Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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71. Tag -17. Sept: Mosna/Meschen - Ev. Kirchentag der Deutschen in Rumänien

Veröffentlicht: 18.09.2022

Heute war bei meiner Reise zu den Evangelischen Sieberbürger Sachsen ein besonderer Tag. Alle zwei Jahre organisiert die Ev. - Lutherische Kirche und das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien das sogenannte Sachsentreffen, eine Art Kirchentag. Zu diesem kommen sowohl Sachsen, die bewusst in Rumänien geblieben sind, als auch zahlreise ausgewanderte Sachsen aus Deutschland. Welch ein Zufall - fand das 2022er Treffen während meiner zwei Wochen in Rumänien an diesem Wochenende in der alten Kirchenburg von Menschen (deutsch), Mosna (rumänisch) bei Mediasch statt.

Ich hatte die Möglichkeit in einem gemieteten Bus des Forums heute von Hermannstadt, wo ich gerade zwei Tage verbrachte, nach Meschen mit rund 30 anderen Teilnehmern mitzufahren.  8 Uhr war Abfahrt. Der Kirchentag bzw. das Sachsentreffen begann selbstverständlich mit einem Festgottesdienst in der Kirche innerhalb der Burg.  Die Kirche war mit geschätzt rund 4-500 Besuchern komplett besetzt.  Der Landesbischof der Ev.- Lutherischen Kirche in Rumänien Guid hielt die Predigt zum Sonntagstext. Zugleich gelang es ihm eine inhaltliche Brücke von der historischen Geschichte mit der großen Auswanderungswelle der 1990er Jahre und zur aktuellen Situation der Sachsen zu schlagen.

Selbstverständlich ist das Sachsentreffen auch etwas "folkloristisch" geprägt. So gab es nach dem Gottesdienst einen Trachtenumzug durch das heute fast rein rumänisch bewohnte Dorf Meschen.  Daran nahmen auch sehr viele Jugendliche in der Tracht ihres ehemals deutschen Dorfes teil. Der leichte Regen hielt sie von ihrer Freude nicht ab. Anschließend traten auf der Bühne verschiedene Tanzgruppen auf und führten alte siebenbürgische Tänze auf. Erstaunlich war, dass sich daran überwiegend Jugendliche beteiligen, die die siebenbürgische Alltagskultur hochhalten.

Vor der Burg gab es einige Stände von siebenbürgischen Handarbeitsgruppen, Bücherstände, Heimatverbänden, einen Stand der Deutschen Zeitung in Rumänien und weitere Infostände zum Leben der Sachsen. Für das leibliche Wohl sorgten eine Imbissstände mit typischen Essen aus Rumänien.

Am Nachmittag folgten weitere interessante Programmpunkte. Es gab eine Stunde mit verschiedenen Grussworten von rumänischen Bürgermeister, vom Konsul der deutschen Botschaft, von siebenbürgischen Heimatverbänden aus Deutschland und Österreich und einigen weiteren.

Inhaltlicher Höhepunkt war ein Festvortrag zum Leben des siebenbürgischen Pfarrers, Schulreformer, Schriftstellers und Politikers Stephan Ludwig Roth. Wegen seiner fortschrittlichen Ansichten zur Schulreform und Poltik wurde er von einen ungarischen Militärgericht hingerichtet. Eindrucksvoll referierte der Historiker die politischen Umstände der Hinrichtung von Roth und interpretierte auch das Motto des Sachsentreffens "Zu Rat und Tat die Hände reichen", welches von Roth stammte.

Anschließend fand die Übergabe der Honterusmedaille an Hannelore Beier statt. Sie hatten mehrere Bücher und Schriften herausgegeben. Unter anderem eine umfängliche Dokumentation und Bewertung zur Geschichte der Evangelischen Kirche in Rumänien während der kommunistischen Diktatur in den Jahren1945 bis 1969.

Zum Abschluss fand noch ein Theaterstück der siebenbürgischen Landsgruppe aus Landshut / Deutschland statt. Weil dieses mit 30 Minuten Verspätung begann, konnte ich nur noch den Beginn erleben.

17 Uhr war dann die Abfahrt des Busses zurück nach Hermannstadt und ich konnte mich wähend der Fahrt mit einem siebenbürgischen Pfarrer im Ruhestand über die schweren Jahre der Auswanderungswelle in seiner Gemeindearbeit unterhalten. Viel Traurigkeit und Schmerz lag in seinen Worten.

Am Abend besuchte ich noch ein Orgelkonzert in der Kirche. Anschließend recherierte noch lange eine mögliche Fahrradroute durch mein letzten Land des Ostblocks - durch Bulgarien. Etwas nach 23 Uhr legte ich mich nach einem langen Tag im Gästezimmer der Kirchengemeinde zur Ruhe.


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