Veröffentlicht: 17.09.2022
Ein letzter Pass ist zu erradeln um am 01. September Nordmazedonien den Rücken zu kehren.
Der Abschied fällt uns etwas schwer. Waren die Menschen und das Land doch so gut zu uns!
Hier durften wir sanft ankommen, uns seit langem wieder satter Natur erfreuen. Die Herzlichkeit und Offenheit bei Begegnungen mit vorwiegend muslimischen Mitmenschen hat uns nicht überrascht aber zutiefst berührt.
Es wahr uns eine Ehre, dieses kleine Land im Südosten Europas kennen gelernt zu haben.
Mit grimmiger Miene wird uns vom Grenzwachtmann der Einlass nach Albanien gewährt. Mit ähnlich grimmiger Miene hält uns ein großer, freilebender Hund für einige 100 Meter zum Narren und erfreut sich offensichtlich unserer leisen Angst vor ihm. Er tut nix, will nur spielen;)
Ein Grenzübertritt bringt immer wieder spannende Vorfreude mit sich. Was wohl hier auf uns wartet?
Zu Beginn bewegen wir uns nicht sonderlich weit. Der Ohridsee hält uns noch einige Tage an seinem Ufer.
Wir Schönwetter-Radler:innen warten wieder mal eine Regenfront ab. Es ist schon ganz schön kalt. Einmal mehr kommt es zu der ein und anderen Begegnung mit Menschen, die uns ein Stück weit Einblick in ihre Leben gewähren. Mit Menschen, die uns durch ihre Hilfsbereitschaft mit Dankbarkeit zurücklassen.
Danke Land Rover Family für Erdnussbutter! Danke Petra und Timo für einen schönen Abend und Marmelade mit Liebe drin!
Und dann taucht plötzlich Kévin auf. Ein Reiseradler aus Frankreich.
Der Erfahrungen der letzten Tage und des Alleinseins etwas müde, gesellt er sich zu uns und wir verbringen den Tag gemeinsam. Schließlich machen wir uns zu dritt auf um Richtung Mittelmeer zu radeln. Ein Versuch, der sich als durchführbares Vorhaben herausstellt - über eine Woche werden wir gemeinsam unterwegs sein. Unser Mitradler ist ein ruhiger, achtsamer Zeitgenosse, der genießen kann.
Was uns auf der Strecke zwischen Ohridsee und der Stadt Sarande am Mittelmeer erwartet, ist ein Traum für Reiseradler:innen! Die Berglandschaften ändern sich oft dreimal am Tag - die Höhe, die Vegetation, die Stimmung, die von ihnen ausgeht. Der Strassenbelag ist ein Traum - meistens und glücklicherweise immer bei den Downhills. Bergauf ist es ein Leichtes den kratertiefen Schlaglöchern auszuweichen, schneller als 7km/h sind wir nicht.
Die Verbindungsstraße SH75 zwischen Ohridsee und Sarande, ist wenig befahren. Dann und wann werden wir von fetten, schwarzen Limousinen überholt oder von riesigen Campern. Dann und wann ziehen Schafherden an uns vorbei oder wir an ein paar Kühen. Die Kleinstädte am Weg sind rar aber genug um uns mit Lebensmittel zu versorgen. Erdnussbutter, Mayonnaise, Gemüse und Obst sind am wichtigsten in diesen Tagen.
Überwiegend dürfen wir alleine dem Weg folgen und unsere Nachtlager in wunderschönster Natur aufschlagen. Die Abendgespräche handeln von Wölfen und Bären und der Frage ob sich diese Zeitgenossen wohl in unserer Nähe aufhalten.
Als wir nach vier Tagen das Flusstal der Vjosa erreichen sind wir einmal mehr von Glück erfüllt. Der Teil der Erde, den wir in diesen Septembertagen bereist haben ist ganz besonders schön!
Hinzu kommt, dass in Albanien das Müllthema einigermaßen gut gemeistert wird. Es liegt kaum mehr herum als in Österreich auch.
Nach einem Tag des Rastens auf einem wunderschönen bescheidenen Campingplatz nahe des Städtchens Permet, bewegen wir uns langsam - von einem Tal zum nächsten - zwischen den Bergen Richtung Mittelmeer. Das Klima ändert sich. Waren die Nächte schon einigermaßen frisch, sind sie hier nun wieder lau und der Schlafsack dient lediglich zum Kuscheln. Es sind nun wieder mehr Menschen, mehr Tourist:innen, mehr Autos unterwegs. Kévin und ich haben gut zu tun um unsere innere Ausgeglichenheit der letzten Tage dadurch nicht ins Wanken bringen zu lassen. Maik tut sich da ein bissl leichter.
Wir alle drei haben es nicht eilig in die Stadt Sarande zu kommen. Trödeln noch etwas auf den letzten 100 km. Kurze Tagesetappen mit Lagerplätzen in der Natur sind es, die den Abschied von Albanien und voneinander noch etwas hinauszögern.
Albanien! Ein unglaublich schönes Land! Hier leben Menschen, die Kraft und Ruhe ausstrahlen. Die es annehmen, dass Urlauber:innen und Reisende sich für ihr Land interessieren, sich aber nicht anbiedern und aufdrängen. Man erkennt, dass es nicht leicht ist hier zu leben, dass auch hier die Schere zwischen Arm und Reich groß ist. Albanien scheint ein Land zu sein, das offen für Entwicklung und Fortschritt ist, sich dafür selbst aber auch Zeit gibt.
Danke Albanien!
Schließlich kommen wir in Sarande an. Noch einige Tage verbringen wir auf einem Campingplatz, bis wir die Fähre nach Korfu nehmen.
Der Abschied von Albanien ist etwas wehmütig. Der Abschied von unserem Reisekompagnon Kévin ein herzlicher.
Danke Kévin! Für Apéro mit Chips und Mayonnaise. Für Entschleunigung und schöne Gespräche!
Jetzt also, nach 3 Monaten auf unseren Rädern, sind wir in Griechenland angekommen. Das Ziel, das wir uns für heuer vorgenommen haben, ist erreicht. Wir sind früh genug hier um noch im Meer zu schwimmen und spät genug um nicht von der Hitze vom Rad gewatscht zu werden. I like!!!