Fußball in São Paulo

Auch in São Paulo wurde Fußball geschaut und neben einigen Spielen in den unteren Klassen des Campeonato Paulista, waren die Highlights ganz klar das Derby zwischen dem FC São Paulo und Palmeiras, (der sogenannten „Choque-Rei“ - das Aufeinandertreffen der Könige) und die jeweiligen Besuche bei den Corinthians und dem FC Santos, Heimatverein von keinem geringeren als Pelé, der wahrscheinlich größte Fußballer, den dieses Land jemals hervorgebracht hat.

Eine einheitliche Fußballliga für das gesamte Land gibt es erst seit 1971, der Grund dafür sind die enormen Distanzen in einem der größten Länder der Welt und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei Anreise und Logistik.

Vorher spielte jeder Bundesstaat seine eigene Meisterschaft aus und da man diese Tradition zum Teil beibehalten wollte, gibt es zum Anfang des Jahres und vor der regulären Saison weiterhin eine Staatsmeisterschaft in jedem Bundesstaat. In São Paulo ist dies der Campeonato Paulista.

Auch gibt dieser Wettbewerb den kleineren Teams der jeweiligen Regionen, die Möglichkeit gegen die großen und ruhmreichen Vereine des Landes zu spielen auch wenn sich diese in der regulären Meisterschaft einige Klassen über der eigenen Ligenzugehörigkeit bewegen.

Durchweg alle besuchten Spiele in São Paulo waren in irgendeiner besonderen Art und Weise sehenswert, sei es wegen der völlig bekloppten Fans oder der Besonderheit der Stadien. Es konnten alle 4 großen Vereine des Großraums gesehen werden (Santos liegt dabei etwa 70 km außerhalb der Stadt an der Küste) und die Spiele der großen Clubs waren durchweg gut besucht und sehr stimmungsvoll.

Die kleineren Vereine überzeugten vor allem durch ihre ranzigen Stadien und die gemütliche Atmosphäre während des Spiels (das sieht in den Außenbezirken nach Abpfiff dann teilweise schon etwas anders aus, bei São Bernardo bin ich beim Warten auf mein Uber wohl nur haarscharf einem Überfall entgangen).

Besondere Empfehlung in São Paulo ganz klar CA Juventus: ein kleinerer Verein aus der Mooca-Nachbarschaft, gegründet von italienischen Einwanderern. Kleines altes Stadion (eröffnet 1929) welches mit 4.000 Plätzen fast immer ausverkauft ist, reichhaltige Auswahl an lokalen Spezialitäten für einen schmalen Taler und fanatische Fans, welche in beiden Hintertorkurven 90 Minuten in ordentlicher Lautstärke allerlei Melodien schmettern.

Was mir Allgemein noch beim Fussball schauen in Brasilien positiv in Erinnerung geblieben ist: Überall freie Platzwahl, selbst bei den großen Classicos (niemand nervt weil er Anspruch auf irgendeinen bestimmten Sitzplatz anmeldet) und sehr viele Frauen und Kinder im Stadion. Nicht so angenehm dagegen, dass bei den Einlasskontrollen regelmäßig mit einem geübten Griff auch in den Intimbereich gefasst wird.

Auch die Schiedsrichter haben hier eher weniger zu lachen und werden bei jedem Spiel mit bewaffnetem Geleitschutz vom Feld begleitet.

Vermutlich wird dies eine Auflage des Verbandes, auf Grund von Vorfällen in der Vergangenheit sein.