Veröffentlicht: 18.12.2018
Wir haben Vietnam nun endgültig den Rücken gekehrt und landeten gegen Nachmittag in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Wir werden insgesamt nur wenige Tage in Kambodscha verbringen, hauptsächlich um uns das berühmte Angkor Wat anzusehen. Vorher legen wir aber einen Zwischenstop ein und wollen Phnom Penh erkunden.
Ähnlich chaotisch wie in Hanoi verläuft die Fahrt per Taxi zum Hotel. Tausende Roller, Autos, Tuktuks und Rikschas tummeln sich auf den vielen Spuren und dazwischen. Der einzige Unterschied: es wird kaum mehr gehupt. Bis auf die Motoren hört man kaum Straßenlärm. Unser Hotel ist sehr modern und von vorne bis hinten nach einem recht offenen Konzept gebaut. Man weiß manchmal garnicht, was noch draußen und was schon drinnen ist. Der krasse Kontrast wartet vor der Tür. Die Straßen und Häuser um uns herum deuten auf eine recht arme und einfache Gegend hin. Die meisten Straßen sind nicht asphaltiert und gelebt wird hauptsächlich in offenen, garagenähnlichen Häusern. Bei den Temepraturen, die ganzjährig kaum unter 30 Grad fallen auch kein Wunder.
Am Morgen starteten wir vom Hotel in die Innenstadt. Hierzu riefen wir wie auch in Vietnam mittels der App Grab einen Fahrer zu einem festen Preis. Lieber klären wir vorher einen festen Preis und geben ein gutes Trinkgeld, als im Nachhinein mühsam zu verhandeln und mit einem schlechten Gefühl auszusteigen. Unser erstes Ziel ist der Tempel Wat Phnom. Die Anlage liegt mitten in der Stadt und ist auf einem kleinen Berg gebaut. Ausländer müssen hier einen Dollar Eintritt zahlen, für Einheimische ist der Besuch der Glaubensstätte kostenfrei.
Ein Dollar?! Ja richtig gelesen. Wir waren auch ein bisschen verwundert, als wir kurz vor der Einreise lasen, dass die Währung in Kambodscha zwar Riel heißt, der US Dollar jedoch DAS Zahlungsmittel ist. Erst fragten wir uns, wo wir denn dann bitte Dollar herbekommen sollten. Aber am ersten Geldautomaten wurde unsere Frage schnell beantwortet. Die Automaten spucken Dollarscheine aus. Als Wechselgeld bekommt man soviel wie möglich in Dollar und die Centbeträge dann in Riel. Wir sind immer ganz schön am Rechnen, was nun bezahlt werden muss und kommen manchmal kaum hinterher.
Der Wat Phnom ist in jedem Fall einen Besuch wert. Sehr gepflegt befinden sich hier mehrere Altare und Häuser, in denen die Gläubigen Räucherstäbchen anzünden, beten und Gaben wie z.B. Geldscheine und Nahrung auf die Buddhafiguren legen. Genug Schatten, um sich zu erholen gibt es auch.
Über einen schweißtreibenden Fußweg bei über 30 Grad und praller Sonne sind wir dann am Central Market angekommen. Ein kreuzförmig angelegter überdachter Markt, in dem vielerlei Waren angepriesen werden, oft sind die Fälschungen der Markenware zum Verwechseln ähnlich. Gucken macht hier aber immer Spaß.
Durch Phnom Penh fließt einer der zehn größten Flüsse der Welt: Der Mekong. Ein Spaziergang entlang der Hafenpromenade durfte da natürlich heute nicht fehlen. Hier liegt auch der Königspalast. Ein reich geschmücktes, riesiges Areal. Einen Besuch sparten wir uns, da es zeitlich nicht passte. Daher störte es uns auch nicht weiter, dass er zwischen 11 und 14 Uhr geschlossen ist. Immer wieder suchten wir unter den kleinen Bäumen kurz Schatten, um keinen Sonnenstich zu bekommen. Am Ende des sehr langen Spaziergangs besuchten wir die Statue des vorherigen Königs der bis 2012 regierte und das Nationaldenkmal. Dank Mittagshitze waren wir bei all diesen Sehenswürdigkeiten fast alleine.
Da wir am Nachmittag noch genug Zeit hatten, machten wir uns noch auf den Weg in das Tuol-Sleng-Genozid-Museum.
Die jüngere Geschichte Kambodschas ist geprägt von fassungslosmachender Gewalt. Nach der Unabhängigkeit von den französischen Besatzung 1953 wurde das Land 1970 in den Zweiten Indochinesischen Krieg reingezogen. Nach Jahren des Bürgerkriegs gelangten die sogenannten Roten Khmer an die Macht. Die Roten Khmer sind eine maoistisch-nationalistische Bürgerbewegung gewesen, die von 1975 bis 1979 unter der Führung von Pol Pot das Land totalitär als Staatspartei regierte. Mit Gewalt sollte Kambodscha in einen Agrarkommunismus überführt werden. Fast die gesamte Bevölkerung Phonm Penhs wurde vertrieben. Der Prozess setzte sich in einem Genozid fort. Schätzungen zu Folge fielen den Roten Khmer 1,7 bis 2,2 Millionen Menschen zum Opfer. Zu der Zeit hatte Kambodscha insgesamt 12 Millionen Einwohner. Die Terrorherrschaft Pol Pots errichtete riesige Arbeits- und Gefangenenlager. Es wurden auch sogenannten Massensäuberungen eingesetzt. Ermordet wurde jeder, der im Verdacht stand, mit dem Ausland zu kolaborieren, eine Fremdsprache sprach, zum Bildungsbürgertum gehörte und teilweise auch Menschen, die Brillen trugen oder Bücher besaßen.
Im Museum wird die Geschichte des ehemaligen Roten Khmer Gefängnisses S-21 erzählt. S-21 war eines von 196 Gefängnissen. 18.000 Menschen wurden hier gefangen gehalten. In dem Internierungszentrum wurde auch erheblich Folter angewandt, wovon zahlreiche Exponate, Aufzeichnungen und Fotos berichten. Lebend kam hier niemand heraus. Jeder wurde zu einem Geständnis gezwungen. Das Gebäude war 1960 als Gymnasium errichtet worden und erinnert auch heute noch an eine Schule. Umgeben von Elektrozäunen und Stacheldraht wurden die Gefangenen eingesperrt, gefoltert und am Ende hier oder auf den Killing Fiels hingerichtet. Die Killing Fields liegen etwas außerhalb der Stadt und waren während dieses einen Tages für uns nicht drin. Aus Klassenräumen wurden verschiedene Zellen und Massengefängnisse errichtet. Die Originalmauern und Gitter sind alle erhalten und man bekommt ein richtig beklemmendes und bedrückendes Gefühl beim Besichtigen. Dazu nicht enden wollende Tafeln mit den Bildern der Opfer, die sich durch mehrere Räume ziehen. Nach dem Besuch brauchten wir erstmal eine kurze Verschnaufpause.
Abends kehrten wir in einem größeren Foodcourt ein, bei dem fast nur Einheimische aßen. Mit Reis und Suppe kann man nie was falsch machen. Wieder zurück im Hotel taten uns ziemlich die Füße weh.
Mehr Zeit haben wir nicht mehr in Phnom Penh. Heute geht es mit dem Flieger weiter nach Siem Reap. Unser nächstes Ziel heißt Angkor Wat!