Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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12. Tag - 20. Juli: Tagesbesuch in der mährischen Hauptstadt Olomouc

Veröffentlicht: 22.07.2022

Nach dem eingespielten Ablauf am Morgen radelte ich die letzten 13km in die ehemalige mährische Hauptstadt Olomouc. Nach Cafebesuch mit Aufladen der Geräte und dem Schreiben am Bloq, fuhr ich gegen Mittag zur Ev. Kirche fast direkt am Ufer der Morava, die durch Bauzäune fast nicht erreichbar war. Schließlich fand ich die Klingel und sogleich öffnete sich die Pforte zur Pfarrwohnung. Der Pfarrer war gleich bereit etwas zu erzählen.

Der moderne Kirchenbau ist archetektonisch interessant gestaltet. Im Erdgeschoss finden sich große Räume, ja fast Säle, für die Gemeindearbeit (Foto). Für das sonntägliche Kirchencafe gibt es ausreichend Platz, neben einer komplett eingerichteten Gemeindeküche. Für die Jugend gibt es eine bequeme Sitzgruppe Foto). Jedoch, der große Gottesdienstsaal findet sich in der 1. Etage, der auch über einen eingebauten Fastuhl zu erreichen ist (Fotos). Ein Fahrstuhl in einer Kirche habe ich auch noch nicht gesehen.

Die Gemeinde hat in Olomouc und Umgebung insgesamt rund 600 Mitglieder und zählt damit zu den zahlenmäßig „großen“ Ev. Kirchengemeinden in Tschechien. Jeden Sonntag – natürlich außer in der Ferienzeit – kommen zwischen 70-80 Besucher. Es gibt Kinder- und Jugendarbeit, welche natürlich durch Ehrenamtliche gestaltet wird. Manchmal gibt es gemeinsame Projekte und Konzerte mit dem Evangelischen Konversatorium, einer Mittelschule, in Olomouc. Auch in dieser Gemeinde gibt es 4-5 ehrenamtliche Kantoren, die den Gottesdienst musikalisch gestalten. Zudem gibt es einen kleinen Posauenchor. Erst letzte Woche wurde ein Kindercamp mit ca. 30 Kindern durchgeführt. Zum Stichwort „Herausforderungen“ wurde auch in Olomouc die praktische Ukrainehilfe genannt. Zwei Frauen mit Kindern wohnen in der integrierten Pfarrwohnung. Es gibt einen Kreis von rund 20 ehrenamtlich Engagierten in der Ev. Ukrainehilfe in der Gemeinde. Als zweite Herausforderung wurde auch hier die finanzielle Umstellung genannt, wenn ab 2030 die Ev. Gemeinden sich komplett selbst finanzieren müssen. Interessant war auch das es in der Gemeinde alle 3-4 Jahre einen Glaubenskurs "Alpha" gibt und immer sich aus dem Kurs heraus Erwachsene taufen lassen.

Ingesamt kamen wir sehr gut ins Gespräch. Stolz zeigte er auch seine Konfirmandentafel (Foto). Nach der umfangreichen Besichtigung bot mir der Pfarrer an im Jugendbereich zu übernachten, was ich auch hier gerne annahm, denn am Nachmittag wäre die Weiterfahrt bei rund 35 Grad bestimmt sehr anstrengend.

Weil die schöne historische Stadt auch einige besondere Sehenswürdigkeiten hat, unternahm ich eine längere Stadtbesichtigung. Zu den interessanten Besonderheiten gehört natürlich der mächtige gotische Dom (Foto) wo mährische Könige gekrönt wurden und die auffällige Russisch- Orthodoxe Kirche (Foto) in Sichtweite der Ev. Kirche.  Ebenfalls archetektonisch interessant ist das Rathaus. Absolutes Highlight ist jedoch die Astronomische Uhr, an der Westseite des Rathauses (Foto).  Nur rund 100 Meter vom Rathaus entfernt befindet sich die über 30 Meter hohe und monumentale Dreifaltigkeitssäule, als historische Pestsäule (Foto), welche seit 2000 sogar zum Weltkulturerbe gehört. Sie wurde 1716 zum Dank zum Erlöschen der „Großen Pest" in Stadt errichtet. Olomouc hat insgesamt 7 verschiedene historische Brunnen. Interessanter fand ich jedoch den modernen Arionbrunnen auf der anderen Seite des Rathauses, der 2002 errichtet wurde. Hintergrund ist die antike Sage von dem griechischen Dichter, Sänger und Kitharaspieler Arion, den ein Delphin, der durch seinen Gesang angezogen worden war, aus Meereswellen rettete (Foto). Sehr schön anzusehen. Nach einem Kurzbesuch im „Museum of Modern Art" mit interessanten kubistischen und surrealistischen Kunstwerken kehrte ich zum Gemeindehaus zurück, machte Abendessen und schrieb an meinen Bloq. Währenddessen kam der Küster, der zugleich auch Leiter des Posaunenchores ist und sehr gut Deutsch sprach. Er war sehr überrascht über meinen Besuch und spielte zur Freude den Choral „Großer Gott wir loben dich" vom Kirchturm in den Abendhimmel über Olomouc. Noch lange unterschielten wir uns über die Geschichte und Gemeine der Böhmischen Brüder und irgendwann rollte ich meinen Schlafsack in der Jugendecke aus.

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