Veröffentlicht: 22.02.2024
26. Tag: Das Meer ist weit weg, aber trotzdem ist das der schönste Platz, auf dem wir hier in Spanien gestanden haben – zumindest für mich. Icke kann sich nicht recht entscheiden. Sie schwärmt immer noch vom Camping Malvarrosa de Corinto in Sagunto. Ich denke wegen der vielen „traumhaft schönen Steine“ dort am Strand. Wahrscheinlich gefällt mir dieser Platz so ausgesprochen gut, weil es keine „traumhaft schönen Steine“ gibt, die ich säckeweise zum Wohnmobil schleppen muss …
Nein, Scherz beiseite. Der Granda la Carmela ist ein Prunkstück. Mit 25 Plätzen nicht zu groß und nicht zu klein, halb Stell-, halb Campingplatz, großzügig angelegt, aber ohne weite Wege. „Vor drei Jahren war das noch eine Ziegenfarm“, erzählt Hortensia und lacht. So richtig glauben kann sie es selbst noch nicht, dass sie und ihr Mann Sjaak daraus eine Anlage geschaffen haben, die unter Campern schon als Geheimtipp gilt.
Als sie die Farm 2020 übernommen hat, wusste sie nicht recht, was sie damit anfangen sollte. Ihr Papa hatte das Land 30 Jahre zuvor von seinem Vater übernommen – damals stand es voller Zitronenbäume – und es mühevoll für die Ziegenhaltung um- und ausgebaut. „Er hat mit zehn, 15 Ziegen begonnen. Irgendwann waren es 600.“ Das konnte er nicht mehr alleine schaffen, und so gab Hortensias Mama ihren Beruf als Köchin in einem Restaurant auf und half ihm. Die Ziegenfarm wurde zum Lebenswerk der beiden, die sie mit Stolz an ihre Tochter weiter gaben. Und was macht die? Sie macht daraus einen Campingplatz! „Ja“, erinnert sich Hortensia, „am Anfang war Dad nicht besonders glücklich, aber heute ist er es. Er hilft mit, wo er kann.“ Ebenso wie die Mama, die regelmäßig vorbeischaut, um zu kontrollieren, dass da nichts aus dem Ruder läuft.
Tut es nicht, weil Hortensia und Sjaak ein waches Auge auf ihr Schmuckstück haben. Als Ansprechpartner sind sie fast immer vor Ort, obwohl beide noch einem Beruf nachgehen, Sjaak halbtags und Hortensia Vollzeit als Technische Assistentin der Stadt Murcia mit vielfältigen Kontrollaufgaben – das muss in der Familie liegen. „Viel Arbeit, ja, das stimmt“, sagt sie – wie immer mit einem breiten Lächeln. Und wenn die Mutter einer Tochter (14) und eines Sohnes (11) doch noch ein paar Minuten Zeit findet, verzaubert sie die Wände und Mauern der Platzgebäude mit ihren Fliesenmosaiken zu richtigen Kunstwerken.
Dabei hätte alles auch anders laufen können. Ein Arbeitskollege von Sjaak, der damals noch Lkw fuhr, hatte die Idee, das Gelände zu einem einfachen Park- und Stellplatz umzubauen. Doch das wurde nicht angenommen. „Ich habe den Platz auf einer Internetseite für Camper beworben, aber es kam keiner“, erzählt Hortensia. Keine Reaktion. Viele Monate lang. Bis es dann plötzlich eines Tages an der Tür schellte. „Ich weiß es noch ganz genau“, sagt Hortensia, „es war der 27. September 2021, der Geburtstag meiner Tochter. Ich war furchtbar im Stress und wollte weg. Da stand plötzlich diese Frau vor mir und fragte mich: ‚Können wir hier stehen?‘ Hier stehen?, dachte ich. Ich wusste erst gar nicht, was die wollte, bis es mir dann langsam dämmerte.“ Die Frau blieb eine Nacht und war begeistert. Sie veröffentlichte im Internet eine tolle Kritik und brachte damit einen Stein ins Rollen, der bis heute rollt und rollt und rollt – hoffentlich noch viele, viele Jahre!