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Harta - ungarische Gastfreundschaft

Veröffentlicht: 21.09.2017

Nachdem wir Budapest verlassen hatten, hatten wir noch einen großen Punkt, den wir in Ungarn sehen wollten, bevor es weiter nach Rumänien ging: den Kiskunsagi Nemzeti Nationalpark, südlich von Budapest gelegen. Da es aber schon recht spät war und das Nationalparkzentrum wahrscheinlich schon zu hatte, beschlossen wir, unser Nachtlager an der Donau aufzuschlagen. Wir hatten einen wunderschönen Platz direkt in der Natur gefunden, knapp 100 m vom Donauufer, ca. 1 km auf einem Feldweg (und gleichzeitig Europaradweg) von der nächsten Straße entfernt und verbrachten den Abend mit einem schönen Spaziergang und einem entspannten Abendessen... 

Am nächsten Morgen, nach einer kleinen Jogging- und Krafteinheit mit anschließender "Dusche" aus dem Wasserkanister, wollte Floh nur schnell das Auto in den Schatten umparken, damit wir nicht beim Frühstück wegschmelzen...Aber anstatt knatternd und gleichmäßig rumorend anzuspringen, gab Winniefred nur ein klägliches leises Geräusch von sich und sprang nicht an. Verdammt, das klang ziemlich nach leerer Batterie, aber warum? Das Radio lief gerade mal 10 Minuten und auch sonst war das Licht die ganze Zeit aus...Wir konnten es uns nicht erklären. Leider war Hilfeholen auch nicht so einfach, da sich auf diesen Feldweg niemand verirrte und die einzigen Radfahrer auf dem Europaradweg ca. vor 16 Stunden vorbeikamen...Was tun? Also anschieben. Zu zweit macht sich das etwas schwer, deswegen: Alle Sachen aus dem Auto raus, damit es leichter ist. Gerade als wir all unseren Krempel auf der Wiese verteilt hatten, kam doch noch ein Auto: Ein Ehepaar und eine Frau (Fujt war ihr Name), die einen verschollenen Partygast suchten, der eventuell total betrunken irgendwo im Feld liegen könnte... Starthilfe war schnell gegeben und so luden sie uns noch ein, mit auf den Hof, der nur 2 km entfernt war, zu kommen, um dort gleich Mittag zu essen. So kamen wir also mit, mussten jedoch feststellen, dass die Elektronik von Winniefred total versagte: keine Geschwindigkeitsanzeige, Umdrehungsanzeige, kein Fensterheber, alle Lampen leuchteten und der Motor stotterte gewaltig...

Ziemlich besorgt kamen wir bei der After-Party an. Dort nahm sich gleich Laszlo unserer an, ein Partygast, der 5 Jahre in Baden-Württemberg gearbeitet hat und daher perfekt Deutsch sprach und meinte: zu 99 % ist er sich sicher, dass unsere Lichtmaschine kaputt ist. Samstagmittag nach 12 Uhr ist in Ungarn allerdings kein Mechaniker mehr aufzutreiben und auch alle Mechaniker-Freunde sämtlicher Partygäste waren leider nicht für einen Wochenendauftrag zu begeistern... So kam es, dass wir über das Wochenende mit auf den Hof eingeladen wurden, auf dem Tamas, Gabi und ihre 3 Kinder (Csenge (und ihr Freund Bence), Reka und Lilla lebten... und unendlich viele Tiere :) Schlafen durften wir sogar in einem wirklich tollen Baumhaus und wir wurden für sämtliche Mahlzeiten eingeladen. Es war schier unglaublich, wie freundlich wir aufgenommen wurden und sind auch immer noch unendlich dankbar dafür, das ist auf jeden Fall ein Highlight unserer Reise. So lernten wir neben den ungarischen Spezialitäten auch etwas Ungarisch und ziemlich viel über die Geschichte des nahegelegen Dorfes Harta: Es wurde von Donauschwaben gegründet und noch heute gibt es viele Leute im Dorf, die Deutsch sprechen, einen deutschen Namen haben und auch die Beschilderung im Ort ist zweisprachig.

Am Montag fuhr Laszlo mit uns nach Budapest (immerhin knappe 100 km) um eine neue Lichtmaschine zu kaufen, die uns ein Freund von ihm dann wieder einbaute. Dienstagmorgen stand Winniefred dann wieder fahrbereit vor der Tür und wir konnten es kaum glauben. Soviel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Da könnten sich einige Deutsche aber eine dicke Scheibe abschneiden. 

Apropos Scheibe: Tamas, Gabi und die Familie gaben uns noch selbstgemachte Wurst, Wein und Knoblauch mit (weil wir ja schließlich nach Transylvanien zu den Vampiren fuhren ;)... Glücklich und traurig fuhren wir somit also weiter nach Rumänien. Ungarn und besonders Harta, wir kommen wieder :)

Köszönöm!


P.S: Ach und das lustigste an der ganzen Geschichte: den Nationalpark gab es zwar, allerdings ist es einfach ungarische Hochebene, von der wir zwar viel gesehen haben, aber die nicht so unbedingt für Touristen zugänglich ist. Die meisten Leute im Dorf wussten gar nicht, von welchem Nationalpark wir reden.

P.S.2: die verschollene Person, nach der gesucht wurde, als man uns fand, war übrigens schon längst per Anhalter nach Hause gefahren und hatte nur vergessen, sich zu melden.

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