Rumänien : Siebenbürgen - Transsylvanien

Nach Ungarn ging es dann über die Grenze nach Arad, Rumänien. Die Grenzkontrolle war die erste auf unserer ganzen Reise, wo wir unsere Papiere zeigen mussten und auch das Auto und die Dachbox öffnen mussten. Rumänien ist nicht im Schengen-Raum, erklärte uns der freundliche Grenzbeamte auf Deutsch. Nach einem Stirnrunzeln mit hochgezogenen Augenbrauen über unsere Bett-Schrank-Konstruktion, die zudem auch nicht sehr aufgeräumt aussah (weil wir während der Fahrt oft viel einfach hinter legen, wie Essen, Trinken, Jacken, Rucksäcke usw.), durften wir aber problemlos weiterfahren. Und da waren wir: in Rumänien. Der erste Eindruck, den wir in Arad bekamen war nicht unbedingt der beste, aber auch nicht der schlechteste...mit alten sozialistischen Plattenbauten, der gleichen Straßenbahn wie in Leipzig (die alten Tatra-Wagen versteht sich), Straßenhunde und viel Verkehr, gemischt mit kapitalistischen Werbeplakaten, Bauruinen und einer tollen spätsommerlichen Abendsonne. 

Unser erstes Nachtlager fanden wir auf einem Campingplatz in der Nähe, wo die niederländischen grauen Nomaden gerade einen (niederländischen) Schlager-Abend veranstalteten, der zum Glück 22 Uhr vorbei war :). Am nächsten Morgen ging es dann weiter, wobei uns die nette Campingplatzinhaberin sagte, dass es bis zum schwarzen Meer wirklich noch weit ist und die Menschen auf den rumänischen Straßen "just crazy" sind. Was das bedeutete, sollten wir bald herausfinden...  Die ersten Kilometer auf der Landstraße ließen deutlich werden, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen nur als Richtwerte dienten... wer 60 km/h im Dorf fährt, der wird hupend mit 80-90 km/h (auch von LKWs) überholt. Regelmäßig. Auf der neuen EU-geförderten Autobahn (die beste Straße seit langem!) sah es dann zum Glück etwas anders aus... Unser nächster Stopp war Hermannstadt, auf Rumänisch Sibiu. Eine wundervolle Altstadt, sehr interessante Geschichte (ab 1147 begann hier die Besiedelung mit Menschen aus dem Rhein- und Moselgebiet, Flandern und der Wallonie) und viele schöne Gebäude erwarteten uns hier. Ansonsten sind für Siebenbürgen noch die tollen Wehrkirchen bzw. Kirchenburgen zu erwähnen, die es hier wirklich in fast jedem Dorf gibt und die nicht nur zur Religionsausübung, sondern auch zu Verteidigungszwecken genutzt wurden. Einige davon sind auch UNESCO-Weltkulturerbe und wir haben uns unter anderem die Kirchenburg in Biertan angesehen. Danach ging es für uns weiter nach Schäßburg, der Ort, in dem Graf Dracula (ja es gab ihn wirklich!) geboren wurde und wo es außerdem noch einen tollen Turm zu sehen gab. 

Insgesamt können wir für Siebenbürgen nur sagen, dass es wirklich viele malerische kleine Dörfer gibt, in denen Mais oder anderes Gemüse im Vorgarten steht, die Omis und Opis auf den Bänken vor ihren Höfen sitzen und die Dorfstraße beobachten (und auch freundlich winken, wenn man grüßt), in denen es jeden Abend nach verbrannter Plastik riecht, da es keine Müllabfuhr gibt und auch viele Sinti und Roma in ihren Pferdewagen über die Landstraßen fahren. Wir hatten keinerlei Probleme, auch beim Wildcampen nicht. Naja... außer vielleicht mit dem Müll, der oft hinter dem Dorf in die Natur und Flüsse gekippt wird, da hat mein Herz schon oft geblutet und ich frage mich: Warum zum Kuckuck führt die EU nicht mal ein einheitliches Pfandsystem für Plastikflaschen ein und verbietet Plastiktüten? Hier in Osteuropa und ganz besonders in Rumänien scheint das Umweltbewusstsein in der Politik und bei den Menschen noch nicht angekommen zu sein, vermutlich auch, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind...Der Durchschnittslohn liegt bei knapp 390 Euro (Dez. 2013)monatlich und die Lebensmittelpreise sind verhältnismäßig nicht soviel günstiger als in Deutschland...

PS: Wem es beim Betrachten der Fotos störend aufgefallen sein sollte: meine (FloH) Kamera, hat Staubkörner im Objektiv, weswegen sich leider ein Schattenseepferdchen auf vielen Bildern befindet. Über konstruktive Hinweise zeige ich mich natürlich sehr erfreut.