Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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55. Tag - 1. September: Totkomlos - beeindruckende Diakonische Arbeit der Kirchengemeinde

Veröffentlicht: 02.09.2022

Heute am 1. September konnte ich etwas länger schlafen, weil der Gesprächstermin mit Pastor Janosch in Oroshaza erst 9.30 begann. Sogar eine Übersetzerin hatte Julia, die Diakoniemitarbeiterin, für mich organisiert. Pastor Janosch erläuterte die Hintergründe warum in der Stadt 4 Pastoren arbeiten. Dies ist historisch begründet. Weil die Stadt einst von Evangelisch-Lutherischen Christen nach der Zerstörung durch die Osmanen neu gegründet wurde, gibt es heute immer noch mehrere Ev. Kirchen. Desweiteren, weil die Kirchengemeinde eine Evangelische Schule und einen Kindergarten betreibt und es eine sozial-diakonische Arbeit gibt, arbeiten so viele Pastoren in der Stadt. Pastor Janosch ist für die Fialkirchen am Stadtrand und in der Nähe zuständig.

Einen weiterer Bereich seiner pastoralen Arbeit liegt in der Arbeit mit den Roma und ihren Familien am Stadtrand. Obwohl die Roma katholisch sind, kümmert sich die Evangelische Gemeinde um diese ethnische Gruppe mit ihren speziellen Problemlagen.  Über zwei Stunden dauerte das interessante Gespräch über die vielfältige pastorale, wie soziale Arbeit in Oroshaza. Danach packte ich meine Sachen und belud mein Fahrrad, denn mein Tagesziel war die Kleinstadt Totkomlos, unweit der Grenze zu Rumänien. Jedoch ist die Stadt aus historischen zweisprachig, von Ungarn und Slowaken geprägt.

Schon nach rund einer Stunde kam ich dort am Nachmittag an, weil sie nur 18km von Oroshaza entfernt liegt und ich kräftig bei dem leichten Dauerregen in die Pedale drückte. Unterwegs kam ich an der kleinen Evangelischen Dorfkirche von Kardoskut vorbei, die von Janosch betreut wird. In Totkomlos angekommen begrüßte mich Pfarrer Atilla und sein Vikar sehr freundlich und ich stellte mich, mein Sabbatical und meine Reise kurz vor. Mir wurde kurz danach ein Schlafplatz in der Diakonie Sozialstation zurechtgemacht und ich konnte erst einmal duschen. Was für eine Wohltat, nach der Fahrt durch den Regen.

Anschließend begann ein längerer Rundgang durch die Kirche und in der Stadt mit ihren vielen diakonischen Einrichtungen, die zur Ev. Kirchengemeinde gehören. Leider fehlt der Kirchengemeinde das notwendige Geld für die Sanierung der großen Schäden am Mauerwerk der barocken Stadtkirche, dafür ist die Arbeit für die Menschen vor Ort umso wichtiger.  Direkt neben der Kirche mit den Lutherbannern zum historischen Reformationsjubiläum 2017, liegt eine große Diakonie Tagesstation der Kirchengemeinde. Diese ist täglich geöffnet und es gibt verschiedene Freizeit- und Therapieangebote für ehemals Drogenabhängige, Männern mit Alkoholproblemen und sozial schwachen Menschen. Ein starkes Team von engagierten Mitarbeitern organisiert und gestaltet diese wichtige soziale Arbeit unter der Leitung von Pfarrer Atilla.  Verschiedene Werkstätten, wie Töpferei und Nähstube und weitere geben den Menschen eine sinnvolle Lebensgestaltung. Zur Diakonie gehört auch die Zucht von typisch ungarischen Schafen, die von einer Frau versorgt werden, die früher auf der Straße lebte und jetzt damit eine wertvolle Aufgabe gefunden hat. Wir fuhren zum Diakonischen Altersheim, besuchten die Mitarbeiter und anschließend weiter zum Ev. Kindergarten. Neben dem Kindergarten gibt es historisches Landhaus, in dem ein neues Diakonieprojekt demnächst startet. Insgesamt beschäftigt die Diakonie in der Stadt rund 100 ehrenamtliche und bezahlte Mitarbeiter.  Administrativer Leiter ist Pfarrer Atilla.

Jeden Sonntag gibt es drei Gottesdienste. Jeweils einen in slowakischer und ungarischer Sprache und einen weiteren in der Diakoniestation. Bibelstunden, Jugendstunden und verschiedene Andachten in Sozialstation, Altersheim, Kindergarten gehören zu seinem wöchentlichen Arbeitspensum. Als ich fragte: Wann er die Sonntagspredigt vorbereitet, antwortete er schmunzelnd "Sonntag Morgen um 4 Uhr".  Ich kam aus dem Staunen kaum heraus über die starke sozial-diakonische Arbeit in der Kleinstadt Totkomlos. Diese Arbeit ist somit das "Aushängeschild" der Lutherischen Kirchengemeinde in der Stadt. Überall ist das Symbol der Lutherrose zu sehen, als Erkennungszeichen der Evangelischen Kirche. Nach dem Abendessen unterhielten wir uns weiter, ich zeigte Fotos von meiner Arbeit und vereinbarten die Frühstückszeit für 7 Uhr, weil um 8 Uhr die Sozialstation öffnet und er die Mitarbeiter für den Tag begrüßt und Absprachen treffen muss.  Tief beeindruckt von der diakonischen Arbeit von Pfarrer Atilla und der Evangelischen Kirchengemeinde ging ich zu meinen Schlafplatz.




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