist wurden. Stanken wir wirklich so heftig??? Insgesamt ging die Fahrt in den Norden echt reibungsloser von statten, als erwartet. Lediglich nach Sonnenuntergang wurde es unerträglich im Zug. Die Klimaanlage fiel aus, Kinder weinten, alle schwitzten, hatten Hunger (wir teilten unsere Chips), uns ging das Wasser aus und wir waren in allererster Linie hundemüde. Fast pünktlich trafen wir schließlich um Mitternacht in Tangier ein, kämpften uns mit unserer Reisegefährtin Pam durch die Abzockertaxifahrer und konnten zum Glück ein blaues Taxi am Straßenrand von uns überzeugen. Der Fahrer und Pam verstanden sich prächtig: sie unterhielt das gesamte Taxi und der graubärtige Fahrer genoss Ihre Aufmerksamkeit so sehr, dass er mehrfach um Haaresbreite Passanten mitnahm. Zum Schnäppchenpreis von 3€ verließen wir das Taxi an Pam‘s Hotel und gingen die letzten Meter zu Fuß. Unser Riad sollte sich eigentlich um die Ecke befinden, doch wir verloren die Orientierung bei den vielen Ecken und Winkeln der Medina Tangiers - selbst das GPS war verwirrt. Wir kreisten also unseren Zielort immer weiter ein und näherten uns spiralförmig. Mission completed! Wir atmeten beiden auf, als sich die Riadtür hinter uns schloss. Bei Nacht sind da draußen ganz schön schräge Gestalten hinter Haschischrauch zu erkennen. Die Unterkunft war echt kacke in jeglicher Hinsicht, aber das war uns völlig egal. Schlafen war eindeutig Prio 1.

Sonntag, 02.09.2018

Am folgenden Morgen erwachten wir sehr früh und konnten es kaum erwarten, diese Notfallunterkunft gegen eine Schöne zu tauschen. Deshalb machten wir und direkt nach dem Frühstück zack zack auf den Weg. Hätten wir gewusst, dass der Weg ausschließlich bergauf ginge - und das vollbepackt bei dieser Hitze -, wir hätten mit Sicherheit ein Taxi genommen. Eines besseren belehrt und komplett durchnässt erreichten wir die Villa de France, ein 5-Sterne Hotel. Eieiei ich möchte mich gar nicht daran erinnern, wie wir erstmal gemustert wurden, so verschwitzt und mit Rucksäcken. Wir entsprechen wohl nicht deren alltäglichem Klientel. Aber wir sind eben etwas müde vom Herumreisen und werden hier ein paar ruhige Tage am Pool verbringen. Bis unser Zimmer gerichtet war, besichtigten wir die Ville Nouvelle, die Neustadt, sowie abends die Medina und den Hafen, wo wir einen kleinen Snack zu uns nahmen. Wir waren ja vorbereitet darauf, dass es hier nur so vor Drogis wimmelt, dass es aber SO viele sind und SO offensichtlich gedealt wird, hätten wir nicht gedacht. Da machen sie es sich wie in zur Oktoberfestzeit in Minga auf der Wiese gemütlich und ab geht die Party. Mehrfach lehnten wir das freundliche Marihuana-Angebot dankend ab, denn das einzige, was wir brauchten, war eine fette Dosis Schlaf.

Montag, 03.09.2018, Dienstag, 04.09.2018, Mittwoch, 05.09.2018

Die beiden folgenden Tage verliefen exakt gleich: Nach dem Frühstück an den Pool bis wir genug vom Sonnen und Baden hatten, anschließend ein Mittagsschläfchen oder Filmchen auf dem Zimmer und abends ging es zum Sonnenuntergang und Abendessen durch die Medina an den Hafen. Zwischendurch organisierten wir noch die Weiterreise nach Sevilla und den dortigen Aufenthalt. In Summe zwei ziemlich unspektakuläre Tage, die wir aber echt nötig hatten nach dem vielen Herumziehen durch dieses spezielle Land. Abgesehen von den unschlagbar günstigen Preisen, beeindruckte uns besonders die Vielfalt und Polarität Marokko‘s: zerfallene Altstädte neben modernen Neubauten, Wüste unweit der bei Surfern so beliebten Atlantikküste, der konservative Süden vs den westlich geprägten Norden, viele gastfreundliche Menschen und gleichzeitig wird der Gast wo es nur geht abgezockt. - Wirklich spannend und gleichzeitig schockierend. Ab und zu hatten wir echt keinen Bock mehr auf diese Mentalität. Deshalb freuen wir uns jetzt auch schon auf Spaniens „i-Tüpfelchen“ Sevilla, wo wir am 05.09.2018 nachts nach einer erneut langen Reise (Fähre, Bus) ankamen.

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