Veröffentlicht: 10.02.2019
Nach einer problemlosen Busfahrt von sieben Stunden, erreichte ich vorgestern mein nächstes Ziel, die Stadt Cienfuegos. Cienfuegos ist eine Stadt an der Südküste Kubas und liegt dort in einer Bucht. Mit ihren klassizistischen Bauten im französischen Stil ist die erst im 19. Jahrhundert entstandene Altstadt eine der am besten erhaltenen in ganz Kuba und das sieht man. Die Gebäude wirken hier noch recht neu und frisch restauriert. Zudem ist Cienfuegos ein Unesco Weltkulturerbe und so fliesen regelmäßig Fördergelder. Hinter der Fassade findet man jedoch das Kuba wieder, welches ich bereits bei meinen letzten Stationen vorgefunden und beschrieben habe.
Den Nachmittag an meinem Ankunftstag nutze ich um mich ein bisschen mit der Stadt vertraut zu machen und einige Lebensmittel einzukaufen. Ich habe wieder eine eigene Casa und wohne sozusagen in einer Mini Wohnung über meinen Gastgebern. Der Vorteil - ich habe eine eigene Küche und weitestgehend meine Ruhe. Also heißt es abermals selbst verpflegen, was nach den letzten Tagen und Ausgaben mir auch gerade recht kommt. Nur das Einkaufen fällt hier wiedermal schwer und so erzählt mir meine Gastgeberin auf halb spanisch und halb englisch, dass ich es schon höre wenn ein Gemüsehändler Waren verkauft. Kurz danach höre ich es draußen Pfeifen und laut rufen. Ein Blick vom Balkon zeigt mir, dass der fliegende Gemüsehändler gerade in unserer Straße ist. Also Geld geschnappt, runter und frische Tomaten, Bohnen und Zwiebeln gekauft. Meine Gastgeberin ist noch so nett und schaut mit einem kritischen Auge auf meinen Kaufprozess, sodass ich nicht mehr zahle als die Einheimischen. Für einen Euro erhalte ich dann fünf Tomaten, einen Bund Bohnen und einen Bund Zwiebeln! Wow! Am Abend gibt es dann eine frische Tomatensoße mit Gemüse und noch übrige Spaghetti aus Havanna. Danach las ich noch etwas auf dem Balkon und schlief später ein.
Den ersten vollen Tag in Cienfuegos nutzte ich zum Sightseeing. Erst schaute ich mir den Marktplatz an, auf dem die meisten frisch restaurierten Gebäude zu finden sind. Später schlenderte ich etwas durch die für Autos verbotene „Einkaufs“straße. Hier war eine Art Markt, da es Samstag war und einige kleine Stände verkauften die üblichen Sachen, die es auch in den kaum gefüllten „Super“märkten gibt. Vor allem der Stand, der Geschenke für den Valentinstag verkaufte brachte mich deutlich zum Schmunzeln. Auch der Tisch auf dem einzelne Silikondichtungen, Autoboxen und Minischaltungen verkauft wurden zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen, ganz abgesehen von dem Nagelstudio :D Auch in Cienfuegos gibt es die üblichen Schlangen am Geldautomaten, vorm Fischladen und ach einfach überall. Wer in Kuba Urlaub macht braucht vor allem eins - Geduld! Danach legte ich eine kleine Fiesta in meiner Casa ein und aß die restliche Nudeln zum Mittag.
Am Nachmittag lief ich dann den Malecon - die Paseo del Prado (Uferpromenade) entlang bis ganz runter nach Punta Gorda (ein Blick auf die Karte verrät euch vielleicht mehr ;). An dieser Straße warteten einige weitere Prunkbauten - darunter der Club Cienfuegos mit vielen Segelschiffen davor. Dies ist eine Art Marineclub mit Pool und mit reichem Publikum, vermutlich vor allem Amerikaner. Für die ist Kuba wohl das reinste Paradies. Günstige Zigarren, sehr günstiger Rum und dauerhaft Sonne satt. Ganz an der Spitze befand sich ein kleiner, deutlich in die Jahre gekommener Park. Für eine etwas längere Pause am Wasser war er dennoch sehr schön. Von dort aus konnte man auch das einst gebaute, aber nie fertig gewordene Atomkraftwerk sehen. Eine äußert spannende Geschichte und wer sich dafür interessiert kann dies gerne mal nach googeln. Danach lief ich ganz langsam zurück.
Am Abend gab es nochmal Nudeln, die noch immer so viel waren dass es sie wohl heute nochmal gibt :) Ihr denkt euch jetzt vielleicht der Junge kann doch nicht nur Nudeln essen :D ja wirklich viel Auswahl hat man hier leider nicht. Gestern wollte ich etwas Reis kaufen oder ein paar Eier, aber dies ist nur für die Einheimischen mit Libertas Buch vorgesehen. Genauso ist es leider fast unmöglich Fisch und Fleisch zu kaufen, es sei denn man nimmt stundenlanges Anstehen, 1000 böse Blicke und dann nicht wirklich gut riechende Lebensmittel in Kauf. Ich könnte den Einheimischen das Essen zwar anschließend für etwas mehr Geld abkaufen - aber dafür reichen meine spanisch Kenntnisse nicht aus und irgendwie widerspricht es auch meiner Moral. Die Einheimischen würden sich zwar sehr über das Geld freuen und könnten über zig Beziehungen und Ecken sich wieder neue Lebensmittel beschaffen, zumindestens hat mir das Kizito so erklärt. Ich aber habe das Gefühl ich esse ihnen etwas weg, da man Geld ja bekanntlich nicht essen kann. Naja in der nächsten Casa kann ich nicht selber kochen und werde wieder Essen gehen „müssen“.
Da Cienfuegos nicht wirklich groß ist, habe ich soweit auch alles schon gesehen. Viele Touristen statten dieser Stadt nur einen Nachmittags Besuch ab und fahren dann weiter nach Trinidad. Da ich aber etwas entschleunigter in Kuba reisen wollte und nach meinen 1 1/2 Wochen in Havanna nicht jeden zweiten Tag im Bus sitzen wollten, bleibe ich noch einen Tag länger hier. Zum einen sind die Busfahrten hier nicht wirklich günstig und zum anderen ist es sehr anstrengend jeden zweiten Tag zu packen und weiterzuziehen. Den heutigen Tag nutze ich also wieder für etwas Ruhe. Telefoniere mit meiner Freundin, schreibe Blog, rasiere mich und später werde ich es mir mit einem Buch auf dem Balkon bequem machen.
Morgen fahre ich dann mit dem Bus weiter nach Trinidad für drei weitere Nächte in der nächsten Casa. Zum Glück dauert dieses mal die Busfahrt nur zwei Stunden. Na das lässt sich doch aushalten!