Veröffentlicht: 04.02.2019
Heute ist es also soweit - ich schreibe meinen 100. Beitrag auf diesem Blog. Ich kann mich noch sehr gut an meinen Ersten erinnern. Bei fünf Grad aus dem eiskalten und regnerischen Toronto lies ich euch das Erste mal an meiner Reise teilhaben. Jetzt fast ein Jahr später wurde inzwischen der 100. Beitrag veröffentlich, geschrieben von mir und meiner Freundin. Ich bin sehr stolz darauf das durchgezogen zu haben und so eine ewig währende Erinnerung an mein Jahr zu haben. Aber noch ist ja nicht Schluss - also weiter schön dran bleiben und lesen und gucken :)
Dafür melde ich mich heute mal wieder von der Karibikinsel Kuba. Die letzte Woche habe ich meine Tage größtenteils mit Spanisch lernen verbracht und hatte nur wenig Zeit die Stadt zu erkunden. Dies änderte ich aber am Wochenende und legte abermals viele viele Kilometer zu Fuß, per Bus und mit der Fähre zurück um möglichst viel zu sehen.
Mir ist es immer sehr wichtig in solchen Ländern nicht nur die touristische Fassade zu sehen, sondern auch das Leben der Menschen die hier leben. Die erste sehr gute Entscheidung diesbezüglich war die Wahl meiner Unterkunft. Ich wohne mitten in Vedado ein relativ grünes Wohnviertel der Einheimischen. Hier wird sich früh um 6 gegenseitig auf der Straße angeschrieben, so laut dass es gefühlt ganz Havanna hört. Hier spielen Kindern mit uralten Gummibällen Fußball auf der Straße und tagsüber ist alles sehr quirlig in den Straßen und Gassen. Ich liebe es ausgedehnte Spaziergänge durch die Straßen zu unternehmen und möglichst viel zu entdecken. Aufgrund der sehr niedrigen Kriminalitätsrate in Kuba und der ständigen Anwesenheit von Polizisten, ist dies auch gefühlt sehr sicher hier, egal zu welcher Uhrzeit.
Natürlich möchte ich auch die historischen Sehenswürdigkeiten und Denkmäler sehen und so lief ich Freitag Abend zum Plaza de la Revolućion. Dies ist ein sehr großer Platz mitten in Havanna auf dem regelmäßig große politische Kundgebungen stattfinden. An zwei Gebäuden findet man zwei riesige Wandmalereien von Che Guevara und Camilo Cienfuegos, zwei Revolutionshelden. Die Inschrift von Che Guevara lautet: Immer vorwärts bis zum Sieg, und die von Camilo: Du machst es richtig, Fidel. Auf diesem Platz findet sich auch das Nationaldenkmal für den Nationalhelden José-Martî wieder, einem Kämpfer in den Unabhängigkeitskriegen von Kuba. Dieses Denkmal ist das höchste Gebäude in Havanna und kann auch per Fahrstuhl besichtigt werden. Am Abend war jedoch alles geschlossen und da es auch langsam anfing zu regnen machte ich mich zurück zu meiner Wohnung. Was mir auf dem Weg zum Plaza und zurück auffiel, dass es hier nicht das vielbeschriebene Kuba ist - wo jeder singt, tanzt, Zigarre raucht und Rum im überfluss trinkt. Nein es ist ein ruhiges Kuba und es waren nur sehr wenige Menschen unterwegs. Mein Spanischlehrer verbringt seinen Abend immer zuhause bei der Familie vor dem Fernseher, da seine Familie ihm das Wichtigste ist. In den einheimischen Kneipen, saßen nur ein paar Männer und nippten an einem Glas Bier, dabei lief ebenfalls der TV. Ich finde es wir bereits erwähnt sehr wichtig auch diese Seite zu erleben und zu sehen um wirklich zu wissen wie es sich hier lebt und wie es den Menschen geht. Im Altstadt Viertel Habana Vieja, wo die Menschen von den Kreuzfahrtschiffen sich rumtreiben - wird getanzt, getrunken und überall gibt es Live Musik.
Mein Samstag stand voll im Zeichen vom Sightseeing. Ich verabredete mich am Morgen mit meinem neu gewonnenen Freund Kizito um zum einen per Fähre auf die andere Seite des Wassers zu den Festungen zu fahren und später noch ins Botschaftsviertel, Miramar. Wir starten früh mit einem großen Spaziergang durch Habana Vieja, dem Altstadt Viertel. Trotz das Kizito bereits seit Oktober hier ist, entdeckt auch er immer wieder neue Ecken an Havanna. Darüberhinaus kann er mir über sehr viele Gebäude Infos geben und Geschichten erzählen, die er von anderen gehört hat. Vorbei am Geburtshaus von Jose Marti und einer Lagerhalle mit lauter touristischen Geschäften erreichten wir nach einer Weile die Fähre, diese kostete uns 1 CUP (die einheimische Währung), umgerechnet sind das ca. 4 Cent. Der Bus kostet sogar, egal wie weit man fährt, nur 0,5 CUP. Auch hier subventioniert der Staat und wenn man sich als Tourist in die Busse traut, kann man davon profitieren. Aber ganz ehrlich ohne Kizito hätte mich keine 10 Pferde in so einen Bus bekommen. Diese sind nämlich uralt und ständig total überfüllt, sodass teilweise nicht mal mehr die Türen zugehen und zahlt man nicht passend und mit der Einheimischen Währung - erhält man auch kein Rückgeld. Zum Glück hat Kizito immer mehrere CUPs dabei und so sind wir relativ viel Bus gefahren an diesem Tag. Inzwischen habe ich mir auch CUPs besorgt und kann so dass ein oder andere mal gut sparen. Zahlt man ausschließlich mit der Touristenwährung - ist Kuba alles andere als günstig! Aber zurück zur Fähre. Die Fähre brachte uns innerhalb von 15 Minuten nach Havanna Casablanca. Auf dieser Seite der Stadt hat man einen herrlichen Blick auf die Altstadt und kann zu zwei Festungen und der Jesus Statue laufen. Wir hatten sogar das Glück, dass just in dem Moment unseres Aufstiegs ein neues Kreuzfahrtschiff in die Stadt fuhr. Beeindruckend zu sehen wie so ein riesen Schiff sich manövriert. Die Festungen kosteten leider relativ viel Eintritt, sodass wir es bei der Besichtigung von außen beliesen. Wenn ich zurück in Havanna bin, wollen wir aber nochmal hinauf fahren da dort täglich am Abend 21:00 Uhr eine Zeremonie abgehalten wird und eine Kanone entzündet wird.
An diesem Tag führte uns der weitere Weg mit mehreren Bussen, Wartezeiten (da die vollen Busse teilweise gar nicht erst anhalten) und umsteigen, nach Miramar. Dort stehen die ganzen Botschaften und es ist ein komplett anderes Havanna und Kuba vorzufinden. Alles wirkt total sauber und gepflegt. An den Avenues sind die Bäume geschnitten und in den Supermärkten gibt es viel mehr Artikel als dort wo ich wohne. Unter anderem sah ich das erste Mal Butter, Schokolade und Nutella in einem Laden. Da es aber extrem heiß war an diesem Tag kaufte ich nichts ein. Wir liefen ganz gemütlich durch das Botschaftsviertel und diskutieren über Gott und die Welt. Machten eine Pause in einem sehr schönen Restaurantgarten und tranken einen Mangosmoothie. Kizito meinte wer hier her kommt und nur hier lebt, der denkt wie schön es in Kuba ist und wie gut es den Menschen geht. Wer aber das wirkliche Kuba sehen möchte, der ist hier fehl am Platz und genau diesen Eindruck hatte ich auch. Teure Autos fahren hier entlang, die ich zuvor nirgends wo anders in Havanna gesehen hatte und die Menschen wirken doch eher reich. Kizito ist ein sehr gesprächiger Mensch und hat innerhalb kürzester Zeit sich ein großes Netzwerk an Kontakten zugelegt. So passiert es, dass immer wieder Autos vorbeifahren und uns grüßen. Am Abend fahren wir mit dem Bus wieder nach Vedado und ich ging noch etwas essen, da ich keine Lust auf Kochen hatte. Das Essen war außergewöhnlich gut und ich staune immer wieder, wie es solche Restaurants doch schaffen an die hier wenig vorhanden Zutaten zu kommen. Ein großer Mojito beendete dann meinen wirklich tollen aber auch sehr anstrengenden Tag.
Gestern Vormittag nutzte ich die etwas kühle Morgenstunde um mit meiner Freundin am Morgen an einem Hotspot zu telefonieren. Zum Mittag traf ich mich abermals mit Kizito und wir setzten unseren Trip an dem Spot fort, wo er am Vortag aufgrund der Dunkelheit geendet hatte. Wir fuhren erneut mit dem Bus Richtung Botschaftsviertel und stiegen am Anfang vom Malecon (die Uferpromenade) aus. Gestern Abend fand der Superbowl statt, das Finale der amerikanischen Footballliga. Wir guckten also in die Hotels um für Abends einen Spot zum gucken zu finden. Die Hotels wirken von außen teilweise total heruntergekommen und kaputt. In den Lobbys ist es aber oft relativ schön, auch wenn da auch sehr viel kaputt ist. Wir liefen entlang des Malecons bis zur amerikanischen Botschaft, die seitdem Trump Präsident ist, wieder geschlossen wurde. Einen großen Fernseher fanden wir letztendlich in einem Hotel ganz in der Nähe wo wir wohnten. Wir aßen also fix noch eine Pizza zum Abendbrot und gegen 18:30 Uhr begann das Spiel. Die Bar in der wir das Spiel guckten war im 17. Stock vom Hotel Capri und von dort oben hatte man einen fantastischen Ausblick auf die Stadt. Ich nutze die Minuten vor und nachdem Sonnenuntergang um ein paar Bilder zu schießen. Danach guckten wir zusammen das Spiel und tranken, dank Happy Hour etwas günstiger, einige Cuba Libres. Gegen 23:00 Uhr lief ich dann nach Hause und fiel total erschöpft ins Bett.
Heute heißt es für mich Sachen packen, da ich Havanna morgen früh nach neun Nächten in Richtung Vinãles verlassen werde. In Vinãles wartet dann Natur Pur auf mich. Dort wird laut Kuba der beste Tabak der Welt angebaut und es gibt wohl einen wunderschönen Nationalpark und alles soll grün sein - ich bin gespannt. Morgen früh bringt mich ein Bus den ich in den letzten Tagen organisiert habe dort hin und ich werde in einer Casa Particulares bei Einheimischen übernachten. Ich bin gespannt wie es dort ist und wie die Bevölkerung von Kuba auf dem Land lebt. Ich plane eine kleine zweiwöchige Rundreise durch die Westhälfte von Kuba und möchte dabei noch ein paar Städten besuchen. Danach werde ich nochmal für zwei Nächte nach Havanna zurück kommen, ehe mein Flug nach Bogota startet. Ich halte euch, solange es das Internet zulässt, natürlich auf dem Laufenden.
P.S.: Entschuldigt die ggf. schlechte Bildqualität, aufgrund des Internets in Kuba, muss ich die Qualität der Bilder runterschrauben - damit der Upload nicht so lange dauert.