Veröffentlicht: 24.02.2024
28. Tag: Wir haben heute Fortuna verlassen – aber gedanklich ist ein Teil von uns auf dem Campingplatz Los Banos de la Fuente hängen geblieben. Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass wir mit Ricci und Irmi, Wilhelm und Maria und Bernd und Brigitte Menschen zurückgelassen haben, die uns ans Herz gewachsen sind. Auch ihre Wege trennen sich Anfang nächster Woche. Die einen zieht es Richtung Andalusien, die anderen lassen sich von Wind und Sonne treiben.
Ein anderer Grund ist Armando, der Musiker, der gestern für Wilhelm ein Geburtstagsständchen gespielt hat. Der 72-jährige Schweizer trägt seine Lieder im Herzen. Mit zehn Jahren hat er mit der Querflöte angefangen, heute spielt er hauptsächlich Klarinette und Saxophon und das so gut, dass er über viele Jahre einen Platz im Sextett von Hazy Osterwald hatte, die in der Schweiz eine große Nummer sind. „Ich spiele einfach, weil es mir Freude macht“, sagt er, und das spüren die Menschen. Wenn auf dem Campingplatz die ersten Töne erklingen, dauert es nicht lange und Dutzende Menschen tanzen, singen, schunkeln zu seinen Liedern. Seine Frau Maria Theresa ist dabei stets an seiner Seite. „Ich bin seine Managerin“, sagt sie mit einem Lächeln und wirft ihrem Mann einen liebevollen Blick zu, bevor sie mit den anderen Zuhörern wieder zu klatschen beginnt zum nächsten Song. Wir hätten gerne noch länger mit geklatscht.
Aber wir haben uns für heute Martin und Angelika angeschlossen, die zum Kloster Santa Eulalia aufgebrochen sind, das etwa 80 Kilometer westlich von Fortuna im bergigen Hinterland von Murcia liegt. Dort soll es morgen einen wunderschönen Gottesdienst geben, der vor allem von Südamerikanern besucht und gestaltet wird, die in dieser Region zu Hause sind. Wir sind gespannt auf den Chor St. Cecilia, der dort auftreten wird. Wir haben Glück, denn Gottesdienste dieser Art finden nur am letzten Sonntag jeden Monats statt.
Wir stehen hier auf dem großen Parkplatz der Klosteranlage. Nach unserer Ankunft gegen 13 Uhr haben wir uns mit Pipo und Emmi auf den Weg gemacht zu einem Berggipfel in der Nähe, auf dem eine große Christus-Statue prangt. Es war ein steiler Anstieg, aber wir wurden auf jedem Meter mit einer wundervollen Aussicht auf die umgebende Landschaft belohnt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor einen derart überwältigenden Weitblick erlebt zu haben. Vielleicht lag das an besonderen atmosphärischen Bedingungen – sicher ist, dass wir diese Bilder nie vergessen werden.