Veröffentlicht: 15.01.2019
Liebe Leute, die Zeit vergeht wie im Flug. Gerade war ich noch in Sri Lanka und jetzt habe ich schon wieder vier Wochen in den Sundarbans hinter mir. Und am 30. Dezember war es genau ein Jahr her seit ich zum ersten Mal nach Indien gekommen bin. Ich weiß noch wie Eric und ich nachts in Mumbai am Flughafen saßen, Chai getrunken und Samosas gegessen haben. Beide plötzlich mit etwas "kalten Füßen" und weinig Motivation, uns in den Großstadtdschungel zu stürzen. Ich habe seitdem fast 10 Monate in Indien verbracht und zumindest Kolkata und das Eco Village sind für mich zu einem zweiten Zuhause geworden. Kurz vor Weihnachten war eine Frau aus Berlin zu Gast im Eco Village, der ich ein bisschen über meine Reise berichtet habe. Am nächsten Abend kam sie nochmal auf mich zu und sagte, dass sie den ganzen Tag während der Safari über mich nachgedacht hat. Sie wollte wissen, wie ich es hier so lange aushalte, ob mir nicht langweilig wird und ob ich nicht den Luxus aus Deutschland vermisse, wie eine heiße Dusche, das Essen, eine Waschmaschine und einiges mehr. Ich werde oft gefragt, was das Eco Village für mich so besonders macht, dass ich so viel Zeit dort verbringe und auch ob ich mich nicht langweile, wo doch jeder Tag irgendwie gleich ist. Ich merke dann immer, dass es mir schwer fällt eine konkrete Antwort darauf zu geben. Es ist vor allem ein Gefühl; das Gefühl irgendwo angekommen zu sein. Die Menschen, die dort leben und arbeiten tragen einen großen Teil dazu bei. Natürlich gibt es auch mal Momente, in denen es mir nicht so gut geht und ich den ein oder anderen Menschen aus Deutschland vermisse. Aber davon abgesehen bin ich einfach zufrieden, mit dem was ich dort habe. Nein, in der Regel vermisse keine heiße Dusche oder eine Waschmaschine und das Essen ist großartig. Tatsächlich war es in den letzten Wochen sehr kalt, zum Teil nur etwa acht Grad in den Nächten. Dann habe ich mir eben in der Küche Wasser aufgewärmt und hatte somit auch eine heiße Dusche. Es ist natürlich mit etwas Aufwand verbunden aber am Ende ist alles da, was ich brauche. Ich glaube, dass diese Erfahrung sehr wichtig für mich ist. In Deutschland habe ich oft das Gefühl, dass ich dieses oder jenes brauche, damit es mir gut geht, meist irgendwelche materiellen Dinge oder etwas besonderes zu essen. So viele Verlockungen und Angebote überall. Und ich gestehe, ich war auch immer recht anfällig für all das. Die Zeit, die ich in den Sundarbans oder überhaupt in Indien verbringe, ist für mich wie eine Erholung von diesen Dingen. Ich hoffe sehr, dass ich dieses Gefühl mit zurück nach Deutschland nehmen kann und es dort nicht im Alltag schnell wieder verliere. Ich kann gerade noch nicht sagen, dass es mir langsam reicht mit dem Dorfleben und dass ich das Gefühl habe, weiterziehen zu wollen. Ich hoffe, euch wird nicht langweilig beim Lesen. Ich langweile mich jedenfalls nicht.
Kurz vor Weihnachten bin ich also von Kolkata zurück ins Eco Village gefahren. Ich war nur 7 Wochen weg und deswegen sehr überrascht, was sich in der relativ kurzen Zeit alles verändert hat.
Es ist ein komplett neuer Essensbereich entstanden, mit genug Platz, um die kommenden, großen Touristengruppen zu versorgen, so dass niemand lange warten muss.
Hier war bei meiner Abreise nur die Grundfläche geebnet und ein paar Pfeiler standen schon. Jetzt ist da ein ganz neues Haus mit ver Zimmern. Gleich bei meiner Ankunft hat mich Rajesh, einer der drei Chefs mit den Worten begrüßt: "Das muss in fünf Tagen fertig sein." "Okay, klar...," dachte ich, "das wird nie im Leben was". Viele der Lehmwände waren nicht fertig, Strom und Wasser liefen noch nicht, Fenster und Türen hatten keine Scheiben und auch das Dach war nicht fertig gedeckt. Dazu kam, dass überall in den Sundarbans gerade Reisernte war und viele der Arbeiter auf den Feldern waren und nicht im Eco Village mit anpacken konnten. Die nächsten fünf Tage waren dann echt anstrengend. Alle Leute, die irgendwie zur Verfügung standen, arbeiteten am Haus. Und ich hatte die ganze Zeit ein deutsches Kinderlied als Ohrwurm. Dreimal dürft ihr raten, welches...
Außer mir war noch Frederica aus Italien zum helfen da. Unsere Hauptaufgabe bestand darin, Lehm mit Wasser und Stroh zu mischen und den Frauen dann anzureichen. Später haben wir noch ein paar Wände weiß gestrichen. Und tatsächlich konnten am geplanten Tag Gäste darin schlafen, auch wenn noch nicht alles fertig war. Die Lehmwände brauchen in der Regel drei Schichten, um stabil zu sein. Aber das konnte warten bis der große Ansturm vorüber war.
Nach diesen intensiven Arbeitstagen war dann schon fast Weihnachten. Und auch wenn die Temperaturen zumindest herbstlich waren und ich sogar dank meiner lieben Mutter einen Adventskalender hatte, kam keine Weihnachtsstimmung bei mir auf. Das war wiederum schwer, meinen indischen Freunden zu erklären, die keine Vorstellung haben, was Weihnachtsstimmung für mich bedeutet. Und das Wort "besinnlich" gibt es wahrscheinlich in den Sprachen Hindi und Bengali gar nicht. So wie es auch kein Wort für "melancholisch" gibt.
Wie auch immer, ich hatte ein paar Weihnachtssterne aus Deutschland im Gepäck und die wollte ich unbedingt an einen Baum hängen. Ich habe Frederica gefragt, ob sie mir hilft und dann haben wir am Nachmittag des 24. Dezember einen Weihnachtsbaum in den Sundarbans geschmückt.
Etwas später kam die Schwester von Rajesh mit mehreren Taschen voller Weihnachtsdekoration aus Kolkata angereist. Und dann haben wir alle zusammen den Baum noch etwas verschönert. Da kam dann plötzlich doch noch die besagte Weihnachtsstimmung bei mir auf, zumindest für einen Moment.
Ein deutsch-indischer Weihnachtsbaum - hat doch irgendwie was. Nur den kleinen Weihnachtsmann aus Plastik, der unter dem Baum mit einer schnarrigen Stimme englische Weihnachtslider gekrächzt hat, hätte ich nicht zwingend gebraucht. Den Rest des Abends haben wir nach einem guten Essen, so wie eigentlich jeden Abend, mit netten Menschen am Lagerfeuer verbracht.
Diese südindische Familie, die für drei Tage zu Gast war, war besonders freundlich.
Am 26. Dezember musste ich mich dann leider von Frederica verabschieden, die nach Sri Lanka weiterreisen wollte. Wir sehen uns aber ganz bestimmt irgendwann wieder.
Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester wurden dann richtig trubelig. Die Gruppen wurden immer größer. In Indien gibt es um Weihnachten herum auch ein paar Tage Ferien und viele Familien nutzen die Zeit für eine kleine Reise oder auch nur einen Ausflug aus Kolkata. Westliche Touristen kamen in diesen Tagen kaum. Die meisten von ihnen bevorzugen eher kleine Gruppen. Und an einigen Tagen kamen 80 Leute und mehr in das kleine Dörfchen. Die Arbeit bestand dann vor allem darin, Schlafplätze herzurichten. Die Hängematten Terrasse wurde zum Mehrbettzimmer umfunktioniert, Zelte wurden aufgebaut. Schon vor Weihnachten hatten Frederica und ich unser Häuschen verlassen und sind auf die "Stargazing Terrace" umgezogen.
Ich hatte erst Sorge, dort zu erfrieren, aber mit jeweils zwei Decken unter und über mir, war es kuschelig warm und richtig gemütlich. Nur in einer Nacht wurde ich von merkwürdigen Geräuschen geweckt. Ich schaltete das Licht an und erwischte die beiden Hunde Mini und Dada bei dem Versuch, einen Großteil meines Gepäcks zu fressen. Sie kauten auf Klamotten, Socken und Schuhen rum. Und auch die Marzipankartoffeln aus Deutschland, die ich aus unerfindlichen Gründen noch nicht gegessen hatte, haben sie aufgefuttert. Frechheit! Am nächsten Morgen taten sie dann so als wäre nichts gewesen.
Auch meinen Platz auf der Stargazing Terrace musste ich nach Weihnachten vorübergehend räumen. Ich habe dann zum ersten Mal eine Nacht auf einem der Boote geschlafen. Das war auch sehr schön. Allerdings ist das Boot am nächsten Morgen um 6:30 Uhrzur Safari gefahren, sodass ich um kurz nach 5 Uhr aufstehen musste. Dafür kam ich in den Genuss eines wunderschönen Sonnenaufgangs auf dem Fluss.
In der Nacht darauf hatte ich aber wohl den ungewöhnlichsten Schlafplatz. Es waren etwa 150 Menschen im Dorf. Es gab kein freies Bett. Erst dachte ich, ich kann einfach wieder auf dem Boot übernachten. Also wartete ich, schon ziemlich müde, nach dem Abendessen um 21:30 Uhr am Bootsanleger, um zur Night Safari zu fahren und von dort auf eins der Boote zu gehen. Allerdings stellte sich heraus, dass auch die Plätze in dieser Nacht alle von Touristen gebucht waren. Letzen Endes haben mir dann ein paar der Männer einen Schlafplatz im Lagerraum bereitet, wo auch sie diese Nacht verbrachten. Am nächsten Tag war der große Ansturm zum Glück vorbei und nachdem ich wohl alle möglichen Schlafplätze einmal getestet habe, bekam ich wieder mein eigenes Haus. Allerdings finde ich es inzwischen auf der Stargazing Terrace so gemütlich, dass ich es meist bevorzuge, dort zu übernachten.
Die Woche zwischen Weihnachten und Silvester verging sehr schnell. Vor einem Jahr war ich bei einer riesigen Silvesterparty in Mumbai. Die Neujahrsnacht im Eco Village war ein komplettes Kontrastprogramm dazu und so wie sie war sicher auch einmalig. Nach dem Abendessen bin ich, wie fast jeden Abend, zur Night Safari auf einem der kleinen Boote gefahren. Manjit und einer der Touristen aus seiner Gruppe erzählten mir, dass sie in dieser Nacht schwimmen gehen wollten. Wegen des fluoreszierenden Plankton im Wasser. "Ihr seid ja total verrückt! Es ist viel zu kalt!" habe ich gesagt. Aber als ich dann auf dem Boot saß hatte ich plötzlich das Gefühl, dass dies genau die richtige Nacht dafür ist, etwas verrücktes zu machen. Und was soll ich sagen: es war ein unvergessliches Erlebnis. Über mir tausende von Sternen und ich im Wasser zwischen den leuchtenden Plankton - es war wunderschön! Die Kälte war schnell vergessen. Und je mehr ich mich bewegt habe, desto wärmer war es und desto mehr hat das Plankton geleuchtet.
Zurück im Dorf haben wir dann bis spät in die Nacht am Lagerfeuer gesessen und Hähnchen und Kartoffeln gegrillt.
Es war ein wirklich schöner Abend.
Der nächste Morgen startete für mich leider mit einer eher unangenehmen Überraschung. Rajesh rief mich zu sich und sagte, dass in seinem Büro in Kolkata ein paar Männer vom FRRO, einer Art Ausländerbehörde, seien und nach mir fragten. Ich hatte tatsächlich bei der Einreise von Sri Lanka zurück nach Indien schon Schwierigkeiten. Der Beamte am Einreiseschalter hat mir sehr viele Fragen gestellt zu meine, Aufenthalt in Indien. Er war zwar sehr höflich aber es war offensichtlich, dass er mir unterstellte, ich sei zum Arbeiten in Indien und würde damit gegen die Auflage meines Touristenvisums verstoßen. Er wollte Fotos auf meinem Handy sehen und Namen und Telefonnummern von einigen meiner indischen Bekannten haben. Es war damals morgens um vier und ich war ziemlich überfordert. Letzten Endes hat er mich einreisen lassen. Allerdings hat er mir gesagt, ich müsse in Kolkata zu dieser Ausländerbehörde gehen und mich dort registrieren. Ansonsten würde ich womöglich nie wieder ein Visum für Indien bekommen. Das habe ich auch direkt am Tag meiner Ankunft gemacht. Allerdings haben die Beamten dort mein Visum gecheckt und gesagt es sei alles ok, ich müsse mir keine Srgen machen. Also habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Bis zum 1. Januar. Diese Leute haben dann mit Rajesh telefoniert. Sie wollten wissen, ob und wie lange ich mich im Eco Village aufhalte und was ich dort mache. Sie fragten, ob ich dort Geld verdiene und ob ich mit Kindern arbeiten würde. Angblich sei alles nur eine Routine Kontrolle zur Sicherheit der Touristen. Ich hoffe es.
Nach dem Schreck und den vielen trubeligen Tagen kehrte relativ schnell wieder der gewohnte Alltag ein. Es wurde ruhiger im Dorf. Für ein paar Tage gab es keine speziellen Aufgaben für mich. Ich habe viel Zeit in der Küche verbracht, wo es durch das Herdfeuer immer schön warm ist. Endlich durfte ich auch eines der großen Messer benutzen. Bei meinen letzten Aufenthalten wurde mir immer nur ein stumpfer Kartoffelschäler in die Hand gedrückt.
An einem Tag sollte ich Mowgli, einem anderen der drei Eco Village Betreiber helfen, seine Hunde zu baden. Nach dem zwei der Hunde frisch gewaschen waren sagte er: "Hey, du liebst doch Lucky. Geh sie holen. Sie soll zum neuen Jahr auch ein Bad bekommen." Lucky war diese ungewohnte Sonderbehandlung zwar offensichtlich nicht ganz Geheuer aber ich habe mich sehr gefreut.
In den letzten Tagen habe ich dann angefangen, im neuen Haus die Türen und Fenster zu lackieren. Damit werde ich noch eine Weile beschäftigt sein.
Ich habe aber auch genug freie Zeit, um immer mal einen Spaziergang durchs Dorf zu machen, eine frische Kokosnuss zu trinken oder an den Aktivitten für die Touristen teilzunehmen.
Mindestens einmal am Tage sitze ich am Flussufer; meist zum Sonnenuntergang
Nach der Reisernte sieht hier alles ganz anders aus.
Vor ungefähr einer Woche kam Manjit mit einer kleinen Gruppe. Inzwischen weiß ich in der Regel, wenn ich die neuen Gäste sehe, ob die Bootsfahrt am Nachmittag wirklich nur ein kleiner Ausflug zum Vögel beobachten wird oder ob sie mit einer Überraschung endet. An diesem Tag dachte ich, es könnte lustig werden und so habe ich mich entschieden, mit aufs Boot zu gehen. Es ist immer lustig, wenn das Boot in einem der kleineren Kanäle anhält und die Tourguides den Gästen sagen, dass jetzt ein kleiner Spaziergang durch die Mangroven ansteht. Meist sind die Reaktionen eher verhalten und den Gesichtern ist anzusehen, dass sie denken, es sei nur ein Scherz. Aber wenn dann einer den Anfang macht und aussteigt, kommen meist fast alle hinterher. So wie auch an diesem Tag. Dass die ganze Aktion dann mit einer großen Schlammschlacht endet, wissen natürlich niemand vorher.
Aber hinterher sind alle glücklich und freuen sich, dass sie eine halbe Stunde einfach nur Quatsch gemacht haben.
An manchen Abenden gehen wir zu einer Familie im Dorf, die wie fast alle Familien hier Reiswein selber herstellt. Vor kurzem hat mich Arif, einer der Tourguides und inzwischen ein guter Freund, schon mit seiner Gruppe losgeschickt und er kam später nach. Ich konnte also für eine kurze Zeit in die Rolle eines Guides schließen und den Gästen alles über den Reiswein erklären. Hat Spaß gemacht.
Letzten Donnerstag war ich zum ersten Mal auf dem Markt der Insel, der relativ weit vom Eco Village entfernt ist. Eigentlich wollten wir mit dem Elektro Tuk Tuk fahren, was uns aber nach 100 Metern im Stich gelassen hat.
Ich war schon etwas traurig, weil ich dachte, dass mein spintaner Ausflug sich damit erledigt hat. Aber in Indien ist ja zum Glück auf jedem Motorrad Platz für mehr als zwei Leute.
...vollgepackt mit tollen Sachen...
Achja und dann gehe ich natürlich auch fast jeden Freitag zum Hahnenkampf, der natürlich eine ziemlich barbarische Sitte ist aber ich mag es, die Menschen dort zu beobachten.
Foto: Manjit
Foto: Manjit
Auch hier gibt es immer Reiswein.
Seit ich nun schon zum zweiten Mal für ein paar der Eco Village Mitarbeiter Fotos ausgedruckt und ihnen geschenkt habe, wollen fast alle ständig fotografiert werden. Ich muss wohl, wenn ich zuück in Deutschland bin, ein Paket mit Bildern fertig machen und in die Sundarbans schicken. In Kolkata habe ich bisher jedenfalls noch keinen Ort gefunden, wo ich Bilder genauso schnell und unkompliziert drucken kann wie bei rossmann, DM und Co.
Das ist Jogdishda, der mich jeden Morgen breit grinsend mit "Good Morning Madame" begrüßt.
Und das ist Debenda, der Chefkoch, der uns täglich drei leckere Mahlzeiten zubereitet.
Bimala, ihre Tochter Depanita und Kolpona beim morgendlichen Abwasch.
Meine Freundin Tumpha, die verrückt nach Selfies ist und inzwischen sogar ein Smartphone hat, sodass ich ihr die Fotos zuschicken kann.
Depanita und Fatima, mit denen ich vor dem Abendessen oft Zeit verbringe.
Fatima ist auch meine Bengali Lehrerin. Dank ihr habe ich in den letzten Wochn viele neue Wörter gelernt. Und ich verstehe jeden Tag ein bisschen mehr.
Bilder mit dem Hündchen Ceasar sind bei den Frauen sehr beliebt.
Ach und dann war ja noch mein Geburtstag. Wie schon letztes Jahr war der Tag an sich eher unspektakulär. Hier in Indien haben Geburtstage für die meisten Menschen nicht so einen hohen Stellenwert wie für uns. Deswegen habe ich auch nichts besonderes erwartet. Morgens habe ich zwei Touristen, die ohne Guide da waren, zu einem Spaziergang durchs Dorf mitgenommen. Das war ein schöner Start in den Tag.
Danach habe ich ein bisschen gearbeitet aber sonst eher gefaulenzt.
Am Sonntag bin ich dann mal wieder mit zur Safari in den Dschungel gefahren. Ich dachte, dass mir vielleicht mein Geburtstag Glück bringt und ich endlich einen Tiger sehe. Das hat leider nicht geklappt. Schön war es aber trotzdem.
Nachdem ich ein paar Worte Bengali mit ihr gewechselt habe, sagte die Köchin ich soll nicht zurück in mein Land gehen sondern lieber hier bleiben. Als ich nach dem Mittagessen ein bisschen unter Deck geschlafen habe, hat sich sich mit dazu gelegt. Ich musste ein bisschen lachen als ich aufgewacht bin und nicht allein auf meiner Liege lag.
Nach der Tour bin ich mit nach Kolkata gefahren, um hier den Bericht für euch zu schreiben. Das Internet in den Sundarbans reicht dafür einfach nicht aus und es würde Tage dauern, alle Fotos hochzuladen. Und ein paar Tage in der großen Stadt sind ja auch mal ganz schön. Am Abend meiner Ankunft gab es dann sogar noch eine ganz unerwartete Geburtstagsüberraschung von Arif und Manjit, über die ich mich wirklich sehr gefreut habe.
Seit Wochen redet Arif davon, dass er unbedingt mit Manjit, Sailesh (einem anderen Tourguide) und mir Biryani essen gehen will. Leider ist e extrem schwer, einen Zeitpunkt abzupassen, an dem wir alle in Kolkata sind. Auch gestern hat es leider nicht geklappt und so hat Manjit gefehlt. Aber Biryani essen waren wir dann trotzdem. Und ich war das erste Mal in einem riesigen Einkaufszentrum in Indien. Das passt so überhaupt nicht hier nach Kolkata. War aber interessant, auch diesen Teil der Stadt mal zu sehen. Zum Glück war das nur der Treffpunkt. Das Biryani gab es dann in einem Restaurant außerhalb dieses unfassbar großen Gebäudes.
Danach ging es nochmal zurück in die Quest Mall. Ich habe gelernt, dass sich Menschen, die sich zwar nicht leisten können, hier einzukaufen, sich immerhin hier treffen um Selfies zu machen. Wie Arif sagt: "Wir sagen wir treffen uns in der Quest Mall, weil es cool klingt. Aber dann gehen wir zum Essen und Chai trinken nach draußen."
Zum Abschluss dieses schönen Abends gab es dann noch süßes Paan, ein Betelblatt gefüllt mit Trockenfrüchten, Nüssen und irgendeiner süßen Paste.
Nach drei Tagen in Kolkata fahre ich morgen wieder zurück in die Sundarbans. Mal schauen was die nächsten Wochen da so los ist und ob ich beim nächsten Mal sagen kann, dass jetzt langsam der Zeitpunkt gekommen ist, um zu gehen. So richtig vorstellen kann ich mir das in diesem Moment nicht. Genauso wenig, wie im Mai wieder in mein anderes Leben in Deutschland zu starten. Deswegen mochte ich die Redewendung, die mir ein Mann aus Kanada vor ein paar Tagen in dem Zusammenhang gesagt hat: "Lass uns die Brücke überqueren, wenn wir sie erreicht haben!"
Lasst es euch gut gehen, ihr Lieben.