Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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53. Tag - 30. August: Szentes: Kirche ohne Gemeindehaus

Veröffentlicht: 01.09.2022

Die Morgensonne trieb mich heute wieder zeitig aus dem Zelt. Ich hatte am Abend vergessen mein Fahrrad anzuschließen, aber es stand noch da. Eindringich wird mir immer wieder von den Pastoren gesagt, mein Rad in Ungarn unbedingt anzuschließen. Einmal sollte ich es sogar in der Kirche abstellen. Während des Frühstücks schrieb mir Pastorin Eszter aus Dabas, dass ihre Kollegin Reka in der Kreisstadt Szentes am Nachmittag da ist und mir die Kirche zeigen kann und etwas erzählen wird.

Auf dem Weg in die rund 65 Kilomter entfernte Kleinstadt Szentes musste ich zunächst die ersten Kilometer entlang einer Hauptstraße fahren und entsprechend stark und laut war der Verkehr. Aber zum Glück gab es fast auf der gesamten Strecke einen Radweg. Schließlich konnte ich in Richtung Süden nach Szentes abbiegen und meine Strecke verlief jetzt nur über einen total verlassen Schotter- und teilweise Sandweg. Zeitweise konnte ich das Rad durch den Sand nur schieben und entsprechend mühsam war das Vorankommen. Von einem nahen Gehöft kam auf einmal ein sehr großer und aggressiver Hund angelaufen, sprang wie wild um meine Beine und bellte unaufhörlich.  Nach rund 500 Meter ließ er zum Glück ab, lief zurück und ich war erleichert, aber schon der Nächste bellte hinter einen Zaun. Nach einer Stunde Plackerei konnte ich auf einer richtigen Straße entlang der Theiß weiterfahren und erreichte am Nachmittag die beschauliche Kleinstadt Szentes.

Schon von weitem war eine große Kirche zu sehen. Jedoch war dies die reformierte Kirche. Leider war sie verschlossen. Ich radelte zum Evangelischen Pfarrhaus. Aber niemand war zu Hause. In einem Cafe vertrieb ich etwas meine Zeit und recherchierte meine Route für die nächsten Tage. Dann erreichte ich telefonisch die Pastorin Reka und wir trafen uns an der Evangelischen Kirche.

Sie erzähte, dass die Evangelische Gemeinde in der Stadt mit rund 200 Mitgliedern sehr klein ist. Die Stadt ist eher durch die große reformierte Gemeinde geprägt. Zum Gottesdienst kommen immerhin 30 Besucher, 40 an guten Sonntagen. Es gibt einige ökumenische Gottesdienste in der Stadt. Die Gemeindearbeit gestaltet sich etwas schwierig, weil die Gemeinde nur die Kirche hat und kein extra Gemeindehaus oder Gemeinderaum. Alle Gruppentreffen und Sitzungen des Kirchenrates finden in der Kirche vor einem Seiteneingang statt. Es gibt auch keine Küche, um z.B. Kirchencafe anzubieten. Das Pfarrhaus ist auch ca. 500m entfernt. Keine einfachen Arbeitsumstände dachte ich mir, im Vergleich zu den Gemeinden in Dabas, Szentendre oder in Esztergom, die von der Größe her etwa vergleichbar sind, aber zusätzliche Räume haben.  Meine Frage nach der größten Herausforderung für die Gemeinde war dann vielleicht etwas zu zu direkt, wie ich an ihrem Nachdenken merkte. Die Menschen in der Stadt für die Ev. Kirche zu erreichen, ist immer eine Herausforderung seit sie vor 12 Jahren in dieser Stelle ankam.

Weil es keine weiteren Räumlichkeiten gab, war auch eine Übernachtung nicht möglich. Es gibt kein WC und auch kein Wasser in der Kirche gibt. So verabschiedeten wir uns schon nach ca. einer halben Stunde und ich fand glücklicherweise einen Zeltplatz auf dem Gelände eines großen Spaßbades. Entsprechend waren die Preise. Da aber schon die Dämmerung einsetzte, blieb mir keine andere Wahl und mein Körper sehnte sich nach einer Dusche von dem langen Tag.

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