Veröffentlicht: 05.04.2017
Von Auckland aus ging es erst mal zum Zwischenstopp nach Houston. Wir sind ja jetzt schon mit vielen kleinen Fluglinien geflogen, aber mit Abstand den inkompetentesten Eindruck hatten wir von United Airlines auf unserem Weiterflug nach San Jose. Nachdem alle Fluggäste an Bord waren hieß es auf einmal: Allemann wieder aussteigen! Angeblich wurde die Sicherheitskontrolle nicht richtig durchgeführt, was auch immer das heißen soll. Nachdem alle draußen waren (und diverse zurückgelassene Nackenkissen und Pullis ihre Besitzer wieder gefunden hatten) konnten wir dann auch endlich wieder einsteigen. Einen Unterschied zur Ticketkontrolle beim ersten Mal konnten wir aber nicht feststellen... Und dann gab es noch nicht mal was zu Essen!!! Nicht mal n Sandwich oder Nüsschen! Unverschämtheit ;-)
Ziemlich spät kamen wir dann in San Jose an und wollten nur noch in unser Hostel. Eigentlich hätten wir vom Hostel aus auch einen Pick-up-Service bekommen, aber ein Fahrer war nirgends zu sehen. Nach einem kurzen Skypeanruf vom Airport WiFi aus stellte sich heraus, dass sie uns schlichtweg vergessen hatten! Auch nicht schlimm, mit dem normalen Taxi war es letztendlich nicht wirklich teurer...
Unsere ursprüngliche Route sah ja eigentlich nur Costa Rica, Nicaragua und Panama in Mittelamerika vor. Im Laufe unserer Reise haben wir aber immer wieder Guatemala ans Herz gelegt bekommen und nach einer kurzen Recherche der Top 10 Sehenswürdigkeiten war klar: Wir wollen auch noch nach Guatemala! Deshalb hatten wir nach einem Tag in San Jose auch schon gleich unseren Weiterflug nach Guatemala-City. Wir wollten im Norden anfangen, im Osten noch ein bischen Belize mitnehmen und dann wieder Richtung Süden durch Nicaragua und Costa Rica nach Panama. Und das war eine wirklich gute Entscheidung!
In Guatemala-City waren wir nur einen Tag. Wir sind ein bischen rumgelaufen und ich hätte vielleicht gerne noch mehr von der Stadt gesehen, aber wenn einem alle sagen, dass man hier als Touri nicht alleine rumlaufen soll und man dann noch an jeder zweiten Ecke einen Wachmann mit Pumpgun stehen sieht, bekommt man doch ein etwas mulmiges Gefühl und wird etwas misstrauischer. Schade eigentlich. Stephan konnte dann aber doch noch ein bischen mehr von der Stadt sehen. Mit dem geilsten Taxifahrer Guatemalas und Alex (einem Kubaner aus unserem Hostel) fuhren sie quer durch die Stadt, um bei einer Bank Geld abzuheben. Alex´s Kreditkarten funktionierten hier nämlich nicht und als Kubaner durfte er keine Überweisung (Western Union) annehmen. Seine Kanadische Freundin überwies von zu Hause aus also kurzerhand das Geld an Stephan und als Deutscher konnte er dann das Geld hier in Guatemala bekommen. Natürlich nicht ohne 2maliges scannen des Reisepasses und nicht ohne gründlichst befragt zu werden, was mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen nicht ganz so einfach war. Dass die Freundin in Kanada nicht Stephans Freundin war und dass er das Geld nur für Alex holte, wurde der Bankangestellten spätestens klar, als Alex die Frage nach der Adresse der Freundin ohne sie für Stephan zu übersetzen selber beantwortete. Ihr war das aber relativ egal und meinte nur noch zu Alex, Stephan solle hier unterschreiben und die Unterschrift sollte möglichst so aussehen, wie auf dem Reisepass :-) Der Taxifahrer wartet die komplette Zeit (ca 1h) in der Bank auf die zwei und erklärte den Wachmännern (mit ihren Pumpguns und Uzis im Anschlag) warum sie zu dritt hier waren und nicht nur einer und versicherte ihnen, dass alles mit rechten Dingen zuging.
Eine gute Tat also von Stephan. Von Alex bekamen wir dann auch den Tipp mit nem Uber nach Antigua zu fahren. Zu zweit billiger als ein Shuttel und wesentlich bequemer!
Antigua ist ein wirklich schönes Städtchen! Überall bunte Häuser und alte Kirchen und im Hintergrund der Vulkan Agua. Wir gingen eine "Kleinigkeit" essen, liefen durch den Markt und hoch zu einem Aussichtspunkt über die Stadt. Nach nur 2 Nächten ging es für uns aber schon weiter auf einen Abstecher an den Lake Atitlan. Dort verbrachten wir 3 Nächte beim "Glamping" (etwas luxuriöseres Camping) im Free Cerveza Hostel. Das war auch wieder so ein glücklicher Zufall: Unser Hostel in Antigua hatte eine Kooperation mit diesem Hostel (was erst seit ein paar Wochen geöffnet hatte) und bot 2 kostenlose Nächte an! Nur so sind wir an diesem chilligen Ort gelandet! Nur mit dem Wassertaxi zu erreichen, geschlafen wird in Tipis, auf dem Steg am See kann man sich mit Blick auf Vulkane sonnen und abends gab es ein gemeinsames Abendessen an einer langen Tafel mit 1 Stunde Freibier (daher der Name)! Was will man mehr?!
Von hier aus unternahmen wir auch einen Ausflug zum größten Markt in Mittelamerika in Chichicastenango. Tausende Textil- und Handwerksstände mit wirklich schönen Sachen, aber wie so oft konnten wir aus Platzgründen leider nicht wirklich viel einkaufen...
Etwas haben wir dann aber doch von dem Markbesuch mitgenommen: Die Erkenntnis, dass es mit etwas besseren Spanischkenntnissen vielleicht doch noch interessanter und unterhaltsamer gewesen wäre. Bevor wir los gingen hatten wir ja einen zweiwöchigen Intensivkurs an der VHS gemacht, aber das war ja nun leider schon 5 Monate her... Wir konnten uns einfach nicht richtig mit den Leuten unterhalten und haben so vielleicht viele interessante Geschichten verpasst. Deshalb beschlossen wir zurück nach Antigua zu gehen und einen einwöchigen Spanischkurs zu machen. 6 Stunden täglich mit einer Privatlehrerin, die quasi nur Spanisch mit einem redete! Teilweise wirklich anstrengend aber ansich eine tolle Woche!
Begonnen hatte die Woche allerdings nicht so toll. Stephan hatte es am Wochenende davor erwischt und er lag fast 2 Tage flach. Ich machte die gebuchte Tour zum Pacaya Vulkan alleine, bei schlechter Sicht und Regen, was mein sowieso schon angeschlagenes Handy leider nicht überlebte. Entschädigt wurde ich aber mit einem Lavaspuckenden Vulkan und leckeren Marshmallows!
In der Nacht war dann aber leider auch ich an der Reihe mit Magen-Darm, weshalb ich den ersten Schultag leider schwänzen musste ;-) Der Rest der Woche war aber wie gesagt super. Mit unseren Lehrerinnen gingen wir Donnerstags auch nochmal zum Markt und bekamen alle Früchte und Gemüsesorten gründlich erklärt. Es war auch mal wieder schön einen gewissen Alltag zu haben. Mit Michi aus München gingen wir Mittags immer in das gleiche Restaurant (keine Experimente nach den letzten Erfahrungen) und abends entspannten wir in unserem Hostel und machten Hausaufgaben :-)
Nach dieser Woche an einen Ort hieß es nun aber ranklotzen. Weiter ging es an den Rio Dulce in ein idyllisches Hostel direkt im Mangrovenwald am Wasser, wo wir in einem wunderschönen Bungalow schliefen. Von dort aus machten wir einen Tagesausflug mit einigen anderen aus unserem Hostel. Mit dem Boot wurden wir in die Stadt gebracht und von dort ging es weiter mit dem Collectivo. Das ist ein öffentlicher Bus, der zwar ein Van ist, aber mindestens genau so viele Leute mitnehmen kann wie ein großer Bus ;-) Zusammen mit 23 anderen fuhren wir zum Finca Paradiso Wasserfall, dem einzigen heißen Wasserfall der Welt, wie man uns sagte. War wirklich ein Erlebnis: Man schwimmt in einem kühlen Fluss und von oben kommt warmes (teilweise wirklich heißes!) Wasser! Schon verrückt! Danach ging es noch in den El Boqueron Canyon und wieder zurück nach Rio Dulce.
Da wir dachten, dass wir uns etwas beeilen mussten, ließen wir die Bootsfahrt nach Livingston aus und machten uns gleich auf den Weg ins 200 km entfernte Semuc Champey. 200km hört sich im ersten Moment nicht so schlimm an, aber wenn die "Straße" quasi 90% der Strecke nur Schotterpiste ist und in Serpentinen über die Berge führt, braucht man dafür schon mal 6 Stunden!!! Völlig erschöpft und durch gerüttelt kamen wir in unserem Hostel mitten im Dschungel an. Aber schon bei Nacht konnten wir sehen, dass das eines der schönsten Hostels war, in dem wir je waren. Schöne Anlage, solide gebaut und eine hammer Aussicht. Hinzu kam das gute (israelische) Essen und die Lage, denn wir konnten am nächsten Morgen direkt zum Parkeingang laufen und waren so vor allen anderen Touris (die erst noch 45 Minuten von Lanquin aus her fahren mussten) auf dem Aussichtspunkt. Ein wahrlich unbeschreiblich schöner Anblick diese 7 Wasserbecken!
Wir konnten es kaum noch erwarten endlich ins kühle Nass zu springen, aber um ein paar Affen zu beobachten blieben wir dann doch noch kurz stehen...
Den Tag verbrachten wir dann damit von einem Becken in das andere zu Springen, uns im Wasser zu sonnen oder auch die natürliche Rutschen herunter zu rutschen! Ein wirklich schöner Tag und die anstrengende Anreise auf jeden Fall wert!
Die Weiterreise nach Flores war zwar auch lange aber zum Glück nicht ganz so kurvig und holprig. Flores ist ein kleines Städtchen auf einem See. Von hier aus machten wir einen Tagesausflug zu den Mayaruinen von Tikal. Wie Semuc Champey war es auch hier nicht so Touri-überlaufen wie wir es erwartet hatten. Eine echt schöne Anlage mit ein paar wirklich impossanten Bauten!
Ab jetzt hatten wir das "Pflichtprogramm" hinter uns und deshalb machten wir uns auf den Weg nach Belize: 5 Tage entspannen auf Caye Caulker, einer kleinen Karibikinsel mit dem Motto "Go Slow"! Hier gibt es keine Autos sondern nur Fahrräder und Golfcarts mit denen über die Sandstraßen gefahren wird. Wir genossen endlich mal wieder barfuß laufen zu können und hatten als einzige Tagesaufgabe nur zum Sonnenuntergang auf die andere Seite der Insel zu laufen (an den meisten Stellen sind das nur ca. 100m!)...
Einen Tag waren wir dann doch aktiv und machten eine ganztägige Schnorcheltour: Eine der besten Touren, die wir je gemacht haben! Am morgen ging es los und gleich auf dem Weg zum 1. Schnorchelstopp haben wir ein Manatee (Seekuh) gesehen! Die sind mittlerweile recht selten und es war nicht sicher, ob wir welche sehen würden...
Beim 1. Stopp hieß es: Springt hier auf der Seite vom Boot. Denn auf der andern Seite wurden schon die Haie gefüttert! Gut, es waren nur Ammenhaie, aber trotzdem erst mal ein beängstigendes Gefühl ins Wasser zu springen, wenn unter dir 3m lange Haie und Rochen mit einer Spannweite von einem Meter schwimmen!
Beim 2. Stopp hielten wir bei einem Fischer, der schon seit er 15 war immer an diese Stelle kam, um seine Conch (große Schnecken) aus zu nehmen und zu putzen. Und dabei fällt natürlich immer mal wieder was für seinen Freund George, die Schildkröte ab :-) Ich hab ja jetzt mittlerweile ein paar Schildkröten gesehen, aber die war einfach riesig! Fast schon etwas übergewichtig würde ich sagen, aber das ist ja kein Wunder, wenn man jeden Tag mit solchen Leckereien versorgt wird...
Beim 3. Stopp schnorchelten wir an einem Kanal im Riff entlang. Als ich kurz zu Stephan schaute, um ihm eine Muräne in einer Höhle zu zeigen, war diese für meinen Geschmack schon etwas zu weit heraus gekommen bis ich mich wieder umgedreht hatte! Mit diesem kleinen Adrenalinschub schwomm man dann doch etwas leichter gegen die Strömung an. Später konnten wir noch Barakudas und wunderschön gepunktete Adlerrochen sehen!
Der 4. Stopp war ein versunkenes Schiff und beim 5. Stopp sahen wir einen Kugelfisch und eine kleinere Schildkröte mit sehr schöner Musterung!
Mit einem Rumpunsch begossen wir diesen tollen Tag und machten uns auf die Heimfahrt. Ein anderes Boot der Tour hielt aber an einer Stelle an und wir fragten uns warum: Noch eine Seekuh! Und diesmal durften wir mit ihr schwimmen. Wobei schwimmen übertrieben ist, sie lag einfach regungslos im Wasser. Ich sagte noch zu Stephan: Die macht ja gar nix! Schwimmt nicht, isst nichts! Aber als wir unsere Köpfe wieder unterwasser hielten hatte sie sich um 180 Grad gedreht und hielt direkt auf uns zu! War ihr wohl zu blöd geworden und deshalb ging es in gemächlichem Tempo ab zwischen uns hindurch :-)
Zum Abschluss der Tour konnten wir noch Fische (2m lange Teile) und Vögel aus der Hand füttern und ein paar Seepferdchen beobachten. Zusammen mit der Tourgruppe verbrachten wir dann noch einen netten Abend bei Coconut Rum und Ananassaft und einem leckeren BBQ.
Als nächstes wollten wir eigentlich zurück durch Belize nach San Ignacio und dort die berühmte ATM Cave Tour machen. Leider hatten wir uns erst zu spät informiert, was der Spaß denn kosten soll. 100 Dollar um durch eine enge, nasse Höhle zu krackseln, in der Skelette von uralten Menschenopfern liegen, entsprach dann doch nicht so ganz unseren Vorstellungen von gut investiertem Geld... Deshalb (und da wir doch noch mehr Zeit hatten als erwartet) beschlossen wir Richtung Süden zu fahren, noch einen Tag in Placencia am Strand zu relaxen und dann mit dem Boot über die Grenze zurück nach Guatemala zu reisen. Das hatten wir ja auch noch nicht, mit dem Boot eine Grenze überqueren und als weiteren Pluspunkt landeten wir so in Livingston, was wir ja aus Zeitgründen zunächst ausgelassen hatten! Also kamen wir doch noch zu einer Bootsfahrt über den Rio Dulce und nach einer weiteren Busfahrt landeten wir wieder dort wo wir angefangen hatten: In Guatemala-City! Das erste (und wahrscheinlich letzte) Mal, dass wir auf unserer Reise ein Land von dort wieder verlassen, wo wir es betreten haben (abgesehen von den Städtestopps Kuala Lumpur und Singapur)...
In unserem Hostel trafen wir witzigerweise eine alte Bekannte: Florence, die wir am Anfang unserer Reise in Shanghai getroffen haben! Die Welt ist wirklich klein!!!
Jetzt geht es erst mal nach Nicaragua und dann immer weiter Richtung Süden durch Costa Rica bis nach Panama-City. Endspurt also!