Veröffentlicht: 11.12.2018
Ein Abstecher in Nha Trang - Strandurlaub für Russen, Chinesen und Koreanern
Mit dem Flugzeug verließen wir Hoi An und flogen vom nächstgelegenen Flughafen in Da Nang nach Nha Trang. Die Stadt am Meer ist beliebt bei russischen, chinesischen und koreanischen Touristen. Der kleine Airport, der einige Direktverbindungen in diese drei Länder hat trägt zur Beliebheit Nha Trangs noch bei.
Für uns sollten es 2 Tage Strandurlaub werden, um ein bisschen zu entspannen. Der Strand aus grobem Sand und ohne Steine und Muscheln lädt zum Baden ein. Leider machten uns die heftigen Wellen einen Strich durch die Rechnung. Außer einem furchtlosen Russen gelang es keinen Urlaubern und uns auch nicht, ins tiefere Wasser zu gelangen. So genossen wir erst die Sonne am Strand und später das Wasser im Hotelpool. Da dieser auf der 22. Etage angelegt und von Glas umgeben ist, kann man angesichts der Aussicht auch nicht meckern! Angenehm windig ist es dort oben zudem auch, sodass die Hitze erträglich wird. Nha Trang hat die typischen vietnamesichen Streetfoodstände, aber auch recht aggressiv werbende Leute, die einem ähnlich wie auf Mallorca oder in Miami alles mögliche andrehen wollen. Uns nervt das schnell, aber die trinkfesten russischen Touristen können sich sehr für "Designer"-Geldbeutel, Krokodillederprodukte und neue Sonnenbrillen begeistern. Die Restaurants bieten ihre Speisekarten zu unserem Bedauern kaum englisch an, sondern eher für Chinesen, Koreaner und Russen. Aber mit Zeigen geht's auch alles gut. Man muss unserer Meinung nach nicht unbedingt hier anhalten. Die Hauptattraktion ist wohl der auf einer Insel gelegene Freizeitpark "Vinpearl", der über eine Seilbahn über das Meer zu erreichen ist und am Strand von Nha Trang überall zu sehen ist. Da hier aber auch Shows mit Fahrrad fahrenden Affen und Hunden, zahlreiche auf kleinstem Raum eingesperrte Wildtiere und auch eine Delfinshow zu sehen ist, verzichten wir sehr gerne und unterstützen so eine zweifelhafte Art der "Unterhaltung" nicht noch mit Geld.
Willkommen in Saigon - oder besser gesagt in Ho Chi Minh City
Per Zug fuhren wir am Morgen weiter nach Ho Chi Minh City im Süden Vietnams. Die Stadt ist vielen besser unter ihrem alten Namen Saigon bekannt. Gemeint ist jedoch das gleiche: eine ca. 6-7 Millionen Einwohner fassende Großstadt und das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Bis 1975 war Saigon die Hauptstadt Vietnams, danach wurde Hanoi als Hauptstadt eingetragen. Der offizielle Name lautet seit 1976 Ho Chi Minh City zu Ehren des 1969 verstorbenen nordvietnamesischen Staatschef Ho Chi Minh. Was nun besser ist, darüber lässt sich wohl streiten. Wir haben einerseits gehört, dass Ho Chi Minh als Friedensstifter ein Held des Volkes ist (siehe Kapitel Hanoi und sein Mausoleum), andererseits gibt es auch Stimmen, die den Sieg des kommunistisch geprägten Norden und dessen Übernahme des Südens ganz und garnicht gut finden, sondern als Zwang verstehen und daher auch den Namen Ho Chi Minh City nicht akzeptieren.
Beide Seiten sieht man auch in der kontrastreichen Stadt. Alte, kaputte Häuser in denen viele Familien typisch vietnamesisch leben und im Gegenzug dazu Hochglanz-Gebäude von Banken und Konzernen, komplett verglast und hoch bis in den Himmel. Das erste Mal seit wir in Vietnam sind sehen wir auch die alten Bekannten H&M, Mc Donald's und Starbucks. Der Kapitalismus ist hier angekommen und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis HCMC hier eher Saigon ist. Überall werden alte Häuser abgerissen und Wolkenkratzer errichtet.
Es ist sehr heiß und stickig, oft stinkig und trotzdem sehr schön hier. Wir sind froh, mal wieder in einer größeren Stadt zu sein nach den ländlichen Eindrücken. Wir gucken uns die Notre Dame Kirche an, die durch die französische Besatzung zu ihrem Namen und Aussehen kam, das Postamt, in dem ein riesiges Gemälde Ho Chi Minhs hängt und das Kriegsmuseum und den Ben-Tanh-Markt. Im Kriegsmuseum kann man für ca. 1,50 Euro die Sicht des Vietnamkrieges aus Sicht der vietnemesischen Seite (oder Regierung?) sehen. Um sich einen Eindruck von der Verhangenheit des Landes zu machen, sollte man hier ungefähr ein bis zwei Stunden einplanen. Der Ben-Tanh-Markt ist ähnlich wie die anderen Märkte in Vietnam, aufgeteilt in Essen und Sachen bzw. Souvenirs.
HCMC ist nicht ganz so chaotisch und laut wie Hanoi, es wird kaum noch auf dem Gehweh Müll verbrannt und manchmal kann man sogar den Gehweg nutzen statt auf der Straße laufen zu müssen. Aber gleichzeitig fällt uns auch auf, dass hier der Glanz der Fassaden wichtiger zu sein scheint, als die wirkliche Welt. Ähnlich wie bereits in Singapur und Hongkong beobachten wir unzählige junge Menschen die in geküstelten Posen vor Brunnen, Schaufenstern und der Weihnachtsdekoration der Kaufhäuser für Fotos ein gequältes Lächeln aufsetzen. Ein bisschen heile Welt auf den kleinen Ausschnitten der Wirklichkeit auf den späteren Bildern ist wohl von großer Bedeutung. Wie würden sich die topgestylten Menschen wohl bei uns in Berlin fühlen? Wo man jeden Tag den ganzen Tag in Jogginghose und ungewaschenen Haaren herumläuft, mit Stoffbeutel statt Designertasche, mit Badeschlappen statt Highheels - und genauso am Coolsten ist. Wir müssen lachen bei der Vorstellung und futtern jetzt noch japanische Ramensuppe (es muss einfach mal was anderes sein als Vietnamesich heute) - stilecht in Jogginghose!