Veröffentlicht: 07.12.2018
Nach 6 Monaten und 3 Tagen haben wir unser zweites grosses Ziel erreicht und sind auf dem südamerikanischen Kontinent gelandet. Nach rund 12 Stunden Flug und 16 h Zeitverschiebung sind wir am gleichen Tag, wie wir abends um 8 Uhr in Auckland abgeflogen sind, am Nachmittag um 4 Uhr in Buenos Aires gelandet. Der Flug war aufgrund des Air New Zealand Entertainment-Programms recht kurzweilig – trotzdem war es ein ganz schön langer Tag, den wir noch ein wenig zu spüren bekommen würden.
Buenos Aires ist für uns eine gute Destination, uns langsam an Südamerika zu gewöhnen. Die Stadt ist sehr multikulturell und man spürt sehr viele europäische Einflüsse. Wir bleiben insgesamt über eine Woche hier, bevor wir weiterziehen sollten und entdecken die Stadt und ihre sehr unterschiedlichen Viertel. Gerne schildern wir euch einige Eindrücke:
Sicherheit
Zuerst möchten wir auf ein allgemeines Thema zu sprechen kommen – denn im Netz liest man sehr viele Räubergeschichten über Südamerika und die Grossstädte allgemein. Wir hatten hier absolut keine Probleme. Natürlich sind wir vorsichtig, achten auf unsere Wertgegenstände und streichen nicht bei Nacht und Nebel in verlassenen Hinterhöfen herum – aber wir bewegen uns frei und uneingeschränkt und haben damit keinerlei Probleme. Weder nachts in den Strassen, noch bei Menschenansammlungen auf einem Markt oder beim Fussballspiel hatten wir ein schlechtes Erlebnis. Aufgrund des G20 Gipfels, der hier gleich bei unserer Ankunft stattfand, hatte es zudem an jeder Strassenecke Sicherheitskräfte. Das war am Anfang gewöhnungsbedürftig und auch ein wenig mühsam, denn viele Strassen im Zentrum waren gesperrt und man musste Umwege auf sich nehmen, aber im Grossen und Ganzen hat uns das wenig gestört. Auch nach dem G20 Gipfel ist die Polizei hier omnipräsent und wir fühlten uns jederzeit sicher.
Die verschiedenen Stadtviertel
Es gibt einige sehr bekannte und schöne Stadtviertel. Palermo ist sicherlich eines der neusten und modernsten. Hier befinden sich jede Menge Bars, Cafés und Parks. Wir haben hier eine geführte Graffiti-Tour besucht, wo der Guide eine grosse Gruppe Touristen durch die Strassen zu den sehenswertesten Strassenkunstwerken bringt. Auch ohne Tour merkt man aber schnell: Graffiti ist hier nicht etwa etwas Illegales und Ungern-Gesehenes, sondern effektive (und teils sogar entlöhnte) Kunst. Viele Gassen sind regelrechte Ausstellungen und sorgen für ein farbenfrohes Stadtbild.
Im benachbarten Recoleta befindet sich neben grossen Parkanlagen, die viele sportliche Stadtbewohner anziehen, auch der berühmte Friedhof, wo lokale (Politik-) Berühmtheiten ihre letzte Ruhe finden. Ein Friedhof als Sehenswürdigkeit stimmt vielleicht etwas nachdenklich, aber dieser hier ist effektiv sehenswert. Die Grabstätten, die hier für ganze Familien errichtet werden, sind gewaltig. Gruselig sind nur diejenigen Ecken, die scheinbar seit Jahren nicht mehr gepflegt werden und deren Scheiben eingeschlagen und von Spinnweben erobert sind.
Im Microcentro befindet sich die grosse Hauptstrasse mit dem Obelisken und den wichtigsten Gebäuden rundherum. Von Regierungsgebäuden über Theater und Museen hat es hier natürlich alles. Aufgrund des G20 war hier lange recht viel abgesperrt und eines Abends schlenderten wir über die autofreien Strassen und es fühlte sich ein bisschen an, wie in einer Geisterstadt.
Gleich daneben liegt Puerto Madero. Das Hafenviertel ist ebenfalls relativ modern, lockt mit vielen Restaurants und einer aufgewerteten Promenade. Auch hier war verhältnismässig wenig los, während der Hochsicherheits-Zeit.
In San Telmo haben wir die meiste Zeit unseres Aufenthalts in der Stadt in einem Hostel gewohnt. Von hier aus ist man zu Fuss schnell im Zentrum oder in Boca unten. Das Highlight hier ist sicherlich der Markt am Sonntag. Es gibt hauptsächlich Antiquitäten, aber auch einen Haufen Souvenirs, Schmuck oder Kleidung – der Markt ist schier endlos und einen Besuch wert. Die Markthalle ist die ganze Woche durch geöffnet und bietet einiges Kulinarisches.
Boca ist in vielen Belangen eine andere Welt im Vergleich zu den bisher kurz beschriebenen Vierteln. Als Arbeiterviertel hat es (auch sicherheitstechnisch) nicht den besten Ruf – doch ein Besuch am Tag ist absolut kein Problem. Die Gebäude hier sind einfacher, älter und teilweise heruntergekommen. Es wimmelt von Touristen und Souvenirjägern und wer auf sein Zeug aufpasst, hat hier keine Probleme. Von Norden her trifft man als erstes auf das Stadion der Boca Juniors – die Bombonera. Von weitem sieht man den blau-gelben Bau aus dem Quartier herausragen und ab hier ist alles blau-gelb. Die Restaurants, Shops, Museen und viele andere Wände und Strassenkunstwerke sind dem Club und dessen Legenden (unter anderem ja der bekannte Diego Armando Maradona) gewidmet. Es ist unschwer zu erraten: Fussball bedeutet hier ALLES. Das hat man ja leider in den vergangenen Wochen in den Schlagzeilen weltweit auch mitbekommen – die Leute hier sind im wahrsten Sinne des Wortes fanatisch, wenn es um ihre Farben geht. Nebst dem Leben für den Fussball herrscht in Boca ein reges Treiben von Strassen- und vermutlich auch Lebenskünstlern, Touristen und Souvenirverkäufern. Die Cafés in den farbigen Gassen rund um den Caminito laden zum Verweilen ein und wer gerne People-Watching betreibt, ist hier absolut richtig.
Fútbol es vida
Fussball ist hier ein sehr wichtiger Lebensbestandteil und wir haben es uns natürlich nicht entgehen lassen, ein Spiel zu besuchen. Im Hostel wurden organisierte Touren angeboten und so konnten wir Sicherheitsfragen oder Ticketbetrüger umgehen. Sogar Seraina hat sich dann entschieden, das Erlebnis mitzumachen – obwohl ihr Fussball ja nicht allzu viel sagt. Aus Sicherheitsgründen sind hier nur immer die Fans des Heimklubs im Stadion erlaubt und so haben wir mit rund 55'000 rot gekleideten Fans von Club Athletico Independiente das Spiel gegen die feindlichen Boca Juniors im Estadio Libertadores de America angeschaut. Wir sind also nun zwangsweise C.A.I. Fans – etwas anderes kommt nicht mehr in Frage. Leider hat aber «unser» Team mit 0:1 verloren. Um das Tor einer Auswärtsmannschaft in einem Stadion voller Heimfans mitzubekommen, muss man schon sehr aufmerksam das Spiel verfolgen. Die Stimmung war kurz auf dem Tiefpunkt – doch der Schuldige war natürlich schnell in Person des Schiedsrichters gefunden. Der hat seinen Fehler dann so halb wieder gut gemacht, als er einen Spieler der Boca Juniors vom Platz stellte – geholfen hat es aber nichts. Ein Heimtor hätte das Stadion definitiv zum Wanken gebracht – schon das Toben gegen den Schiedsrichter sorgte jeweils für vibrierende Tribünen. So mussten wir die Heimreise inmitten der enttäuschten C.A.I. Fans antreten – ein Erlebnis war es für uns natürlich trotzdem.
Essen und Trinken
Zum Abschluss des Beitrags möchten wir euch noch ein wenig «gluschtig» machen. Wir sind begeistert! Nach viel Reis in Südostasien, wenig Esskultur in Australien und einigen eher uninspirierten Mahlzeiten im Südpazifik sind wir endlich im Reich des Fleisches angelangt. Alle Vegetarier oder Veganer: Bitte aufhören zu lesen! Bis bald… Und alle anderen: Fahrt nach Argentinien! 300 Gramm Bife de Lomo, 850 Gramm Baby Beef, Milanese, Empenadas mit Hackfleisch, Plättli mit Käse und Schinken – es ist einfach ein Traum. Und dank der aktuellen Wirtschaftslage in Argentinien ist es für uns momentan sehr billig. Noch im August erhielt man für 1 CHF ca. 20 Argentinische Pesos – heute gibt es für einen Franken fast 40 der Pesos. Und man muss ja auch etwas trinken: Quilmes und Patagonia sowie jede Menge Craft Beers lassen die Bierseele jubeln – und vom Wein müssen wir gar nicht erst anfangen.
Nun ist aber genug geschwärmt. Ihr merkt, es gefällt uns hier sehr gut. Trotzdem verlassen wir heute Buenos Aires und fahren mit dem Nachtbus in den Norden an die Grenze zu Brasilien und Paraguay, um die Wasserfälle von Iguazu zu besuchen.